Public Fellow 2024/25

Charlotte Wiedemann wurde 1954 in Mönchengladbach geboren. Nach ihrem 1979 abgeschlossenen Magisterstudium der Pädagogik und Soziologie in Göttingen besuchte sie die Hamburger Journalistenschule. Zwischen 1983 und 1999 war sie als politische Korrespondentin für den Stern, Die Woche und die tageszeitung tätig und berichtete über innenpolitische und zeitgeschichtliche Themen – nach der deutschen Wiedervereinigung mit den Schwerpunkten neuer Nationalismus und Wiedergeburt des Rechtsintellektualismus sowie die sogenannten vergessenen Opfer des Nationalsozialismus auf der anderen Seite des ehemaligen Eisernen Vorhangs.

1999 wechselte Wiedemann zur Auslandsberichterstattung. Bis 2003 lebte sie in Malaysia, recherchierte in ganz Südostasien zu Menschenrechten, gesellschaftlichen Entwicklungen und interreligiösen Beziehungen und schrieb für »Die Zeit«, »Le Monde diplomatique«, »Blätter für deutsche und internationale Politik« und »Der Freitag«. Nach ihrer Rückkehr nach Deutschland berichtete sie als reisende Reporterin vor allem über muslimische oder islamisch geprägte Gesellschaften. Ihre Recherchereisen für »Die Zeit«, »Geo« oder »Le Monde diplomatique« führten sie in zahlreiche Länder Westasiens sowie Nord- und Westafrikas. Sie veröffentlichte Bücher über Mali, den Iran und die vielfältigen Rollen von Frauen in muslimischen Gesellschaften.

In den letzten Jahren hat Wiedemann ihren Themenkreis erweitert und sich mit den Beziehungen zwischen Menschen verschiedener Hautfarbe, Postkolonialismus und dem globalen Rückgang des weißen westlichen Einflusses auseinandergesetzt: In »Der lange Abschied von der weißen Dominanz« untersucht sie in persönlichem Stil, was sich in Deutschland und weltweit seit ihrer Kindheit geändert hat, und diskutiert, wie die Verantwortung für den Holocaust in Zeiten von Migration und Rechtspopulismus neu gerahmt werden kann. Für ihr neuestes Buch »Den Schmerz der Anderen begreifen. Holocaust und Weltgedächtnis« hat sie Orte kolonialer und faschistischer Massenverbrechen von Litauen bis Indonesien aufgesucht und lässt die Leser*innen an ihren Überlegungen zu historischen Unterschieden und ethischen Gemeinsamkeiten teilhaben. In diesem Zusammenhang spricht sie sich dafür aus, palästinensische Stimmen in die deutsche Holocaust-Erinnerungskultur einzubeziehen ­– eine Position, die sich als äußerst kontrovers erweisen sollte. In der Folge hat sie viel zur Dreiecksbeziehung Deutschland/Israel/Palästina, zu Erinnerung und Postkolonialismus geschrieben und gesprochen und ihre Gedanken auf internationalen Konferenzen vorgestellt.

Wiedemann war auch als Dozentin für Journalismus und kreatives Schreiben tätig und hat sich zudem einen Namen als Medienkritikerin gemacht.

AUSBILDUNG

1979 Magister in (Sozial)Pädagogik und Soziologie, Georg-August-Universität Göttingen
Hamburger Journalistenschule (heute: Henri-Nannen-Schule)

JÜNGSTE VERÖFFENTLICHUNGEN

Den Schmerz der Anderen begreifen. Holocaust und Weltgedächtnis, Berlin: Propyläen, 2022.
Der lange Abschied von der weißen Dominanz, München: dtv, 2019.
Der neue Iran. Eine Gesellschaft tritt aus dem Schatten, München: dtv, 2019
Vom Versuch, nicht weiß zu schreiben. Oder: wie Journalismus unser Weltbild prägt, Köln: PapyRossa Verlag, 2018.
Mali oder das Ringen um Würde. Meine Reisen in einem verwundeten Land, München: Pantheon, 2014.
»Ihr wisst nichts über uns!« Meine Reisen durch einen unbekannten Islam, Freiburg/Basel/Wien: Herder, 2012.
Die Hütte der kleinen Sätze. Politische Reportagen aus Südostasien, Berlin: Edition Freitag, 2004.

AUSZEICHNUNGEN

2017: Spezialpreis der Otto-Brenner-Stiftung
2013: Anerkennungspreis der Bayreuth International School of African Studies
2008: Medienpreis Entwicklungspolitik (Hauptpreis Kategorie Print)
2007: Journalistenpreis Weltbevölkerung
1996: Emma-Journalistinnenpreis

ENGAGEMENT

2017-2019 Mentorin für »Geh deinen Weg« / Deutschlandstiftung Integration
2017-2018 Mitglied der Jury für den Reportagepreis von n-ost – Network for Border Crossing Journalism
2011-2013 Mitglied des Beirats des Bremer Übersee-Museums
Mitglied des Beirats des Berliner Leibniz-Zentrums Moderner Orient (ZMO)

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