Totalising Temporalities: Time and History in Nationalist Movements

Workshop der LIAS Fellows Verena Adamik und Adriá Alcoverro

16.03.2024 LIAS Fellow Verena Adamik und Adriá Alcoverro begrüßten Gäste und Zuhörer*innen zu ihrem Workshop "Totalising Temporalities: Time and History in Nationalist Movements", in welchem Fragen der Zeitlichkeit in Bezug auf historische und aktuelle nationalistische Bewegungen nachgegangenn wurde.

Zwei Gäste des Workshops in Unterhaltung ©Christine Kramer
Der Workshopraum in totaler Ansicht, in der Mitte Tische zu einer rechteckigen Tafel angeordnet. Drum herum sitzen die Teilnehmer*innen. ©Christine Kramer
Zwei weitere Gäste des Workshops hören zu ©Christine Kramer
LIAS Fellow Verena Adamik lächelt und hört einem Redebeitrag zu ©Christine Kramer

Der Workshop „Totalizing Temporalities: Zeit und Geschichte in nationalistischen Bewegungen“ blickte auf die Krise der Zeit im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts sowie auf die Zeitauffassung im gegenwärtigen Kapitalismus nach der Finanzkrise von 2008. Methodisch stellte die interdisziplinäre Denkweise die für akademische Konferenzen typische Aufteilung der Panels auf den Kopf. „Anstatt die Zeit für produktive Diskussionen auf ein Minimum zu reduzieren“, so Verena Adamik, die zusammen mit Adrià Alcoverro den Workshop organsiert hat, „haben wir in einem ausgedehnten Rundtisch-Workshop eine intensive Debatte geführt.“

Ausgangspunkt des Workshops war die Frage, in wie weit Unterschiede und die Parallelen zwischen historischen nationalistischen Bewegungen (nicht ausschließlich auf die europäischen faschistischen Nationen des letzten Jahrhunderts beschränkt; wir legten zusätzlich Fokus auf die Black Nationalists der USA am Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts) und der aktuelle Aufstieg der extremen Rechten die Forschung beeinflussen und produktive Einsichten liefern können. Die Frage der Zeitlichkeit erwies sich hierbei von zentraler Bedeutung: die Zeitvorstellungen der verschiedenen Bewegungen brechen aus unterschiedlichen Gründen mit dem linearen Fortschrittsgedanken und dem resultierendem utopischen Telos der Moderne. Für Black Nationalists ist die moderne Zeit mit brutaler rassistischer Unterdrückung verknüpft; in der gegenwärtigen Krise der liberalen Demokratien nistet die extreme Rechtebequem im Rahmen des postfordistischen Kapitalismus in einem Vakuum von Geschichte und Zukunft.

Dieses Thema kann aus der Perspektive einer Reihe von Disziplinen bearbeitet werden, die unterschiedliche Zeiträume analysieren. „Wir haben eine gemeinsame Diskussionsgrundlage zwischen amerikanischen Literaturwissenschaftler*innen, Historiker*innen, Politikwissenschaftler*innen, Medienwissenschaftler*innen und Soziolog*innen geschaffen, um disziplinäre Trennungen zu überwinden“, erläutert Adamik, „Wir stellen uns gegen die Neigung, akademische Debatten im Namen der Sakralisierung epistemologischer Traditionen zu unterdrücken.“ Die Teilnehmer*innen waren einer Meinung, dass nur ein aktives Bemühen und das Streben, komplexe soziale Phänomene in der Vergangenheit und in der Gegenwart kritisch zu erfassen und zu theoretisieren, diese Grenze zwischen Disziplinen überwinden hilft.

Die Diskussion über Zeitlichkeit brachte Einsichten und eine gemeinsame Agenda für die Neustrukturierung der Forschung hervor: zum Beispiel in Form einer neuen Herangehensweise an die Theorie von Benedict Anderson, die fundamental das akademische Denken zum Nationalismus beeinflusst hat, in Zeiten des Wiederauflebens von Traditionalismus und Nation; sowie die Verbindung von Nationalismuskritik und Marktnihilismus durch die Untersuchung von Zeitlichkeiten. Die Organisator*innen arbeiten daran, den intellektuellen Austausch in Form einer gemeinsamen interdisziplinären Publikation fortzusetzen.