Samuel Sadian

Fellow 2025-2026

Samuel Sadian arbeitet im Bereich kritischer Sozialtheorie, Wirtschaftsgeschichte und politischer Ökonomie mit einem besonderen Fokus auf zeitgenössischen Kapitalismus, Neoliberalismus und Krisentheorie. Seine Forschung untersucht die Schnittstellen zwischen ökonomischem und sozio-politischem Handeln und befasst sich mit Theorien des Kapitalismus, der Reproduktion von Eliten und sozialer Ungleichheit in Südafrika und darüber hinaus. Im Zuge seiner Promotion untersuchte er Konsumhandeln und sozialen Wandel im Südafrika nach dem Zweiten Weltkrieg. Seine jüngeren Projekte analysieren neoliberale Netzwerke, regionale Handelsregulierungen und Bargeldtransferprogramme in Südafrika. Derzeit erforscht er die kulturelle Vermittlung von Krisen, Verschwörungstheorien und deren Einfluss auf politische und wirtschaftliche Diskurse.

Forschungsskizze

Gloomy Visions: Crisis, Conspiracy, and World-Making

Dieses Projekt untersucht die kulturelle Vermittlung von Krisen und deren Einfluss auf den gesellschaftlichen und politischen Wandel. Es analysiert drei miteinander verbundene Dimensionen: Erstens, den Zusammenhang von Krisennarrativen und ökonomischer Ordnung, da Krisen nicht einfach objektive Ereignisse darstellen, sondern durch Deutungsprozesse entstehen. Neoliberalismus, die Kritische Theorie der Frankfurter Schule und zeitgenössische Kapitalismuskritiken tragen oft zu pessimistischen Weltbildern bei und können politische Alternativen einschränken. Zweitens gibt es verschwörungstheoretische Gegenkulturen, die zu einem zentralen Medium revanchistischer Bewegungen geworden sind. In dem Forschungsvorhaben untersucht Sadian daher die Schnittstellen zwischen verschwörungstheoretischem Denken, rechten Gegenkulturen und deren Aneignung kritischer Theorie. Als dritte Dimension ist der Komplex von technokratischer Governance und Macht zu nennen. Technokratische Eliten beeinflussen die globale Politik oft ohne demokratische Kontrolle. Sadian analysiert, wie neoliberale Think Tanks und politische Netzwerke wirtschaftliche und politische Strukturen prägen. Durch die kritische Auseinandersetzung mit diesen drei Themenkomplexen stellt er die Frage, ob herrschende Krisennarrative Wege zur Emanzipation eröffnen oder Zyklen der Entmachtung verstärken. Damit trägt das Projekt zu einem besseren Verständnis der kulturellen Konstruktion wirtschaftlicher und politischer Realitäten im 21. Jahrhundert bei.

Ausbildung

2018 PhD Sociology, Universität Barcelona, Spanien
2009 MA Political and International Studies, Rhodes University, Makhanda, Südafrika 
2003 BA English & Political and International Studies, Rhodes University, Makhanda, Südafrika

Jüngste wissenschaftliche Position

Postdoktorand, Centre for Humanities Research (CHR), University of the Western Cape, Kapstadt, Südafrika

Jüngste Veröffentlichungen

»Everyday Sociality, Political Protest and the Commodity Boundary in Southern Africa«, in: Social Dynamics 50, Nr. 2 (2024), S. 129–47.
»Wolfgang Streeck on the Origins of Capitalist Crisis«, in: Theoria 179, Vol. 71, Nr. 2 (2024), S. 1–27.
»Wolfgang Streeck on Consumption, Depoliticisation and Neoliberal Capitalism«, in: European Journal of Social Theory 25, Nr. 4 (2022), S. 596–613.