Katja Petrowskaja

Public Fellow Katja Petrowskaja ©Julia Knop
Public Fellow Katja Petrowskaja an der Leuphana Universität

Schriftstellerin, Journalistin, Literaturwissenschaftlerin

Katja Petrowskaja (*1970 in Kiew) studierte Literaturwissenschaften in Tartu und Moskau und schreibt als Journalistin für deutsche Medien. Ihr literarisches Debüt „Vielleicht Esther“ (2014) wurde mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnet und in über 30 Sprachen übersetzt. Zuletzt erschienen ihr Foto-Essay Band „Das Foto schaute mich an“ im Suhrkamp Verlag. Die Autorin lebt in Berlin. Sie ist Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.

Katja Petrowskaja erinnert daran, dass „Wahrheit“ auf unzuverlässigen Erinnerungen beruhen kann und wir von zahlreichen Stimmen der Vergangenheit geformt werden. Für die Autorin schließen die Geschichten ihrer ukrainisch-jüdischen Familie in ihrer fragmentarischen, unabgeschlossenen Form die traumatischen Erfahrungen des 20. Jahrhunderts auf und ermöglichen gleichzeitig eine Emanzipation.

Ihr Schreiben in deutscher Sprache stellt den Wunsch oder die Aufforderung einer eindeutigen Zugehörigkeit in Frage; sie befreit die Sprache aus ihren historischen Kontexten der „Machthaber“.

Ihre Überzeugung, Sprache sei „unschuldig“, korrespondiert mit ihrer Methode, die den Zufall als Ausgangpunkt des Schreibens nimmt. So bezeichnet sie ihre 2022 unter dem Titel „Das Foto schaute mich an“ erschienenen Kolumnen als „Kalender der Begegnungen“, da ihre Arbeit vom zufälligen Auffinden der Bilder u.a. im Internet, in Zeitungen, Familienarchiven, Ausstellungen und auf Flohmärkten ausgeht.

Mit ihrer Suche nach den Potentialen von Bildern korrespondiert Petrowskajas Arbeit mit dem Ziel des LIAS, Möglichkeitsräume gegenüber vermeintlichen Gewissheiten zu erschließen. Katja Petrowskajas Arbeit zeichnet sich nicht zuletzt durch Kritikfähigkeit, Entdecken von Fragen bei vermeintlich selbstverständlichen Sach-Verhalten, das gelingende und nicht gelingende Zusammenleben in der Reibung verschiedener Sprachen und Zuschreibungen. Geschichte wird für die Autorin „in der Kluft der Sprachen, im Tausch, in der Verwechslung von Rollen und Blickwinkeln“ beschreibbar.

Katja Petrowskaja ist als Public Fellow des LIAS in Culture and Society eingeladen, entlang der Projekte der Fellows eine Deutungsarbeit und Vermittlung der wissenschaftlichen Arbeit am LIAS für eine breitere Öffentlichkeit zu leisten und auf die Programmatik des LIAS mit ihrer eigenen Weise des Schreibens zu reagieren. Sie macht auf neue Themen aufmerksam und bereichert umgekehrt wissenschaftliche Arbeit und Fragen durch eine literarische Schreibweise und einen anderen Blick.

AUSBILDUNG

  • 1987-1992 Studium der Literaturwissenschaft und Slawistik in Tartu (Estland)
  • 1998 Promotion in Literaturwissenschaft und Slawistik an der Russischen Staatlichen Humanistischen Universität Moskau

JÜNGSTE WERKE

  • Das Foto schaute mich an. Kolumnen. Suhrkamp, Berlin 2022
  • Vielleicht Esther. Geschichten. Suhrkamp, Berlin 2014.
  • Die Auserwählten. Ein Sommer im Ferienlager von Orlionok. Bildreportage von Anita Back mit einem Essay von Katja Petrowskaja und einem Vorwort von Joachim Jäger. Braus, Berlin 2012.
  • 2011 bis 2013 die Kolumne „Die west-östliche Diva“ in der Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung
  • seit 2015 die Kolumne „Bild der Woche“ in der Frankfurter Allgemeine Zeitung