Wissenschaftler fordern Kennzeichnung umweltschädlicher Produkte

08.06.2021 Umweltfreundlichkeit von Produkten beeinflusst die Zahlungsbereitschaft nur wenig

Lüneburg. Verbraucher*innen sind zwar bereit, für umweltfreundliche Produkte auch mehr Geld auszugeben. Dieser positive Anreiz reicht aber nicht aus, Unternehmen zu motivieren ihre Produkte substantiell zu verbessern. Das ist ein wesentliches Ergebnis eines Forschungsprojekts, das Prof. Dr. Jacob Hörisch von der Leuphana Universität Lüneburg und seine Co-Autoren Dr. Kathleen Jacobs, Universität Bonn, und Prof. Dr. Lars Petersen, Alanus Hochschule Alfter, jetzt in der Zeitschrift Journal of Industrial Ecology veröffentlicht haben. Als Konsequenz aus ihrer Untersuchung fordern sie die Kennzeichnung umweltschädlicher Produkte.

Um die Reaktionen von Verbrauchern auf günstige oder ungünstige Umweltinformationen zu Produkten zu untersuchen, haben die Wissenschaftler eine Online-Befragung einer repräsentativen Stichprobe von Konsumierenden vorgenommen. Die Befragten wurden mit drei hypothetischen Kaufentscheidungen für Batterien konfrontiert. Für jede Kaufentscheidung wurde der Umweltstimulus im Hinblick auf den Faktor C02 Belastung durch das Produkt verändert, um so unterschiedliche Umweltleistungen zu definieren.

Die Auswertung der Daten führte zu einem ernüchternden Ergebnis: Konsumierende haben zwar im Mittel eine höhere Zahlungsbereitschaft für umweltfreundliche Produkte. Sie unterscheiden jedoch nicht wesentlich zwischen Produkten, die sehr viel besser sind als der Industriedurchschnitt, und solchen, die nur etwas besser als der Durchschnitt sind. Sie reagieren insgesamt stärker auf negative als auf positive Informationen zur Umweltperformance von Produkten.
 
Da nachhaltiger Konsum aber eine entscheidende Bedeutung für eine nachhaltige Entwicklung hat, über die Zahlungsbereitschaft jedoch keine wesentlichen Anreize zur Verbesserung der ökologischen Produktleistung von Unternehmen zu erwarten sind, halten die Autor*innen Interventionen seitens der Politik für unerlässlich. „Unsere Studie zeigt deutlich, wie wichtig es ist, den Verbrauchern nicht nur positive, sondern auch negative ökologische Produktinformationen zu geben. Mit Hilfe einer verpflichtenden Negativkennzeichnung könnte es gelingen, umweltschädliche Produkte aus dem Markt zu drängen“, ist Professor Hörisch überzeugt.

 

Link zur Originalpublikation: onlinelibrary.wiley.com/doi/epdf/10.1111/jiec.13141