Professur für Neuere deutsche und Vergleichende Literaturwissenschaft

Die Schwerpunkte der Heisenberg-Professur liegen in transnationalen Verflechtungen und Kulturtransfers in der deutschen und europäischen Literatur- und Kulturgeschichte vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Das Lehrangebot der Professur findet im BA vor allem in der Vertiefung „literarische Kulturen", im MA Kritik der Gegenwart: „Künste - Theorie - Geschichte" sowie im Komplementärstudium statt.

Kulturelle Austausch- und Kontaktzonen machen zwar deutschsprachige literarische Kulturen nicht erst aus, seitdem Deutschland sich nolens volens zur Einwanderungsgesellschaft bekannt hat, unsere Gegenwart verlangt aber zunehmend nach einer Literaturgeschichtsschreibung, die der Wirklichkeit der heutigen deutschen Einwanderungsgesellschaft gewachsen ist. Wir fragen also danach, wie literarische Kulturen auf globale Transformationen reagiert haben –etwa auf die durch den Kolonialismus bedingten Kulturkontakte und auf den Kulturtransfer aus dem ‚Orient‘ – oder aus ihnen hervorgegangen sind – wie am Phänomen des Exils von Heinrich Heine bis Anna Seghers und von Seghers bis Abbas Khider ersichtlich. Wir befragen aber auch die Literaturwissenschaft auf ihre Wissensproduktion hin: Wie verlaufen Prozesse der Kanonbildung, was schließen sie aus? Was sind die Kriterien, nach denen eine Literaturepoche gebaut wird, was bewirken sie und lassen sie sich produktiv ändern? Welche theoretische Rahmung(en) und welches philologische Ethos können den Phänomenen der Mehrsprachigkeit oder der Translingualität gerecht werden, die in vielen Erzeugnissen der ‚deutschen Literatur‘ (mit-)verhandelt werden? Kurz: Wie kann die Literaturwissenschaft gegenwärtige gesellschaftliche Transformationen kritisch reflektieren und produktiv begleiten? 

Die drei vom Heisenberg-Programm der DFG geförderten Forschungsprojekte loten das emanzipatorische Potential wie auch die Grenzen von Figuren und Konzepten aus, die allesamt im Universalismus der europäischen Aufklärung verankert sind: freies, autonomes Vernunftsubjekt (Thema I), Kosmopolitismus (Thema II) sowie Zivilreligion und Brüderlichkeit (Thema III).

In verschiedenen Konstellationen soll damit die große Erzählung der Säkularisierung kritisch hinterfragt werden, insbesondere die Idee eines linearen und homogenen Prozesses, der im Christentum verwurzelt ist, wobei transkulturelle Verflechtungen eine besondere Rolle spielen. Methodologisch eintalle Projekte die Auswahl literarischer Korpora, die nicht in den literaturwissenschaftlichen Kanon eingegangen sind: die aufklärerische Rezeption eines Werkes der islamischen Philosophie, die Literaturkritik und Essays eines Exilanten, der nicht nach Europa zurückkehrt, die (Propaganda-)Literatur des Frühsozialismus. Weil diese Texte Teil transkultureller bzw. transnationaler Verflechtungsgeschichten sind, lassen sie sich nämlich kaum nach den herkömmlichen Kriterien fachlicher bzw. nationalsprachlicher Zugehörigkeit zuordnen.

 

Einzelne Projekte:

 

I. Das Licht aus dem Orient: Ḥayy ibn Yaqẓān in der europäischen Aufklärung(1671-1765)

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II. Kosmopolitismus der Heimatlosen. Latein amerikanisch-jüdisch-europäische Verflechtungen am Beispiel von Anatol Rosenfeld und Anna Seghers (1937-1960) 
 

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III. Demokratie als Religion. Zur Literatur des Frühsozialismus

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Team

Leitung

  • Prof. Dr. Maud Meyzaud