Radha D'Souza

Senior Fellow 2023-2024
Radha D'Souza hat als Rechtswissenschaftlerin und ehemalige Anwältin am Obersten Gerichtshof in Bombay ihr Denken aus einer Perspektive des globalen Südens geformt. Ihr jüngstes Buch „What's Wrong with Rights?“ beleuchtet die gängigen Menschenrechtsansätze und zielt darauf, den Diskurs um Menschenrechte neu zu politisieren und ihn in den Kontext eines internationalen Aktivismus für Gerechtigkeit zu stellen. In ihrem neuen Projekt „Where Have Places Disappeared? Corporation-States, Law and Dualist Imaginations“ vertritt sie die These, dass die europäische Moderne einen Dualismus von Wirtschaft und Gemeinwesen institutionalisiert, indem sie Staaten und Unternehmen, die Gründungsinstitutionen des Kapitalismus, als zwei unterschiedliche Rechtssubjekte etabliert hat. Zu Radha d‘Souzas Forschungsgebieten gehören Völkerrecht, Soziologie, Humangeographie, Entwicklungsstudien und Studien zu sozialen Bewegungen. Auf dem Gebiet des Völkerrechts konzentriert sich Radha d‘Souza auf Third World Approaches to International Law (TWAIL), Internationales Recht und Entwicklung, Kolonialismus und Recht sowie Ressourcenkonflikte im globalen Süden. Zu ihren vielfältigen Aktivitäten gehört ebenfalls der „Court for Intergenerational Climate Crimes“, ein (künstlerisches) Tribunal, das sie zusammen mit dem Künstler Jonas Staal konzipiert, organisiert und in Amsterdam (2021), Helsinki, Seoul, Münster und Gwanju (April 2023) durchgeführt hat.
Fellow-Porträt Radha d'Souza
Projektskizze
Where Have Places Disappeared? Corporation-States, Law and Dualist Imaginations
Meine Forschung am Leuphana Institute of Advanced Studies in Culture and Society widmet sich der Fortsetzung von „What's Wrong with Rights? Social Movements, Law and Liberal Imaginations” unter dem Arbeitstitel “Where Have Places Disappeared? Corporation-States, Law and Dualist Imaginations“. Das performative Kunstprojekt „Court for Intergenerational Climate Crimes“, das in Koproduktion mit dem niederländischen Künstler Jonas Staal entstanden ist, hat die in „What's Wrong with Rights?“ entwickelte Kritik an liberalen Rechten in der kapitalistischen Moderne „inszeniert“. In „Where Have Places Disappeared?“ untersuche ich die Struktur des modernistischen Denkens, seine Konzepte und philosophischen Annahmen, welche die europäische Moderne etabliert hat und die sich nun in der ganzen Welt verbreitet haben. Die Struktur des europäischen Denkens der Moderne basiert, so argumentiere ich, auf einem begrifflichen und philosophischen Dualismus. Der Dualismus grenzt die Welt in gegensätzliche Seins- und Lebensweisen ein. Im Laufe der Geschichte der europäischen Moderne sind das moderne Recht und die modernen Institutionen zu Vermittlern von Dualismen in kapitalistisch-kolonialen Gesellschaften geworden. Das moderne Recht stattet Institutionen mit einer juristischen Persönlichkeit aus, indem es zwei Arten von „Personen“ schafft: juristische und natürliche. Diese durch das moderne Recht geschaffene institutionelle Architektur stützt und reproduziert alle Arten von Dualismen in der kapitalistisch-kolonialen Moderne, so dass sie zu einer unausweichlichen Existenzbedingung geworden ist und dies auch bleiben wird, sofern sie nicht bewusst philosophisch, politisch, rechtlich und ideologisch widerlegt wird. Darüber hinaus arbeite ich an der Vorbereitung einer Londoner Version des Gerichtshofs für intergenerationelle Klimaverbrechen, der die Ostindien-Kompanie und ihre heutigen „Erben“ vor Gericht stellt. Weitere Forschungsarbeiten werden sich auf Race und Rassismus im internationalen Recht und auf Sozialismus und Verfassungen konzentrieren, wobei das Thema im Zusammenhang mit dem Aufkommen der Bewegungen des „neuen Konstitutionalismus“, insbesondere in Lateinamerika, untersucht wird.
Ausbildung
PhD Geographie und Recht, Universität Auckland
MA Geography Practice Certificate, Anwaltskammer von Maharashtra, Indien
LLB, Universität von Mumbai
BA Philosophie, Universität Mumbai
Professur
Professorin für internationales Recht, Entwicklungs- und Konfliktforschung, Westminster University, London
Jüngste Veröffentlichungen
“What's Wrong with Rights? Social Movements, Law and Liberal Imaginations.” London: UK Pluto Press, 2018.
“A radical turn in International Law and Development? Corporations, capitalist states and imperial governance.” “Canadian Journal of Development Studies” 43, Nr. 1 (2022): 20-38.
“Transcending Disciplinary Fetishisms: Marxism, Neocolonialism, and International Law.” In: Research Handbook on Law and Marxism”, herausgegeben von Paul O’Connell und Umut Özsu, 335-355. Cheltenham, Massachusetts: Edward Elgar Publishing, 2021.