Erste deutschlandweite Studie zu Karrieren von Schulleitungen

17.02.2020 Lüneburg/Tübingen/Windisch. Mehr als 1.000 Schulleitungsstellen sind in Deutschland unbesetzt, häufige Wechsel an der Tagesordnung, qualifizierte Bewerbungen um das Amt werden immer weniger. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universitäten Lüneburg und Tübingen sowie der Fachhochschule Nordwestschweiz wollen jetzt mit einer repräsentativen Studie herausfinden, wo die Gründe dafür liegen. Ziel des Vorhabens „Leadership in German Schools“ (LineS2020) ist es u.a., mehr darüber zu erfahren, warum jemand Schulleiterin oder Schulleiter werden möchte, oder was dagegen spricht.

Dass die Schulleitungen einen großen Einfluss auf das Lernen und Lehren an Schulen haben, ist bekannt. Für Deutschland liegen vereinzelte empirische Studien zum Schulleitungshandeln vor, umfassende Befunde zu den Karrieren von Schulleiterinnen und Schulleitern gibt es bisher aber nicht. So sind insbesondere Fragen dazu, was das Amt der Schulleitung für Lehrpersonen attraktiv macht, warum jemand diese Position ergreifen möchte und welche Gründe gegen einen Verbleib im Amt sprechen im deutschsprachigen Raum nur unzureichend erforscht.

Das Projekt geht der Frage nach, was das Amt der Schulleitung (un)attraktiv macht und welche Karrieremotive und Arbeitsplatzwechselabsichten Schulleitungen haben. Es nimmt dabei eine Vielzahl individueller und struktureller Bedingungsfaktoren in den Blick. Auch die Rolle von Unterstützungsangeboten (z.B. Mentoring) und von Qualifizierungsmaßnahmen (Professionalisierung) wird berücksichtigt. Darüber hinaus untersuchen die Forscher, wie diese Faktoren mit dem Anspruch an Schulleitungen zusammenhängen, Schulen einerseits in der Verwaltung stabil und effizient zu führen, sie andererseits aber auch anpassungsfähig und flexibel für die Zukunft vorzubereiten.

Grundlage der Studie ist ein für Deutschland repräsentativer Datensatz (n = 405) zu Schulleitungen an allgemeinbildenden Schulen, der über den Felddienstleister forsa GmbH im Rahmen einer Online-Befragung erhoben wurde. Das Projekt nutzt ein Messwiederholungsdesign, um die teilnehmenden Schulleitungen im Abstand von mehreren Jahren wiederholt zu befragen. An dem Kooperationsprojekt beteiligt sind Prof. Dr. Colin Cramer und Dr. Jana Groß Ophoff (Uni Tübingen), PD Dr. Marcus Pietsch (Leuphana Universität Lüneburg) und Prof. Dr. Pierre Tulowitzki (FH Nordwestschweiz, Windisch).

Gefördert wird die Studie im Rahmen der Qualitätsoffensive Lehrerbildung von Bund und Ländern aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Die erste Projektphase ist auf drei Jahre angelegt.