„Meistens verhalten wir uns moralisch, aber im Bereich der digitalen Technologien wird es unübersichtlich“, erklärt Programmleiter Dr. Nicolas Dierks. ©Leuphana
„Meistens verhalten wir uns moralisch, aber im Bereich der digitalen Technologien wird es unübersichtlich“, erklärt Programmleiter Dr. Nicolas Dierks.

„Die kommenden EU-Verordnungen werden viele Unternehmen kalt erwischen“, sagt Programmleiter Dr. Nicolas Dierks. Das EU-Parlament einigte sich jüngst auf den Digital Market Act und den Digital Services Act, einer Ergänzung zum bestehenden Wettbewerbsrecht. Dieses Gesetz wird unter anderem die Macht der marktbeherrschenden Digitalunternehmen einschränken, zum Beispiel Amazon. Ferner wird ein Verhaltenskodex für große Digitalunternehmen gelten, der einen sicheren und vertrauenswürdigen digitalen Raum schaffen soll.

Deshalb ist es für Unternehmen schon jetzt wichtig, im Online-Umfeld ein gutes Verhältnis zu Kunden*innen, Mitarbeiter*innen und Geschäftspartner*innen sicherzustellen – auch beim Umgang mit Daten, künstlicher Intelligenz und beim digitalen Design. Auch die Öffentlichkeit wird bei diesem Thema immer sensibler. Der vertrauenswürdige Umgang mit digitalen Technologien wird ein Mega-Trend der kommenden Jahre.

„Meistens verhalten wir uns moralisch, aber im Bereich der digitalen Technologien wird es unübersichtlich“, erklärt Dierks. Der digitale Raum birgt neue Herausforderungen. Daher bedarf es eines geschärften Urteilsvermögens und neuer, belastbarer Begriffsdefinitionen, um die Herausforderungen überhaupt richtig begreifen und angemessen auf sie reagieren zu können. So gilt es etwa zu klären, wie in Zukunft mit sogenannten „Dark Patterns“ umgegangen wird, die dazu dienen, Nutzer*innen zu Käufen im Netz zu manipulieren. „Denn sowas kann die rechtmäßige Wahlfreiheit der User*innen einschränken“, sagt Dierks, „in Unternehmen ist es jedoch häufig der Fall, dass diejenigen, die das Technische umsetzen, wenig Bezug zur Management-Ebene haben, wo die Werte verankert werden.“ Es entstehe eine kommunikative Lücke.

Teilnehmer*innen des berufsbegleitenden Zertifikatsstudiums werden auf diese Fragen und Trends vorbereitet. Das Programm umfasst zwei Semester und konzentriert sich auf die Ausbildung ethischer Urteilsfähigkeit, schafft einen Überblick der Anwendungsfelder ethischer Fragen und thematisiert, wie die digitale Transformation in Organisationen ethisch erfolgen kann.

„Arbeitnehmer*innen, die die kommunikative Lücke zwischen Strategie und technologischer Umsetzung in Fragen der Ethik schließen können, sind sehr wertvoll für Unternehmen“, sagt Dierks. Das Programm eignet sich daher speziell für Führungskräfte und für Arbeitnehmer*innen aus digital-technischen Bereichen, die sich für Führungspositionen fortbilden möchten.