Internationale Nachhaltigkeitsforschung verschenkt Potential von KI
29.07.2025 KI wird hauptsächlich in der naturwissenschaftlichen Forschung eingesetzt. Gerade soziale Nachhaltigkeitsziele bleiben in KI-Analysen stark unterrepräsentiert. Dabei könnten Untersuchungsergebnisse helfen, die Welt nachhaltiger und gerechter zu gestalten, sagen Forscher*innen der Leuphana. Die Ergebnisse wurden jetzt in Nature Sustainability publiziert.
Im Zeitalter von Big Data bietet Künstliche Intelligenz ungeahnte Möglichkeiten. Dennoch zeigt eine neue Analyse von 792 peer-reviewed Fachartikeln: Künstliche Intelligenz (KI) wird zwar immer mehr in der Forschung zu nachhaltiger Entwicklung eingesetzt – ihr tatsächliches Potenzial zur Erreichung aller globaler Nachhaltigkeitsziele (SDGs) bleibt bislang meist ungenutzt. „Soziale Ziele wie Armutsbekämpfung, hochwertige Bildung oder Geschlechtergerechtigkeit werden in der KI-gestützten Forschung kaum untersucht“, sagt Erst-Autorin Dr. Charlotte Gohr.
Zwar nutzten mehr Forscher*innen KI als Methode. Doch meist werde Künstliche Intelligenz zur Analyse technischer oder naturwissenschaftlicher Fragen verwendet, etwa zu Energie, Wasser oder Vegetation. Für das Forscher*innen-Team bemerkenswert: Viele Arbeiten zeigten nur ein oberflächliches Verständnis von Nachhaltigkeit. „Transformative oder interdisziplinäre Ansätze sind die Ausnahme“, sagt Charlotte Gohr.
Die Forscher*innen sehen in KI großes Potenzial, durch datengetriebene Analysen zu einer gerechteren und nachhaltigeren Welt beizutragen. „Leider forschen die KI- und Nachhaltigkeits-Communities noch weitgehend getrennt voneinander. Bei der Mehrzahl der Artikel fehlt eine Integration von fundierter Nachhaltigkeitsexpertise“ sagt Charlotte Gohr.
Deswegen plädieren die Wissenschaftler*innen für eine vernetzte, interdisziplinäre und global ausgerichtete Forschung. Nur so könne das Potenzial von KI voll ausgeschöpft werden.
Die Arbeiten für das Vorhaben starteten im Frühjahr 2024 im Methodenzentrum, angeleitet durch Prof. Dr. Henrik von Wehrden, als „student-driven“ literature review. Die Methode der Literaturanalyse über multivariate Ordinations-Statistik wurde von Henrik von Wehrden vor mehr als 10 Jahren entwickelt und stetig ausgebaut. Im Herbst/Winter 2025 soll ein entsprechendes R-Paket zur freien Nutzung der Methode erscheinen. Das Projekt war ein erfahrungsstufenübergreifendes Gemeinschaftsprojekt. Beteiligt waren 22 Personen: drei Professoren, vier Post-Docs, acht Promovierende, vier Masterstudierende, drei Bachelorstudierende. Der Großteil des Teams kommt von der Leuphana und ist mit dem Methodenzentrum assoziiert. Erstautor*innen sind Charlotte Gohr (Leuphana College & Methodenzentrum) und Gustavo Rodriguéz (Methodenzentrum)

Kontakt
- Prof. Dr. Henrik von Wehrden
- Jorge Gustavo Rodríguez Aboytes