Rabia Harmanşah

Fellow 2024-2025
Rabia Harmanşah ist Kulturanthropologin mit den Schwerpunkten politische Anthropologie, ethnoreligiöse Konflikte, Gedächtnisforschung und Religion vor allem im Hinblick auf Südosteuropa. Ihre Forschungsinteressen liegen sowohl im Bereich der ethnografischen Forschung über ethnoreligiöse Gruppen in der Türkei und auf Zypern als auch im Bereich von NGO-Projekten, die sich mit den Herausforderungen sozialer Konflikte und des kulturellen Erbes befassen.
Ihr Projekt am LIAS wirft ein Schlaglicht auf die zunehmende Erosion gesellschaftlicher Pluralität und gemeinsamer Erinnerungen in der Türkei, die sich in die Landschaften eingeschrieben hat. An dieser Schnittstelle integriert sie Einsichten der Ethnologie, Geschichte, Geografie und Politikwissenschaften sowie der Memory, Post Conflict und Landscape Studies zu einer umfassenden Studie von Landschaft und Erinnerung, bei der sie auf ihr Analysewerzeug der „Memory Maps“ zurückgreift.
Projektskizze
Mapping the ‘Lost’ Landscape: People, Power, and Belonging on the Island of Imbros in Turkey
Dieses Projekt untersucht die orthodoxen Christen in der Türkei, die nach dem ‚Bevölkerungsaustausch‘ auf der Basis des Vertrags von Lausanne 1923 auf der ‚falschen‘ Seite des Ufers verblieben waren, dann aber Diskriminierung, Vertreibung, Eigentums- und Staatsbürgerschaftsentzug oder Zwangsemigration erleiden mußten. Mit Hilfe eines neuen Analyseinstruments, den ‚Erinnerungskarten‘, thematisiert das Projekt diese marginalisierten Erfahrungen, macht ihre Zugehörigkeit zum Land geltend und deckt die Schichten des Mehrfachverlusts ihrer Landschaft auf. Es untersucht die Bemühungen des Staates, Erinnerung und Landschaft zu deterritorialisieren, um einen ‚nationalen Raum‘ zu schaffen und gleichzeitig die Widerstandsstrategien der lokalen Gemeinschaften zu destabilisieren. Die Imbros-Griechen in der Türkei bilden eine ideale Fallstudie um zu verstehen, wie der Staat indigene Praktiken des Bewohnens von Landschaft auseinandernimmt und sie mit administrativer, militärischer und ziviler Infrastruktur rekonfiguriert. Rabia Harmanşah wird ihre Monografie zu diesem Projekt im Jahr 2025 fertigstellen.
Ausbildung
2014 PhD Cultural Anthropology, Department of Anthropology, University of Pittsburgh, USA
2010 Advanced East European Studies Certificate, Centre for Russian and East European Studies, University of Pittsburgh, USA
2006 MSc Middle East Studies, Institute of Social Sciences, METU Middle East Technical University, Türkei
2000 BSc Public Administration, Faculty of Economics and Administrative Sciences, Hacettepe Universität, Türkei
Jüngste wissenschaftliche Position
Stanley J. Seeger Visiting Fellow, Seeger Center for Hellenic Studies, Princeton University, Princeton
Jüngste Veröffentlichungen
“Temporal and Spatial Transcendence in Bektashi Cosmologies”, in: HAU: Journal of Ethnographic Theory. Sonderausgabe Spatialities of Transcendence and Immanence: Mountain Peaks, Cosmic Portals and Promised Lands, hrsg. von Jamie Barnes, Jon Mitchell & Jesko Schmoller. (im Erscheinen)
“An Anthropological Perspective on the Lausanne Treaty Through the Case of Imbros and Those Stayed Behind”, in: Feryal Tansuğ, Maro Mavropoulos, Rabia Harmanşah (Hg.).Silent Migration, Istanbul: Tarih Vakfı. (Im Erscheinen, auf türkisch)
“Conflict and the Museumification of Religious Sites: Mosque and Church in Divided Cyprus”, Todd H. Weir, Lieke Wijnia (Hg.), Religion and Heritage: Scholarship and Practice in Contemporary Europe, London, Oxford: Bloomsbury, 2024.