Jason Goldfarb

Fellow 2025-2026

Jason Goldfarb verbindet in seiner Forschung Kritik und Imagination. Vor dem Hintergrund von Literaturwissenschaft, Kritischer Theorie, Science Fiction und Utopieforschung befasst er sich mit spekulativer Literatur, in der es um andere Zukünfte geht, die weder in die Kategorie von Utopie noch Dystopie zu denken sind. Indem er sich mit der Wechselwirkung zwischen literarischer Produktion und sozioökonomischen Strukturen befasst, untersucht er, wie der diagnostizierte wirtschaftliche Abschwung seit den 1970er-Jahren die kulturelle Vorstellungskraft geprägt hat. Statt allerdings eine „dystopische“ soziale Vorstellungskraft anzunehmen, in der die Zukunft entweder nur als alternativlose Fortsetzung der Gegenwart, oder als deren Niedergang erscheint, interessiert sich Jason Goldfarb für das Potenzial, das in spekulativer Literatur für eine Kritik der Gegenwart enthalten ist. 

Projektskizze 

Science Fiction Without a Future: Imagination in the Age of Post-productive Capitalism 

Es gibt viele Darstellungen, die die Zeit seit den 1970er Jahren durch das so genannte „Ende der Geschichte“, durch die Homogenisierung der Kultur durch den Kapitalismus und die Globalisierung einer Welt, die zuvor durch dynamische Zentren und Peripherien gekennzeichnet war definieren - kurz: durch die Erosion eines "Außen" und von Alternativen. Es gibt jedoch weitaus weniger Erzählungen davon, wie diese Bezeichnungen - die oft als „Ende der Zukunft“ zusammengefasst werden - „objektive Illusionen“ darstellen, die die Struktur der gegenwärtigen sozialen Welt widerspiegeln. Meine Forschung konzentriert sich daher auf die soziale und materielle Realität unseres gegenwärtigen Augenblicks und die Konsequenzen, die diese Realitäten für bestehende kulturelle und ästhetische Formen haben, die in ihrer Existenz so sehr von einer Vorstellung des „Außen“ abhängen. Insbesondere betrachte ich ästhetische Formen, die sich der Entfremdung, der Überschreitung und des cognitive mappings bedienen, wie Octavia Butlers Xenogenesis, Kazuo Ishiguros Never Let Me Go oder Ernest Cline's Ready Player One. Zudem lese ich Werke von Autorinnen wie Catherine Lacey, Ottessa Moshfegh und Luiza Sauma als Inszenierung der Problematik von Kritik und Überschreitung, während sie gleichzeitig eine neue Form der Kritik ankündigen. In meiner Forschung stelle ich folgende Fragen: Sind diese kulturellen Formen in einer Zeit, in der es keine neuen und dynamischen Alternativen zur herrschenden Gesellschaftsordnung gibt, einfach „tot“? Erfinden sie sich im Lichte der sich verändernden sozioökonomischen Umstände neu? Ich untersuche diese Fragen in erster Linie mit Hilfe der Anglistik, der Literaturwissenschaft nach 1945, der Literaturtheorie und Science Fiction Studies. Ich behaupte, dass diese Texte neue potenzielle Zukünfte aufzeigen, die bereits in der Gegenwart enthalten sind und ein Mittel der Entfremdung bieten, das zu einer Neukonfiguration des Möglichen führt. 

Ausbildung

2022 PhD Literatur, Duke University, Durham, Vereinigte Staaten
2015 BA Philosophie, Binghamton University, Vereinigte Staaten

Jüngste wissenschaftliche Position

Lehrbeauftragter Duke University, Durham, Vereinigte Staaten

Jüngste Veröffentlichungen

»Neoliberalism and the (Im)possibility of the Affective Novel«, in: Textual Practice 36, Nr. 8 (2022), S. 1333–1550.
»Nazis, Nostalgia, and Critique: Taika Waititi’s Jojo Rabbit«, in: PopMatters, Juli 2020, [https://www.popmatters.com/taika-waititi-jojo-rabbit-nostalgia-2646026493.html].
»After ‘The Day After’: On Anti-Consumerist Consumerism«, in: Everyday Analysis: A Journal of Collective Theory, Dezember 2019, [https://everydayanalysisorg.wordpress.com/2019/12/26/after-the-day-after-on-anti-consumerist-consumerism/].