Fellow 2023-2024

Daniel Nemenyi setzt sich philosophisch mit der Ideengeschichte selbstregulierender Systeme auseinander. Er entwickelt neue Perspektiven auf Begrifflichkeiten und Strukturen, die die heutige Wirklichkeit bestimmen. In seinem aktuellen Projekt bringt er in einer dekonstruktivistischen Lesart die antike Figur des Kybernetes, des Steuermanns des altgriechischen Schiffs, gegen ein Denken in Begriffen der Kontrolle und des Unvermeidlichen in Stellung. Mit seiner neuartigen Deutung von Netzwerkbegriffen in der Kybernetik, dem Strukturalismus und Cyberfeminismus trägt seine Arbeit zur Entwicklung von Alternativen zu technisierten und automatisierten Lösungslogiken bei. Er ist zudem Mitglied des Herausgeberkollektivs der Zeitschrift „Radical Philosophy“ sowie des experimentellen Forschungsprojekts „The Pragmatic Genealogy of Concepts: La toupie folle“, für das er eine interaktive Website entwickelt hat.

 

 

Fellow-Porträt Daniel Nemenyi

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Projektskizze
Kybernetes, or Escaping Seas and Weaving Snares in Ancient Greek Cybernetics

Wenn unsere Zeit von Kybernetik geprägt ist, welche Aspekte der Figur des Kybernetes – des Steuermanns in der Seefahrt der griechischen Antike – werden dann in sie hineingetragen? Dieses Projekt führt Forschungen zur Symbolik und zur Weisheit des antiken Kybernetes zusammen, um die moderne Kybernetik wie auch den Cyberfeminismus mit, durch und gegen sie zu lesen. Im ersten Teil des Projekts werden Lesarten von Philologen, etwa von Jean-Pierre Vernant, zusammengeführt, die den Kyberneten zutrauten, den Gefahren des offenen Meers entrinnen zu können. Eine solche Darstellung von Widerständigkeit und Potenzialität wird kritisch gegen eine Kybernetik als unumgängliche Wissenschaft positioniert, die modernes Denken, Technik und Gouvernementalität (Heidegger, Stiegler, Tiqqun) beherrscht. Im zweiten Teil soll diese Synthese mit der kybernetisch-feministischen Affirmation des Verstricktseins insbesondere bei Donna Haraway verbunden werden, bei der Netzwerke nicht als Fallen oder Listen betrachtet werden, sondern als kollaborative, symbiotische, „sympoietische“ Mittel, durch die Welten erschaffen werden. Das Forschungsprojekt sucht Grundlagen dafür, den Kybernetes durch nicht-griechische Mythologien zu interpretieren und außereuropäische, globale Lesarten eines kybernetisch verstrickten Zeitalters zu stärken.

Ausbildung

2019 PhD Philosophie, Forschungszentrum Moderne Europäische Philosophie (CRMEP), Kingston University
2012 MA Moderne Europäische Philosophie, Kingston University
2006 BA Philosophie, University of Sussex

Jüngste wissenschaftliche Position

Forschungsassistent (Postdoc) für Philosophie: Die pragmatische Genealogie der Begriffe, King's College, London
Lehrbeauftragter Big Data Methodologies and Technologies Education in der Abteilung für digitale Geisteswissenschaften, King's College, London
Tutor für Philosophie am Mary Ward Centre, London

Jüngste Veröffentlichungen

"Robot Makes Free. The Leibnizian cryprowar of Norbert Wiener", in: Radical Philosophy, 2.14 (Spring 2023): 3-20. https://www.radicalphilosophy.com/article/robot-makes-free
“How We Never Became Posthuman. Homeostasis As Conflict from Claude Bernard to Norbert Wiener. In: “Distributed Perception. Resonances and Axiologies,” edited by Natasha Lushetich and Iain Campbell.  London: Routledge, 2021: 160-173. https://www.taylorfrancis.com/chapters/edit/10.4324/9781003157021-13/never-became-posthuman-daniel-nemenyi
“Position Paper: On Alexandre Koyré’s ‘The Political Function of the Modern Lie’”, 2019. http://terracritica.net/publications/