Heinrich-Heine-Gastdozent 2016: Abbas Khider

Der deutsch-irakische Schriftsteller Abbas Khider war vom 9. bis 11. Juni 2016 als achter Heinrich-Heine-Gastdozentur an der Leuphana. Am 9. Juni sprach er im Rahmen einer öffentlichen Vorlesung über sein Werk und den aktuellen Roman „Ohrfeige“ (Hanser Verlag). Die Literaturkritikerin und Kulturjournalistin Claudia Kramatschek moderierte die Veranstaltung.

In seinem Roman „Ohrfeige“ wirft Abbas Khider eine der zentralen Fragen unserer Gegenwart auf: Was bedeutet es für einen Menschen, wenn er weder in der Heimat noch in der Fremde leben darf? Ein Flüchtling betritt die Ausländerbehörde, um ein letztes Mal seine zuständige Sachbearbeiterin aufzusuchen. Er ist wütend und hat nur einen Wunsch: dass ihm endlich jemand zuhört. Als Karim drei Jahre zuvor von der Ladefläche eines Transporters ins Freie springt, glaubt er in Frankreich zu sein. Bis dorthin hat er für seine Flucht aus dem Irak bezahlt. In Wahrheit ist er mitten in der bayerischen Provinz gelandet. Er kämpft sich durch Formulare und Asylunterkünfte bis er plötzlich seinen Widerruf erhält und abgeschoben werden soll. Jetzt steht er wieder ganz am Anfang.

Abbas Khider © t&w ©Abbas Khider © t&w
Abbas Khider © t&w

1973 in Bagdad geboren, wurde Abbas Khider mit 19 Jahren wegen seiner politischen Aktivitäten verhaftet. Nach der Entlassung floh er 1996 aus dem Irak und hielt sich als „illegaler“ Flüchtling in verschiedenen Ländern auf. Seit 2000 lebt er in Deutschland. Er studierte Literatur und Philosophie in München und Potsdam. 2008 erschien sein Debütroman „Der falsche Inder“; es folgten die Romane „Die Orangen des Präsidenten“ (2011) und „Brief in die Auberginenrepublik“ (2013). Er erhielt verschiedene Auszeichnungen, u.a. 2013 den Nelly-Sachs-Preis sowie den Hilde-Domin-Preis.