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Soziale Diversität in der Praxis bei diversu e.V. – „Gleichbehandlung kann zu Ungerechtigkeit führen“

23.05.2023 Das Lüneburger Institut für Diversity, Natur, Gender, Nachhaltigkeit – diversu e.V. – forscht und berät zum Thema Antidiskriminierung und bietet eine Anlaufstelle: sowohl für Menschen, die Diskriminierung erfahren als auch für diejenigen, die sich in puncto Diversität und Awareness weiterbilden möchten. Sie sind in diesem Jahr auch beim Diversity-Tag der Leuphana vertreten.

„Du siehst aber gar nicht krank aus“ – diesen Satz haben Menschen mit nicht-sichtbaren Einschränkungen sicher schon oft hören müssen. Dazu gehören zum Beispiel chronische oder psychischen Erkrankungen. Der Verein diversu e.V. klärt über die Problematiken auf, mit denen Betroffene von Diskriminierung aller Art konfrontiert sind. „Die Türen zum diversu-Büro stehen für Interessierte immer offen“, betont Dr. Christine „Nina“ Katz. Sie war vor zehn Jahren eine der Gründer*innen des Vereins, seit 2018 ist sie geschäftsführende Vorständin von diversu. Fünf Mitarbeiter*innen arbeiten im Büro in der Lüneburger Lindenstraße. Marielle Mangold ist eine von ihnen. Seit einem Jahr organisiert die studierte Kulturwissenschaftlerin bei diversu Veranstaltungen und Projekte zum Thema Antidiskriminierung.

War das nur ein blöder Spruch – oder eine diskriminierende Äußerung? Wer eine unangenehme Situation erlebt hat und diese nicht richtig einordnen kann, kann sich an Nina Katz und ihre Kolleg*innen wenden: „Wir sind eine Stelle, bei der man überhaupt erst einmal herausfinden kann, dass das, was einem passiert ist, mit Diskriminierung zu tun hat“, erklärt sie, „und dass es in so einem Fall die Möglichkeit gibt, rechtlich dagegen vorzugehen.“ Von Unternehmen und Institutionen erhielten sie ebenfalls viele Beratungs- und Kooperationsanfragen. „Das hat alles etwas mit dem AGG, dem Allgemeinen Gleichstellungsgesetzt zu tun, weil dort vorgeschrieben ist, dass Unternehmen solche Beschwerdestellen einrichten müssen“, sagt Katz, „aber die Unternehmen bemühen sich auch zusehends, eine andere Kultur für ihre Mitarbeiter*innen aufzubauen.“

Eine Form von Diskriminierung, die oft nicht im Fokus der gesellschaftlichen Diskussion steht, sind sogenannte nicht-sichtbare Einschränkungen. Und zwar genau aus diesem Grund: Menschen, die davon betroffen sind, sieht man dies von außen nicht an – auf sie wird daher im Alltag oft keine Rücksicht genommen. Nina Katz kennt solche Fälle: „Es kann zum Beispiel sein, dass eine Person in der angegebenen Prüfungszeit die Aufgaben einer Klausur nicht bewältigen kann, weil sie nicht die nötige Konzentrationsfähigkeit besitzt.“ Bisher sei es nur wenigen bekannt, dass Betroffenen solch einer Diagnose Alternativen in Form eines Nachteilsausgleichs zur Verfügung stehen. „In so einem Fall kann eine Gleichbehandlung aller zu mehr Ungerechtigkeit führen, und da kommen wir ins Spiel“, erklärt Nina Katz, „wir sammeln solche Missstände, gehen dann mit der Institution ins Gespräch und versuchen gemeinsam, Optionen zu erarbeiten, um die Situation Betroffener zu erleichtern.“

Seit Juni 2022 arbeitet die Leuphana mit diversu als externe Beratungsstelle zusammen. „Alle Studierenden und Mitarbeitenden der Leuphana können, auch anonym, auf uns zukommen“, erzählt Nina Katz. Jeden Freitag von 9 bis 12 Uhr sind Berater*innen im Raum C 12.003 auf dem Campus erreichbar – und darüber hinaus jederzeit im Büro in der Lindenstraße 24 oder über das Online-Portal des Vereins. „Wenn jemand mit einem Problem zu uns kommt, aber sich erst einmal sortieren möchte und nicht will, dass das weitergegeben wird, tun wir das natürlich auch nicht – wir schützen die Betroffenen und haben ein Schweigegebot“, betont Nina Katz. Zusätzliche Projekte und Formate, die den Zugang zur Beratung zu erleichtern und auf das Angebot aufmerksam machen sollen, würden noch in diesem Semester an der Leuphana durchgeführt, erzählen Katz und Mangold. Eine weitere Möglichkeit, sich zu informieren, bietet der Inklusive Solidaritätslauf am 10. Juni auf den Sülzwiesen, den Leuphana-Alumna Marielle Mangold organisiert hat und an dem alle Interessierten willkommen sind.

Kontakt

  • Florentine Haack, M.A.