Senior Fellow 2023-2024

Rosalind C. Morris befasst sich mit Geschichte und gesellschaftlichen Vorstellungen von Leben, Tod und Nachleben im industriellen und ressourcenbasierten Kapitalismus des globalen Südens. Ihr Interesse richtet sich auf die technologischen und medialen Formen, die diese Ökonomien begleiten oder ermöglichen, sowie auf die Formen der Subjektivität, die unter diesen Bedingungen entstehen. Es umfasst auch die rassifizierten und sexualisierten politischen Logiken und Strukturen des Begehrens, die diese Phänomene begleiten. Morris' jüngste Schriften basieren auf intensiver ethnografischer Forschung im südlichen Afrika. Mit einem Verständnis von Ethnografie als Form des erweiterten Zuhörens und Lernens von anderen sowie von Schreiben als analytischer Praxis umfassen Morris' Arbeiten eine Vielzahl von Formen und Medien. Sie reichen von wissenschaftlichen Artikeln über essayistische Prosa bis hin zu ethnografischen Monografien, Dokumentarfilm, „We are Zama Zama“ (2021), erweiterte Filminstallationen sowie narrativer Film. Gemeinsam mit Yvette Christiansë verfasste sie Libretti für den in Syrien geborenen Komponisten Zaid Jabri. Am Leuphana Institute for Advanced Studies in Culture and Society setzt Rosalind Morris ihre Arbeit an "Anatomy Lessons of a Miner" fort. Dieses Projekt stützt sich auf ihr Wirken als Filmemacherin, Medienkünstlerin und Schriftstellerin. Ihr interdisziplinäres Denken macht die „Anatomielektionen“ zu einem Mittel, um auf kreative und ethische Weise über die vom Extraktivismus geprägten Welten nachzudenken.

 

Fellow-Porträt Rosalind C. Morris

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Projektskizze
Anatomy Lessons of a Miner

"Anatomy Lessons of a Miner" greift eine Strategie auf, die ich zuerst in einem Aufsatz mit dem Titel „The Miner's Ear“ entwickelt habe. Dieser Text entstand aus einer doppelten Analyse der Schwerhörigkeit von Bergarbeitern einerseits und der gesellschaftspolitischen „Taubheit“ seitens der Apartheidideologie und der Bergbaukonzerne andererseits, die für lange Zeit glaubten, Forderungen nach demokratischer Repräsentanz und dem Ende der weißen Vorherrschaft abwehren zu können. Der Essay beleuchtet die vielen Register, in denen das Hören als Metapher und idiomatischer Ausdruck für das gesellschaftspolitische Leben fungiert, beispielsweise in der Sicherheitspolitik und bei Katasrophenschutzübungen, Unfallstatistiken sowie in der ethnografischen Erfassung der Praktiken und Diskurse der Minenarbeiter. Er befasst sich zudem mit der Poesie migrantischer Minenarbeiter und mit tagebuchartigen Aufzeichnungen von Ingenieuren. Auf dieser Grundlage betreibe ich eine Ästhetik des Wachrufens und eine Praxis des großzügigen Beschreibens, die von den Freuden, Ängsten, gelebten Erfahrungen und der Trauer um die Todesfälle in den Minen zeugen. Das Buch entwickelt eine Poetik des Assoziativen, die sich sowohl aus der literarischen wie auch aus der psychoanalytischen Theorie speist und sowohl die Sprachen der Gesprächspartner als auch die Sprachen der südafrikanischen Machthaber berücksichtigt. Auf diese Weise hoffe ich, von der ausdauernden Sehnsucht und dem schöpferischen Potenzial derjenigen zu zeugen, die der koloniale Kapitalismus und die neoliberalen Marktwirtschaften auf den Müllhalden der industrialisierten, und inzwischen auch deindustrialisierenden Welt zurückgelassen haben.

Ausbildung

PhD Cultural Anthropology, University of Chicago
MA Cultural Anthropology, New York University
BA Universität von British Columbia

Professur

Professorin für Cultural Anthropology, Columbia University, New York

Jüngste Veröffentlichungen

Mit Kentridge, William. “Accounts and Drawings from Underground: East Rand Proprietary Mines, 1906.” Chicago: University of Chicago Press, 2022.
“The Return of Fetishism: Charles de Brosses and the Afterlives of an ldea.” Chicago: University of Chicago Press, 2017.
Mit Kentridge, William. “That Which is Not Drawn: William Kentridge in Conversation with Rosalind Morris.” London: Seagull Books London Ltd., 2013.