©Leuphana/Marvin Sokolis
Wichtigkeit und Machbarkeit werden unterschiedlich bewertet“, sagt Felix Krieger über die Arbeit in Wirtschaftsprüfungsgesellschaften.

Die Big Four prüfen den Großteil börsennotierter Unternehmen. Dabei gehen die Wirtschaftsprüfer*innen mit teils riesigen Datenmengen um. Zwar setzten die Gesellschaften zunehmend fortschrittliche Datenanalysen ein, um ihre Prüfungsarbeit zu verbessern. Dennoch sei die Verbindung zwischen Wirtschaftsinformatik und Wirtschaftsprüfung immer noch schwach, berichtet Felix Krieger. Er promoviert bei Dr. Paul Drews, Professor für Wirtschaftsinformatik, insbesondere Digitale Transformation und Informationsmanagement, und forscht an dieser interdisziplinären Schnittstelle. Den Promovenden interessiert unter anderem, wie unstrukturierte Datenquellen, insbesondere Textdokumente, nutzbar gemacht werden können. Deswegen arbeitet er an Machine-Learning-Modellen, auf deren Basis eine Software zur Dokumenten-Analyse entwickelt werden kann: „Rechnungen werden häufig noch händisch geprüft. Mit der Software könnten Informationen automatisiert aus Dokumenten ausgelesen werden, um sie dann auszuwerten.“ Automatisierte Prozesse sollen in erster Linie die Effizienz der Prüfung erhöhen. Aber auch die Qualität der Prüfung kann durch Automatisierung verbessert, und das Prüfungsrisiko, also das Risiko eines Fehlurteils, der Gesellschaften verringert werden.

Allerdings gibt es rechtliche Fallstricke: „Wir arbeiten im Bereich des Machine Learning. Dürfen Daten eines Unternehmens A genutzt werden, um eine Software zu trainieren, von der dann die Prüfung des Unternehmen B profitiert?“ fragt Felix Krieger. Die Arbeit von Wirtschaftsprüfungsgesellschaften sei rechtlich stark reguliert. Grundlegend für den Promovenden war zudem die Frage nach der Akzeptanz: Wollen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften überhaupt fortgeschrittene Datenanalysen nutzen? „Wichtigkeit und Machbarkeit werden unterschiedlich bewertet“, sagt Felix Krieger. Das Berufsfeld sei sehr heterogen. Gerade für kleine Gesellschaften sei die Implementierung von fortgeschrittenen Datenanalysen schwierig. Große Gesellschaften könnten aufgrund der hohen anfallenden Datenmengen aber sehr von modernen Tools profitieren.

Während der ersten drei Jahre seiner Promotion wurde Felix Krieger mit einem Stipendium gefördert, arbeitete aber damals bereits einige Stunden in der Woche bei Ernst & Young, einer der Big-Four-Wirtschaftsprüfungsgesellschaften. Jetzt ist er ganz in die Forschungs- und Entwicklungsabteilung eingestiegen und wird dort seine Promotion beenden. „Das Unternehmen stellt mir Daten und Infrastruktur zu Verfügung“, berichtet Felix Krieger. Im Gegenzug forscht er an Software-Lösungen: „Viele Wirtschaftsprüfungen werden den Innovationsschritt mitgehen, denn die Unternehmen, die sie prüfen, sind längst digitalisiert.“ Zudem habe eine automatisierte Prüfung einen weiteren Vorteil: Sie befreien die Prüfer*innen von Routinetätigkeiten, und erlauben ihnen, sich auf komplexere Fragestellungen zu konzentrieren.

Felix Krieger studierte an der an der Universität Osnabrück Wirtschaftswissenschaften. Nach seinem Bachelor-Examen absolvierte er bei Bosch ein Praktikum in einem IT-Projekt im Controlling. 2017 schloss er das Masterprogram Management & Controlling/Informationssystems an der Leuphana ab.

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