• Leuphana
  • Zentren
  • LIAS
  • Premiere im Museum Lüneburg: Poesie Lesung mit renommierten Schriftstellerinnen

Premiere im Museum Lüneburg: Poesie Lesung mit renommierten Schriftstellerinnen

14.03.2024 Erstmals gemeinsam präsentierten die international bekannten Dichterinnen und Wissenschaftlerinnen Yvette Christiansë und Rosalind C. Morris unter dem Titel „Antipodes“ ausgewählte Texte ihrer Werke in einer einzigartigen Poesie-Lesung. Begleitet wurde die Veranstaltung von einem Gespräch und einer Moderation durch die ukrainische Schriftstellerin Katja Petrowskaja, derzeit Public Fellow am LIAS.

Yvette Christiansë und Rosalind Morris ©Christine Kramer
Yvette Christiansë ©Christine Kramer
Rosalind Morris ©Christine Kramer

Wer sich fragt, was eine Lesung von Gedichten mit der Grundlagenforschung am LIAS zu tun hat, dem sei der Wunsch entgegengesetzt, sie*er sei dabei gewesen. Denn Rosalind C. Morris, Professorin für Ethnologie an der Columbia University, LIAS-Senior Fellow und Dichterin sagte an einem bemerkenswerten Abend im Museum Lüneburg: „Poesie ist die Verweigerung der Idee, dass es irgendeinen Endpunkt des Zuhörens gibt, die Verweigerung der Idee, dass da eine einzige Antwort existiert. Man könnte sagen, Poesie ist potenziell antitotalitär.“ Und damit formulierte sie die Programmatik des Leuphana Institutes for Advanced Studies (LIAS) aus poetischer Sicht: Die Pluralisierung von Möglichkeiten und die Potentialisierung als forschende Haltung.

Diese besondere Zusammenkunft markierte eine Premiere für beide Schriftstellerinnen, die ihre Gedichte in einem innovativen Format präsentierten. Dabei lasen sie abwechselnd ausgewählte Werke vor, während die Texte simultan für das Publikum sichtbar an die Wand projiziert wurden, um auch Nicht-Muttersprachler*innen den Zugang zu erleichtern. „Wir reisen von kleinen Welten zu großen und sind an zahlreichen Orten gewesen“, fasste Katja Petrowskaja die Lesung zusammen. Denn die lyrisch bearbeiteten Themen reichten von Krieg und Verlust bis hin zu Liebe und Kolonialismus, von biblischen Metaphern bis hin zu historischen Quellen und Ereignissen. Dabei wurden biblische Referenzen und die kulturellen Einflüsse auf die englische Literatur thematisiert.

Nicht zuletzt trafen hier kanadisch-amerikanische (Morris), südafrikanische (Christiansë) und russisch-ukrainische (Petrowskaja) Biografien zusammen, was die Frage nach der Macht der Worte in totalitären Systemen und unter den gegenwärtigen post-demokratischen Strömungen aufwarf. In ihrer Replik formulierten die Autorinnen, die Rolle der Poesie sei als eine radikale Form des Ausdrucks und der Freiheit zu sehen. Rosalind C. Morris erinnerte daran, dass wir in einer Zeit leben, in der sogar die Freiheit der Prosa, in der fiktive Figuren alles sagen dürfen, unter Druck gerät. Die Dichterin und Professorin für Africana Studies am Barnard College, Yvette Christiansë, die aus ihren Werken „Castaway“ und „Imprendahora“ las, brachte ihre Erfahrungen ein: „Sprache kann wie ein Schlag ins Gesicht sein. Durch die rassistische Sprache der Beleidigung absorbieren Menschen nicht zuletzt Scham.“