Komplementärstudium: Studierende begegnen indigenen Stimmen bei der UN

27.10.2025 Ein Seminar zur Rolle indigener Sprachen und Kulturen führte Studierende der Leuphana nach Genf – und mitten hinein in persönliche Begegnungen mit Menschen unter anderem aus Lateinamerika.

©Leuphana Universität
Ein Seminar zur Rolle indigener Sprachen und Kulturen führte Studierende der Leuphana zum UN-Gebäude nach Genf.

Für Valeria Joaquina Rosas Rojo war es ein bewegender Moment: Die 20-jährige Studentin traf in Genf indigene Menschen aus ihrer bolivianischen Heimatstadt wieder. „Ich bin mit ihnen aufgewachsen – sie hier wiederzusehen, war sehr emotional“, beschreibt sie. In Bolivien etwa gibt es neben Spanisch 35 weitere offizielle Sprachen – viele davon indigener Herkunft und heute sogar Teil des Bildungssystems.

Valeria Rosas Rojo nahm gemeinsam mit weiteren Studierenden der Leuphana am Komplementärseminar „Los pueblos indígenas de América Latina” teil. Im Mittelpunkt stand der Besuch der UN-Konferenz des „Expert Mechanism on the Rights of Indigenous Peoples“. Sie bringt indigene Menschen aus aller Welt im Palais des Nations in Genf zusammen.

Dort beobachteten die Studierenden Debatten, führten Interviews auf Spanisch – und reflektierten über Sprache, Macht und Identität. „Spanisch ist ein weltweit wichtiges Werkzeug der Verständigung, aber eben auch eine Sprache der Kolonisierung“, erklärt Seminarleiterin María del Carmen Suñén Bernal vom International Center. 

Für Ness Hofmann war es entscheidend, mit indigenen Menschen direkt ins Gespräch zu kommen: „Ich wollte nicht nur über sie sprechen, sondern mit ihnen“, sagt der 23-jährige Studi, der Spanisch unter anderem im Leistungskurs lernte und heute Cultural Studies am Leuphana College studiert.

Auch Josephine-Rahel Furkert, Studentin des Bachelorprogramms Studium Individuale, bringt persönliche Erfahrungen ein: Nach dem Abitur lebte sie zwei Monate bei indigenen Menschen in Ecuador in deren Kommune. „Für uns war Spanisch eine gemeinsame Fremdsprache, da die Frauen, mit denen ich lebte, Quichua sprachen“, erinnert sich die 25-Jährige. Dabei ist der Schutz indigener Sprachen ein Wettlauf gegen die Zeit: Laut UNESCO stirbt alle zwei Wochen eine indigene Sprache aus – unwiederbringlich.

Gala Salazar Salas (20), Studentin der International Business Administration and Entrepreneurship, aus Spanien reflektiert: „Meine Heimat war eine Kolonialmacht. Aber ich gehöre auch zu einer Generation, die Brücken bauen kann – zwischen Kulturen, Sprachen und Lebensrealitäten.“

Als Abschlussprojekt erstellen die vier Studierenden eine Videodokumentation, um die Eindrücke der Konferenz festzuhalten. Als Material dienen dafür Interviews, die sie während ihres Aufenthalts mit Konferenzteilnehmenden führten und somit authentisch indigene Perspektiven über die UN, das Leben als Mensch indigener Herkunft und Problemlagen sowie Kosmovisionen erhielten.