Online-Forschung verbessern
11.01.2021 Kontakt- und Reisebeschränkungen während der Corona-Pandemie erschweren Wissenschaftler*innen das Sammeln von Daten. Der Psychologe Prof. Dr. David Loschelder und Betriebswirt Dr. Meikel Soliman systematisieren deshalb Software-Tools für die Forschung. Zudem planen sie ein Online-Wiki. Dort können Studierende und Wissenschaftler*innen testen, welches Software-Tool zur Datenerhebung für ihr Projekt am besten geeignet ist.
Online-Lehre gehört zu den großen Themen der Corona-Pandemie. Aber auch die Forschung ist stark von den Beschränkungen betroffen. Gerade datengetriebene Disziplinen haben es schwer. Insbesondere, wenn das menschliche Verhalten gemessen werden soll. Zwar gibt es mittlerweile viele Online-Tools für die psychologische Forschung, etwa zur Durchführung von Umfragen, aber das Angebot ist unübersichtlich und es existieren auch wissenschaftlich fragliche Tools, wie David Loschelder berichtet: „Bei diesen Angeboten werden unterbezahlte Proband*innen auf Crowdsourcing-Plattformen befragt. Das ist häufig unethisch und liefert zudem qualitativ fragwürdige Daten.“ Gemeinsam mit dem Lab-Manager der Leuphana Laboratories, Dr. Meikel Soliman, entwickelt er ein anwendungsorientiertes Lehr- und Lernkonzept mit Online-Tutorials und Videos, die erprobt und evaluiert werden. Anschließend sollen die Ergebnisse der Öffentlichkeit kostenfrei zur Verfügung gestellt, etwa auf einer Wiki-Plattform. Das Projekt „Onlineforschungskompetenzen stärken - Entwicklung eines digitalen Lehr- und Lernkonzepts zur Vermittlung einer anwendungsorientierten Durchführung von Onlineforschung mittels Software-Tools (OnResToCom).“ wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Ziel des Projektes ist es, den Wissensstand zur Nutzung von Software-Tools in der Onlineforschung zu systematisieren und Online-Forschungskompetenzen von Studierenden und Wissenschaftler*innen zu stärken.
Im Mai 2020 hatte Meikel Soliman am #SemesterHack teilgenommen. Dabei überzeugte das Team um den Wissenschaftler so sehr, dass das BMBF sie ermutigte einen Förderantrag zu stellen, um die Idee umsetzen zu können. Der bundesweite Online-Hackathon hatte sich zum Ziel gesetzt hat, die digitale Hochschulbildung zu verbessern. Der Hackathon wurde gemeinsam vom Hochschulforum Digitalisierung, dem KI-Campus und dem Deutschen Akademischen Austauschdienst sowie zahlreichen Partnerhochschulen aufgerufen. Innerhalb von 36 Stunden sollten die Teilnehmenden Lösungen für Probleme des digitalen Sommersemesters erarbeiten. Meikel Soliman erreichte mit seinem Team und deren Idee zu einer Online-Plattform für Forschungstools den zweiten Platz.
Auf der disziplinübergreifenden Plattform soll nicht nur das passende Online-Forschungsinstrument gefunden werden, um Befragungen, Experimente oder psychologische Tests durchzuführen. „OnResToCom“ könnte die Forschung auch verbessern. „Werden Befragungen nur in einem bestimmten Umfeld durchgeführt, kann das zu einer Verzerrung der Ergebnisse führen. Bessere Forschungstools können auch helfen, geeignetere Untersuchungsgruppen zu finden“, erklärt David Loschelder. Damit bleibt die Plattform auch nach dem Ende der Pandemie relevant und über die Standgrenzen Lüneburgs hinaus anwendbar.