EU Green Deal: Gefährliche Chemikalien ersetzen

23.05.2022 Mit dem neuen EU-geförderten Forschungsprojekt IRISS möchte das Team um Professor Dr. Klaus Kümmerer unter anderem die Textil- und Kunststoff-Industrie für Gefahrenstoffe in der Produktion sensibilisieren. Schulungen in beruflicher Aus- und Weiterbildung sind geplant.

„Wir möchten den gesamten Lebenszyklus eines Produktes begleiten: von der Herstellung bis zur Abfallverwertung“, erklärt der Chemiker Klaus Kümmerer. ©Patrizia Jäger
„Wir möchten den gesamten Lebenszyklus eines Produktes begleiten: von der Herstellung bis zur Abfallverwertung“, erklärt der Chemiker Klaus Kümmerer.

Laut Europäischer Kommission wird sich die weltweite Chemikalienproduktion bis 2030 verdoppeln. Trotz eines umfassenden Chemikalienrechts in der EU nehmen Umweltbelastungen weiter zu: „Früher wurde bereits versucht, gefährliche Stoffe zu ersetzen. Die Substitute haben aber manchmal zu neuen Problemen in der Umwelt und in der Arbeits- und Verbrauchersicherheit geführt“, erklärt Dr. Klaus Kümmerer, Professor für Nachhaltige Chemie und Stoffliche Ressourcen. Innerhalb des EU Green Deals gibt es nun einen Zweig, der sich insbesondere mit Chemie beschäftigt. Mit der Chemicals Strategy for Sustainability (CSS) sollen Ersatzstoffe sicher und nachhaltig werden („safe and sustainable by design (SSbD)“).

Das mit 275 000 Euro geförderte EU-Projekt „The international ecosystem for accelerating the transition to Safe-and-Sustainable-by-design materials, products and processes“ (IRISS) setzt systemisch an: Innerhalb der dreijährigen Laufzeit soll ein europaweites Netzwerk mit allen Stakeholdern am Beispiel der Textil- und Kunststoffindustrie aufgebaut werden, um SSbD voranzubringen und zu verankern. „Welche Chemikalien für die Produktion benötigt werden, in den Produkten bleiben und Umwelt- und Nachhaltigkeitsprobleme verursachen, fängt bereits bei der Wahl der Fasern an. Sie bestimmt, welche Chemikalien im Produktionsprozess genutzt werden. D.h. ein Systemorientierter Ansatz ist entscheidend für die erfolgreiche Umsetzung der SSbD. Unternehmen können so beispielsweise bereits bei der Planung toxische Stoffe in der Produktion vermeiden, wenn sie über das nötige Wissen verfügen. Wir möchten den gesamten Lebenszyklus eines Produktes begleiten: von der Herstellung bis zur Abfallverwertung“, erklärt der Chemiker.

Gemeinsam mit der University of Birmingham prüfen die Forscher*innen der Leuphana, welche Informationen und Methoden zu Gefahrenstoffen bereits bekannt sind. Entsprechend dem Bedarf entwickeln die Wissenschaftler*innen Trainingsmodule. Die Lerninhalte sollen sowohl in der beruflichen Aus- und Weiterbildung als auch in der universitären Lehre Platz finden.

Das IRISS-Projekt zielt darauf ab, die SSbD-Gemeinschaft in Europa und weltweit zu vernetzen und in Richtung eines Lebenszykluskonzepts zu verändern, in dem Sicherheit, Klimaneutralität, Kreislauffähigkeit und Funktionalität von Materialien, Produkten und Prozessen ganzheitlich integriert werden, um den EU Green Deal, die EU-Chemikalienstrategie für Nachhaltigkeit und die SDGs der Vereinten Nationen zu erfüllen.

Die Einzigartigkeit von IRISS besteht darin, dass sich das Konsortium aus rund 20 Kern- und Netzwerkpartnern aus Politik, Industrie, Forschung und Bildung zusammensetzt.

Kontakt Leuphana

  • Prof. Dr. Klaus Kümmerer
  • Dr. Ing. Oliver Olsson