Heinrich-Heine-Gastdozent 2020: John von Düffel
Der Autor und Dramaturg John von Düffel war 2020 als zwölfter Heinrich-Heine-Gastdozent an der Leuphana. Obwohl das Sommersemester an der Universität digital lief, konnte John von Düffel seinen Workshop mit den Studierenden am 25. und 26. Juni als Präsenzseminar durchführen. Ein Begleitseminar zur Gastdozentur hat sich im Sommersemester mit dem Autor und seinem Werk befasst. Nun können die Studierenden ihn persönlich kennenlernen und ihm ihre Fragen stellen. Die öffentliche Veranstaltung im Rahmen der Gastdozentur wurde am Donnerstag, 26.06., um 18.30 Uhr live gestreamt und steht auf dem YouTube-Kanal des Leuphana College und der Internetseite des Literaturbüros als Video zur Verfügung. Im Zentrum stand die Poetik John von Düffels und sein im Frühjahr 2020 erschienenes Buch „Der brennende See“ (DuMont Buchverlag). Ein Roman über eine Generation zwischen den Generationen: zwischen den Erblasten der Vergangenheit auf der einen Seite und einer sich rasant verändernden Zukunft auf der anderen. Joachim Dicks, NDR Kultur, führte das Gespräch mit John von Düffel.
Zum Roman: Hannah, Tochter eines Schriftstellers, kehrt nach dem Tod ihres Vaters in die Stadt ihrer Kindheit zurück. An seinem Erbe ist sie wenig interessiert. Doch als Hannah erste Schritte unternimmt, die Wohnung des Verstorbenen aufzulösen, findet sie an seinem Totenbett das Foto einer Unbekannten. In der flimmernden Hitze eines erneut rekordverdächtig trockenen Aprils begibt Hannah sich mit diesem Bild auf Spurensuche. Bald muss sie erkennen, dass nicht nur die vertraute Landschaft ihrer Kindheit sich in Staub und Rauch auflöst. Alle Bilder der Vergangenheit entgleiten ihr, nicht zuletzt das ihres Vaters. Als sie dann auf die Fridays-for-Future-Aktivistin Julia stößt, die sich in ihrem Kampf um Klimagerechtigkeit auf fragwürdige Weise radikalisiert hat, muss sie feststellen, dass ihr Vater dieser jungen Frau am Ende näherstand als ihr. Womöglich ist sie sogar die wahre Tochter des Schriftstellers.
John von Düffel, 1966 in Göttingen geboren, arbeitet als Dramaturg am Deutschen Theater Berlin und ist Professor für Szenisches Schreiben an der Berliner Universität der Künste. Seit 1998 veröffentlicht er Romane und Erzählungsbände bei DuMont, u. a. „Vom Wasser“ (1998), „Houwelandt“ (2004), „Wassererzählungen“ (2014) und „Das Klassenbuch“ (2017) und im Frühjahr 2020 den Roman „Der brennende See“. Seine Werke wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u. a. mit dem aspekte-Literaturpreis und dem Nicolas-Born-Preis.