Fellow 2024/25

Maud Meyzauds aktuelle Forschung untersucht Narrative der (europäischen) Aufklärung und Säkularisierung sowie transkulturell verschränkte Geschichten von Exil und Diaspora zwischen Europa und Lateinamerika in der Zeit des Zweiten Weltkriegs, indem sie herkömmliche Schlüsselbegriffe wie ‚westlicher Säkularismus‘, ‚europäische Aufklärung‘ und ‚Kosmopolitismus‘ dezentriert. Konkret erforschte sie zuletzt Jüdisch-lateinamerikanische Netzwerke aufgrund der Zwangsmigration in den 1930er- bis 1950er-Jahren sowie derzeit die einzigartige intellektuelle Dynamik der karibischen Diaspora in den 1930er- und 1940er-Jahren. 
Ihre Forschungsgebiete reichen von Poetologie der Revolution und des Volkes über Praktiken der Geschichtsschreibung im 19. Jahrhundert sowie Literatur und Pauperismus bis zur Theorie des Romans. Sie hat zahlreiche Stipendien und Förderungen erhalten, ihre Vorträge wurden von Universitäten, Kunst- und Theaterfestivals und Kunstinstitutionen eingeladen. Meyzaud unterrichtete Komparatistik sowie Deutsche Literaturwissenschaft. 
Seit 2025 hat sie die Heisenberg-Professur für Neuere deutsche und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Leuphana Universität Lüneburg inne. 

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Projektskizze

Caribbean Sketches of an Entangled World (1929-1949)

Ausgehend von verschiedenen Praktiken diasporischer karibischer Theoretiker*innen und Künstler*innen in den 1930er- und 1940er-Jahren argumentiere ich, dass viele aktuelle Debatten und einige der schwierigsten erkenntnistheoretischen Fragen unserer Gegenwart auf die kollektiven Bemühungen der Mitglieder einer ersten transatlantischen karibischen Diaspora zurückgeführt werden können. Die Nardal-Schwestern und Aimé Césaire aus Martinique, Jacques Roumain aus Haiti, Alejo Carpentier aus Kuba und C.L.R. James aus Trinidad bauten Netzwerke in Paris, London, New York, Mexiko, Havanna, Fort-de-France und Port-au-Prince auf. Nahezu allesamt Sozialist*innen, waren sie an sozialistischen Bewegungen, surrealistischen Zirkeln, an der Harlem Renaissance und an ethnographischer Forschung der damaligen Zeit beteiligt.
Ausgehend von den Arbeiten von Édouard Glissant, Michel-Rolph Trouillot und anderen kann in der Karibik sowohl ein »Labor« für Modernisierungsprozesse als auch ein prominenter Ort gesehen werden, an dem der Widerstand gegen das westliche Projekt (trans-)kulturelle Phänomene hervorbrachte, die von der Schaffung kreolischer Sprachen und der Entstehung von Gemeinschaften wie der Maroons bis hin zum politischen Sklavenaufstand und der ersten schwarzen Republik in Haiti reichen. In den 1930er-Jahren geschieht etwas Besonderes: Mit Césaire, James oder Roumain wird der karibische Raum zu dem Ort par excellence, an dem die Widersprüche der westlichen Moderne und ihre Verstrickungen mit anderen Geschichten und Lebensformen aufgedeckt und alternative Modernitäten entworfen werden.

Ausbildung

2020 Habilitation Literaturwissenschaften, Goethe Universität Frankfurt
2009 PhD Literaturwissenschaften, Universität Konstanz
2001 MA Advanced Studies in Philosophy, Université Marc Bloch Strasburg

Jüngste wissenschaftliche Position

Vertretungsprofessur für Neuere deutsche Literaturwissenschaft, Ludwig-Maximilian-Universität, München

Jüngste Veröffentlichungen

»Flucht und lateinamerikanische Konvivenz. Anatol Rosenfelds deutsch(-jüdisch)e Brasilkunde«, in: Undercurrents 19 (2025): Mitstreiten. Literarische Solidarität und anti-rassistische Verbündungen.
»An Arab Predecessor to Western (Trans-)Secular Thought. The European Enlightenment’s Encounters with Ibn Tufayl and the Islamic Enlightenment«, in: Political Theology (2024), 1–17.
mit Nathan Taylor (Hg.), Flight and Interconnection: On the Formation of an ‘Unsteady’ Archive of Literature, Themenheft für Sprache und Literatur 53, H. 1 (2024), Paderborn: Brill | Fink.