Bild - Sprache - Kultur

Bild - Sprache - Kultur

 

Bild – Sprache – Kultur.
Ästhetische Perspektiven kritischer Theorie 

(2008/2009)

Im April 2008 fand an der LUL eine interdisziplinäre Tagung aus Anlass des 80. Geburtstags von Prof. em. Dr. Hermann Schweppenhäuser statt, die von Prof. Kramer organisiert wurde und sich mit zentralen Aspekten der Kritischen Theorie befasste, nämlich dem Bild-, Sprach- und dem Kulturbegriff.

Im Zusammenhang mit der Reflexion und Selbstreflexion der Kultur hat es in der Kritischen Theorie mit der Sprache und dem Bild eine besondere Bewandtnis. Beide begründen nicht nur eigene Zweige künstlerischer Tätigkeit. Beide formen auch auf maßgebliche Art den Modus, in dem wir unsere Gedanken entwickeln, sei es im Bereich der Imagination, sei es im Bereich der begrifflichen Spekulation. So kann es kaum erstaunen, dass die Kulturkritik, wo sie ihr Augenmerk auf die mögliche Überschreitung des Bestehenden richtet, immer auch das Medium mit bedacht hat, in dem diese Bewegung vollzogen wird. Insbesondere Benjamin und Adorno haben die unauflösliche Verwobenheit des Denkens mit der Sprache zu einem Ausgangspunkt ihres Philosophierens gemacht. Erkenntnis greift auf die generalisierenden, abstahierenden Möglichkeiten der Sprache zurück. Dieser für alles Philosophieren notwendigen Funktion der Sprache setzt die Kritische Theorie jedoch immer wieder eine weitere Funktion an die Seite, die sie in ihre Gestalt des Philosophierens ebenso integriert: Den Sprachbegriff vergegenwärtigt die Kritische Theorie, wie Hermann Schweppenhäuser schreibt, »an zwei Grundelementen […]: an der Sprache als Repräsentation und als Manifestation des sprachlich Bestimmten – an der Zwieschlächtigkeit ihrer Kraft der Generalisierung des Wirklichen und einer Gegenstrebigkeit zum eigenen Ausdruck des Generalisierten, eingeschlossen den des Generalisierens selber. Es ist der schwierige Begriff von der Sprache als einer polaren Komplexion […]. Man könnte ihn […] etwa so umschreiben, daß lingua index suae et rationis, der index selbst jedoch illingual in dem Sinn ist, daß Sprache, die Objektivation und Selbsterhellung der Vernunft – der Logos als Wort und als Geist – zugleich auch Ausdruck: Manifestation eines andern als Sprache ist […], einer ›Subgrammatik‹, die zur logisch-sprachlichen ähnlich sich verhält wie das Unbewußte zum Bewußten, […] so, daß beides in Figuration ist, sich wechselweise verdeckt und doch auch durchdringt. Im Sinn solcher Figuration ist das Sprachproblem […] bei Horkheimer und Adorno gestellt.« Auch bei Benjamin weist die Sprache in diesem Sinne mehrfache Verschränkungen auf. Die Sphäre des Bildes ist, insbesondere bei Benjamin und Adorno, engstens an die der Sprache gebunden. Es ist nicht der Abbildcharakter des Bildes, seine Widerspiegelungsfunktion, sondern es ist der erkenntnistheortisch relevante Verweisungs- und Ausdruckscharakter, der es zu einer zentralen Größe in den Reflexionen der Kritischen Theorie macht. Terme wie Städtebild, Denkbild und dialektisches Bild gehören ebenso in diesen Bereich wie jene des (ästhetischen) Scheins, der Aura, des Fetischs, der apparition oder der Konstellation. Bild und Sprache sind aufeinander verwiesen.

Die Tagungsbeiträge widmeten sich ästhetischen Perspektiven der Kritischen Theorie, wie sie sich nach dem Durchgang durch diskursanalytische und dekonstruktivistische sowie im Anschluss an hermeneutische Tendenzen der letzten Jahrzehnte darstellen. Methodologisch orientierte Beiträge und exemplarische Studien zu Einzelphänomenen im Bereich des Ästhetischen waren gleichermaßen vertreten. Unterschiedliche Dimensionen von Sprachlichkeit und Bildlichkeit standen im Mittelpunkt. Die einhergehenden Fragestellungen wurden teils in historischer, teils in systematischer Perspektive entwickelt.

Die Ergebnisse der Tagung liegen mittlerweile in überarbeiteter und erweiterter Form als Publikation vor:
Sven Kramer (Hg.): Bild – Sprache – Kultur. Ästhetische Perspektiven kritischer Theorie. Hermann Schweppenhäuser zum 80. Geburtstag, Würzburg: Königshausen & Neumann, 2009.