Biokulturelle Diversität in Agrarlandschaften des globalen Südens

Biokulturelle Diversität – die kulturelle und biologische Vielfalt von sozial-ökologischen Systemen – geht mit alarmierender Geschwindigkeit verloren. Dies beinhaltet sowohl den Verlust der Vielfalt wildlebender und genutzter Tiere und Pflanzen, als auch die damit verknüpften traditionellen Wertesysteme, Wissensformen und Praktiken. Bisherige Forschungsarbeiten beschäftigten sich besonders mit der Beschreibung und dem Erhalt von biokultureller Diversität. Der Beitrag von biokultureller Diversität zur Nachhaltigkeit wurde bisher jedoch noch nicht systematisch erfasst. Diese Forschungslücke soll mit dem vorliegenden Projekt anhand der Untersuchung von Agrarlandschaften des globalen Südens geschlossen werden. Im globalen Süden ist der Verlust von biokultureller Diversität besonders eng mit fortschreitender Umweltzerstörung und sozialen Ungerechtigkeiten verbunden.

Es wird zunächst das Konzept der biokulturellen Diversität in Bezug zur Nachhaltigkeit kritisch reflektiert. Anschließend wird in einer ausgewählten Fallstudie in Bolivien das Verhältnis von biokultureller Diversität zu Nachhaltigkeitsindikatoren und deren Steuerungsmechanismen empirisch untersucht. Basierend darauf werden für eine größere Zahl von Landschaften des globalen Südens generelle Prinzipien erarbeitet, wie biokulturelle Diversität zu mehr Nachhaltigkeit beitragen kann. Anhand von Workshops mit lokalen Akteuren wird der Beitrag biokultureller Diversität zu einer gerechteren und umweltfreundlicheren Zukunft praxisnah ausgearbeitet. Ziel des Projektes ist es, den möglichen Beitrag von biokultureller Vielfalt zur Nachhaltigkeit aus einer inter- und transdisziplinären Perspektive zu untersuchen.

Landschaft Bolivien ©Jan Hanspach
Im Feld ©Jan Hanspach
Dorf in Bolivien ©Jan Hanspach

Daten

Dauer: 5 Jahre (2019 bis 2024)
Finanzierung: gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)

Internationale Partner

Fundacion Tierra

TIER­RA ist eine bo­li­via­ni­sche Nichtregierungsorganisation, die sich der Su­che nach Ide­en für eine nach­hal­ti­ge länd­li­che Ent­wick­lung in­di­ge­ner und bäuer­li­cher Ge­mein­schaf­ten widmet. Haupt­auf­ga­be ist die Förde­rung einer ge­rech­ten Ver­tei­lung und Nut­zung natürli­cher Res­sour­cen. TIER­RA betreibt eine stark anwendungsbezogene Forschung, die u.a. der Etablierung einer Ge­mein­schaft von Kleinbauern, Ak­ti­vis­ten, und verschiedenen Ak­teu­ren und Ent­schei­dungs­trägern dienen soll. TIER­RA un­terstützt zu­dem die Ent­wick­lung von lo­ka­len Ka­pa­zitäten für die Teil­nah­me von in­di­ge­nen, ein­hei­mi­schen und bäuer­li­chen Or­ga­ni­sa­tio­nen an Ent­schei­dungs­pro­zes­sen. Gemeinsam mit TIERRA werden die Feld­for­schung in Bo­li­vi­en planen und durchführen.

Heinrich-Böll-Stiftung

Die Heinrich-Böll-Stiftung versteht sich als eine reformpolitische Zukunftswerkstatt für grüne Ideen und Projekte und unterhält ein internationales Netzwerk mit Büros in 30 Ländern. Ein Kernaspekt der Stiftungsarbeit ist dabei die Nachhaltigkeit von Agrarlandschaften. Die Zusammenarbeit mit der Heinrich-Böll-Stiftung im Rahmen des Projektes beinhaltet Kooperationen mit den Auslandsbüros, gemeinsame Publikationen von Projektergebnissen, sowie die Durchführung einer Podiumsdiskussion im Rahmen der politischen Bildungsarbeit in Deutschland.

Bioversity International

Bioversity International ist eine global agierende Forschungseinrichtung mit der Vision, durch den Erhalt von Agrobiodiversität Nahrungssicherheilt und Nachhaltigkeit zu erreichen. Bioversity International ist Teil der Consultative Group for International Agricultural Research (CGIAR) und arbeitet eng mit lokalen Akteuren in 35 Ländern des globalen Südens zusammen. In unserem Projekt werden wir für die globale, vergleichende Studie gemeinsam die Forschugsfragen spezifizieren und Workshops organisieren und durchführen.

Programme on Ecosystem Change and Society (PECS)

Das Programme on Ecosystem Change and Society (PECS) ist ein globales Forschungsprojekt im Rahmen von Future Earth und ist am Stockholm Resilience Centre angesiedelt. PECS hat das Ziel, generelle Prinzipien für ein nachhaltiges Management von sozial-ökologischen Systemen zu erarbeiten. Dieses Projekt wurde als eine sozial-ökologische Fallstudie in PECS aufgenommen und trägt damit zur empirisch-vergleichenden Nachhaltigkeitsforschung bei. Die Ergebnisse fließen in politische Prozesse und Entscheidungen auf internationaler Ebene ein.

BioKultDiv als PECS Fallstudie

Team und Kontakt

Projektleiter

  • Dr. Jan Hanspach

PostDoc und Koordinatorin Bolivien

  • Dr. Isabel Díaz Reviriego

Doktorand*innen

  • Camila Benavides Frias
  • Stefan Ortiz Przychodzka

Projektassistentin

  • Sophie Stange

Publikationen und Downloads

Publikationen

Hanspach (2020): Book Review: UNESCO Biosphere Reserves: Supporting Biocultural Diversity, Sustainability and Society, Society & Natural Resources.

Hanspach et al. (2020): Biocultural approaches to sustainability: A systematic review of the scientific literature, People and Nature, 1-17.

Hanspach et al. (2021): Crisis-induced disruptions in place-based social-ecological research ‐ an opportunity for redirection. GAIA - Ecological Perspectives for Science and Society, 30, 72–76.

Ortiz-Przychodzka (2022, 15. Dezember): En Bolivia, el bosque seco está en grave riesgo. Envol Vert. https://envol-vert.org/es/actualidades/2022/12/en-bolivie-la-foret-seche-de-chiquitano-est-gravement-menacee-de-disparition/.

Burke et al. (2023): Indigenous and local knowledge in biocultural approaches to sustainability: a review of the literature in Spanish, Ecosystems and People, 19:1, 2157490, DOI: 10.1080/26395916.2022.2157490