Temitope Fagunwa

Fellow 2025-2026

Temitope Fagunwa widmet sich verflochtenen Geschichten, die aus dem transatlantischen Sklavenhandel und aus Migrationsbewegungen resultieren. Seine Forschungsschwerpunkte umfassen afrikanische Diaspora-Studien, kulturelles Erbe und historische Erfahrungen afrikanischer Gemeinschaften in Lateinamerika und Europa. In seiner Dissertation “African-Brazilians in the Economy of Lagos, 1861 – 1960” befasste er sich mit der wirtschaftlichen Rolle und kulturellen Integration afrikanischer Rückkehrer*innen aus Brasilien im kolonialen Lagos. Es entwickelt so eine neue Perspektive auf den Einfluss des transatlantischen Sklavenhandels auf die Konstruktion einer globalen afrikanischen Kultur diesseits und jenseits des Atlantiks. In seinem aktuellen Projekt geht es um eine andere verflochtene Geschichte seit dem 8. Jahrhundert mit Auswirkungen bis ins Heute: Er befasst sich mit dem Einfluss der afrikanischen Mauren auf die europäische Kultur- und Geisteslandschaft, nicht zuletzt um deren historische Bedeutung in der Afrikawissenschaft wiederherzustellen. Neben seinen akademischen Beiträgen ist Fagunwa ein aktiver Teilnehmer an panafrikanischen intellektuellen Bewegungen. Sein interdisziplinärer Ansatz verbindet Geschichte, Anthropologie und Kulturwissenschaften und fördert ein breiteres Verständnis für die Verflechtung der Geschichte Afrikas mit der globalen Welt. 

Forschungsskizze

Revisiting and Asserting the Place of the Cultural Legacies of the African Moors in Western Europe

Diese Studie verfolgt den kulturellen Einfluss und das Erbe afrikanischer Mauren in Europa. Trotz der florierenden Dynamik in den afrikanischen Wissenschaften sind historische Erfahrungen von Afrikaner*innen in Europa ein Desiderat. Im 8. Jahrhundert begann die Präsenz der Mauren mit der Besetzung des heutigen Andalusiens durch den Berber-General Tariq ibn-Ziyad und breitete sich von dort über Europa aus. Rein etymologisch ist umstritten, woher genau der Name Mauren sich ableitet. Ebenso wurde die als Mauren bezeichnete Gruppe immer wieder neu identifiziert, nicht zuletzt nach ihrer Vertreibung aus Spanien nach dem Granada Krieg von 1492, was zu einer Einteilung in „weiße“ und „schwarze“ Mauren führte. Die Kultur der afrikanischen Mauren wurde durch einen starken arabischen Einfluss hybridisiert. Es gibt jedoch auch Elemente der afrikanischen Kultur in den Lebensweisen, die zu erforschen sind. Durch die Untersuchung der Familienstrukturen, der Speisen, der Poesie, der Architektur, des politischen Systems und anderer afrikanisch inspirierter kultureller Elemente der Mauren zeigt meine Forschung den anhaltenden Einfluss der afrikanischen Mauren im heutigen Westeuropa auf. Konkret wird ein Schwerpunkt auf westeuropäische Länder wie Spanien, Frankreich, Deutschland und Portugal gelegt. Meine Forschungsfragen sind:  Welchen Stellenwert haben indigene afrikanische Kulturelemente im Gesamtbild der maurischen Zivilisation? Inwieweit haben die afrikanischen Mauren die zeitgenössische europäische Kultur beeinflusst? Wie verhält sich das heutige Westeuropa zur Historizität der mittelalterlichen Präsenz der afrikanischen Mauren?

Ausbildung

2023 PhD History and International Studies, Federal University in Ilorin, Kwara State, Nigeria 
2015 MA History, University of Ibadan, Oyo, Nigeria
2011 BA History and International Studies, Osun State University, Osogbo, Nigeria.

Jüngste wissenschaftliche Position

Lehrbeauftragter, Osun State University

Jüngste Publikationen

»State Construction and Representation of the African-Brazilian Identity in Colonial Lagos«, in: Entremons: UPF Journal of World History 14 (2023), S. 76–107.
mit Ayowole S. Elugbaju, »The Upsurge of Religious Intolerance in Southwestern Nigeria: Whither Yoruba Cultural Values?«, in: African Identities 22, Nr. 4 (2023), S. 1040–56.
»Ayodele Awojobi as a Scholar-Activist: An Assessment of the Historical Mission of Intellectuals Towards an African Revolution«, in: The Thinker 90, Nr. 1 (2022), S. 23–38.