Richard Drayton wurde in Guyana geboren und wuchs in Barbados auf. Seinen ersten Abschluss machte er in Harvard, sein Studium absolvierte er in Oxford und Yale. Er begann als Forschungsstipendiat in Cambridge und lehrte in Oxford, Virginia und Cambridge. 2009 wurde er auf den Rhodes-Lehrstuhl für imperiale Geschichte am King's College London berufen. Im Jahr 2020 wurde dieser Lehrstuhl auf seine Initiative hin in Lehrstuhl für imperiale und globale Geschichte umbenannt.
Draytons Forschung konzentriert sich auf die Frage, wie Imperien Wirtschaft, Gesellschaft, Politik und Kultur sowohl in ihren Zentren als auch in ihren Peripherien prägen. Ein Hauptanliegen, das von Eric Williams und Walter Rodney inspiriert wurde, ist die Rolle der kolonialen Peripherie bei der Entstehung Europas. Sein besonderes Interesse gilt auch der Geschichte der Karibik, insbesondere ihrem intellektuellen Leben seit 1800. Er hatte Gastaufenthalte in Harvard, an der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften, an der EHESS in Paris, an der University of Sydney, an der City University New York, an der LMU in München, an der FU und der Humboldt-Universität in Berlin sowie am All Souls College in Oxford. Er ist Träger zahlreicher Auszeichnungen, darunter der Forkosch-Preis der American Historical Association, der Philip-Leverhulme-Preis für Geschichte und 2021 der Alexander-von-Humboldt-Preis in Anerkennung seines „wissenschaftlichen Lebenswerkes“.
Er ist Mitherausgeber der Cambridge Imperial and Post-colonial Studies Series, Macmillan Palgrave, und Mitheruasgeber von Journal of Imperial and Commonwealth History, The Round Table: Commonwealth Journal of International Affairs, World History Studies (Chinese Academy of Social Sciences), und Third World Approaches to International Law.

Projektskizze
Europe's Hinterlands and its Oceanic Empires

'Deutschland bezahlte seine Kolonialwaren mit Leinen'. Mit dieser knappen Formel versuchte Kulischer lediglich, ein deutsches Phänomen zu erklären: wie die Einfuhr von Zucker, Kaffee und Tabak untrennbar mit der Leinenproduktion weit elbaufwärts von Hamburg verbunden war. Die volle Tragweite einer solchen Verbindung für die globale Geschichte Europas ist noch nicht erforscht worden. Ich möchte beleuchten, wie die ozeanischen Imperien Westeuropas in der Zeit zwischen 1500 und 1850 vom Hinterland des Kontinents, insbesondere von Mittel- und Osteuropa, abhängig waren.
Die wirtschaftliche und koloniale Expansion Europas wurde in der Regel nur anhand der imperialen Geschichte konkurrierender Seefahrernationen wie Portugal, Spanien, den Niederlanden, Frankreich und England untersucht. Dieser ozeanisch-imperiale Wettbewerb hing jedoch paradoxerweise von Formen des transkontinentalen europäischen Austauschs und der Zusammenarbeit ab.
Die außereuropäische Expansion war auf das europäische Hinterland als Rohstoffquelle und für den Verkauf exotischer Kolonialwaren angewiesen. Städte wie Antwerpen, Hamburg und Bordeaux waren Scharniere, die die überseeischen Kolonien mit den neuen Agrar-, Bergbau- und Industriegebieten fernab des Ozeans verbanden. Wie schuf die mittelalterliche und frühneuzeitliche regionale Wirtschaft in Mitteleuropa, die auf den ökologischen Gegebenheiten von Meeren, Flüssen und Bergen aufbaute, eine Infrastruktur, die die atlantischen Imperien ermöglichte? Und wie veränderten diese Reiche die Integration Europas, indem sie eine neue europäisch-globale Geographie der Arbeit und des Konsums schufen, die tiefgreifende kulturelle und politische Veränderungen mit sich brachte?

Ausbildung

PhD Yale University
Harvard University
Balliol College Oxford

Professur

Professor of Imperial and Global History, King's College London

Jüngste Veröffentlichungen

„Reading for Time in How Europe Underdeveloped Africa, Small Axe, 27 (3 (72) (2023): 194–202.
„European Social History, a Latecomer to the Global Turn?“ „Annales“ 76, No. 4 (2021).
Commonwealth History in the Twenty-First Century, London: Palgrave Macmillan Cham, 2020.
„Race, Culture and Class: European Hegemony and Global Class Formation, c. 1800–1950.“ In: Jürgen Osterhammel, Christof Dejung, David Motadel (Hg.): „The Global Bourgeoisie“, Princeton University Press, 2019.