• Leuphana
  • Forschung
  • Jessica Süßenbach möchte mehr Umweltschutz in den Sport einbringen

Jessica Süßenbach möchte mehr Umweltschutz in den Sport einbringen

Reihe: „Wie kommt Wissenschaft in die Politik?“

17.12.2025 In der Reihe „Wie kommt Wissenschaft in die Politik?“ stellen wir Forschende der Leuphana vor, die ihre Expertise in Politikbeiräten weitergeben. Prof. Dr. Jessica Süßenbach wurde im September 2025 in den „Beirat für Sport und Umwelt“ berufen. Die 15 Mitglieder unterstützen das Bundesumweltministerium (BMUKN) bei der umweltpolitischen Bewertung von Entwicklungen im und durch Sport. Dafür erarbeiten sie Handlungsempfehlungen und Stellungnahmen.

©Bundesministerium für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit
Prof. Dr. Jessica Süßenbach (vierte von links) mit den anderen Expert*innen des Beirats "Umwelt und Sport" während der konstituierenden Sitzung im November 2025. In der Mitte: Bundesumweltminister Carsten Schneider.

„Sport ist für die meisten Menschen positiv besetzt“, ist Jessica Süßenbach überzeugt. Deshalb eigneten sich Sportveranstaltungen wunderbar, um wie nebenbei praktische Fragen der Nachhaltigkeit zu platzieren. „Zum Beispiel, wenn wir bei Wettkämpfen keine Einwegbecher anbieten, sondern mit einem Pfandsystem arbeiten. Denn das reduziert Müll“, erläutert die Professorin für Sportpädagogik und Sportwissenschaft der Leuphana Universität Lüneburg. Jetzt bringt sie ihr Fachwissen zu Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) im Sport in den „Beirat für Sport und Umwelt“ ein. Der Beirat unterstützt das Bundesministerium für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und Nukleare Sicherheit (BMUKN) in seiner Arbeit. 

Sport und Umwelt – diese beiden Gebiete bringen nicht viele Menschen zusammen. Für die Sportwissenschaftlerin liegt der Zusammenhang auf der Hand: Seit 2023 forscht sie unter dem Titel „CIRCULAR EURO 2024“ zu Vermittlung und Kommunikation von praktischen Fragen der Nachhaltigkeit bei der Fußballeuropameisterschaft der Männer 2024. „Wir waren dafür verantwortlich, im Vorfeld Volunteers und spezielle Green Volunteers zu schulen und haben dafür auch die Bildungsmaterialien entwickelt“, erzählt Jessica Süßenbach und ergänzt: „Der Dialog mit den Veranstaltern vor Ort und der UEFA als Dachorganisation gehörte zu einem vielschichtigen und nicht immer widerspruchfreien Prozess auf dem Weg zu einer möglichst nachhaltigen Sportgroßveranstaltung.“ Das Ziel dahinter: Die Volunteers sollten ihr Wissen zum Fragen der Nachhaltigkeit nicht nur an die Fans weitergeben und auf die Umsetzung während der EURO 2024 achten. „Der Plan war, dass sie ihr Wissen nach der Meisterschaft in ihre Vereine vor Ort weitertragen“, hebt die Forscherin den Multiplikator-Effekt hervor.

Im Nachklang hat sie das Projekt wissenschaftlich ausgewertet, an dem auch das Öko-Institut Freiburg und die Agentur brinkertlück Creatives beteiligt waren. Ausgeschrieben und finanziert hatte es das Bundesumweltministerium. „Im Projekt wurde das vielfältige Potenzial des Sports für BNE einmal mehr deutlich – folgerichtig hat das Ministerium die Bildungsperspektive für einen nachhaltigen Sport in der Neubesetzung des Beirats ‚Sport und Umwelt‘ berücksichtigt“, resümiert Jessica Süßenbach mit Blick auf ihre Ernennung als Mitglied des Beirats. Sie betont: „Wir haben umfangreiche Erkenntnisse, unsere Umwelt zu schützen. Dieses Wissen muss aber auch möglichst praxisnah vermittelt und umgesetzt werden.“

Im Beirat arbeiten nicht nur Wissenschaftler*innen. „Mit mir sitzen Stakeholder aus unterschiedlichen Branchen im Beirat, um in einer gemeinsamen Position die Politik zu beraten“, erläutert Jessica Süßenbach. Dazu zählt bspw. die Nachhaltigkeitsmanagerin eines Sportartikelherstellers, Vertreter*innen aus dem Bundesverband der deutschen Sportartikelindustrie, aus Sportorganisationen oder dem Deutschen Städtetag. So kommen verschiedene Perspektiven in den Diskussionen und Einschätzungen des Beirats zum Tragen. 

Bei seiner konstituierenden Sitzung im November 2025 haben die Mitglieder des Beirats im Beisein von Bundesumweltminister Carsten Schneider ihr Arbeitsprogramm diskutiert und beschlossen. „Wir werden das Positionspapier ‚Nachhaltiger Sport 2030. Verantwortung für Natur, Umwelt und Gesellschaft‘ fortschreiben, das der Beirat der vorherigen Legislaturperiode entwickelt hat“, erläutert Jessica Süßenbach. Künftig werden sich die Mitglieder zwei Mal jährlich mit dem gesamten Beirat treffen. „Und dazwischen gibt es Treffen mit den Arbeitsgruppen“, ergänzt Jessica Süßenbach, die bis zum Ende der aktuellen Legislaturperiode im Jahr 2029 im Beirat mitwirken wird.  

Sie freut sich auf die Zusammenarbeit, die über die im Beirat hinaus gehen wird: „Ich konnte direkt beim ersten Treffen thematische Überschneidungen (z.B. Ganztag und Diversität) zu neuen Stakeholdern ausmachen, die wir auch abseits des Beirats aufbauen werden“, sagt die Wissenschaftlerin, die solche Kontakte in ihre wissenschaftliche Arbeit an der Leuphana integrieren kann.