Neue Publikation von Mats Kahl in Energy Economics
07.11.2024
Die Benzinpreise in Polen sind deutlich niedriger als in Deutschland, was insbesondere auf die niedrigeren Steuern in Polen zurückgeführt werden kann. Die niedrigeren Benzinpreise in Polen könnten durch grenzübergreifenden Wettbewerb zu niedrigeren Preisen im deutschen Grenzgebiet führen. Doch in der jüngsten Untersuchung von Mats Kahl zeigt sich ein anderes Bild.
In der Studie „Cross-border competition in the gasoline retail market: Impact of proximity at the German-Polish border“ analysiert Mats Kahl, wie die anhaltend geringeren Benzinpreise in Polen die Preissetzung in der deutschen Grenzregion beeinflussen. Basierend auf einem Datensatz aller Benzinpreise in der deutschen Grenzregion und einer exakten Erfassung der Fahrstrecken zwischen den Tankstellen schätzt Mats Kahl, wie sich ein zusätzlicher Kilometer Entfernung zum nächsten polnischen Wettbewerber auf den Preis deutscher Tankstellen auswirkt.
Die Studie zeigt, dass deutsche Tankstellen wiedererwartend nicht in einen Preiswettbewerb mit ihren polnischen Pendants eintreten. Die deskriptive Analyse der Tankstelleninfrastruktur in der deutschen Grenzregion offenbart eine zunehmend geringe Dichte an Tankstellen, wenn man sich der polnischen Grenze nähert, zusammen mit einem wachsenden Anteil an Premium-Marken. Diese Ergebnisse können den Effekt erheblich geringerer Steuern in Polen widerspiegeln, welche deutsche Tankstellen davon abhalten, sich in der Nähe der Grenze zu etablieren und einen grenzüberschreitenden Preiswettbewerb effektiv ausschließen.
Die Forschung legt damit indirekt nahe, dass es einen nicht unerheblichen Treibstofftourismus gibt, bei dem Menschen über die Grenze fahren, um billigeres Benzin zu kaufen. Individuen nehmen offenbar die monetären und zeitlichen Mehrkosten auf sich, um geringfügig beim Tanken zu sparen. Das Phänomen des Treibstofftourismus bringt darüber hinaus aber erhebliche wirtschaftliche und ökologische Nachteile, die bei der individuellen Tankentscheidung offenbar nicht ausreichend berücksichtigt werden. Neben entgangenen Steuereinnahmen aufgrund von Verbrauchern, die im Ausland tanken, steigen auch die infrastrukturellen Kosten etwa durch erhöhten Straßenverschleiß. Darüber hinaus führt das zusätzliche Fahren zu einer stärkeren Umweltbelastung und fördert den Klimawandel.
Diese Untersuchung, die in der renommierten Zeitschrift Energy Economics veröffentlicht wurden, liefert wichtige Erkenntnisse für das Verständnis der Dynamik des Kraftstoffmarktes in grenznahen Regionen.
Die vollständige Studie ist unter einer Open-Access-Lizenz verfügbar unter https://doi.org/10.1016/j.eneco.2024.107961