Bodenökologie: Dr. Benjamin Delory - Das Vermächtnis der Wurzeln

19.12.2021 Der 33-jährige Bioingenieur und Post-Doc am Institut für Ökologie hat bereits eine Synthese-Arbeitsgruppe mit dem renommierten Stanford-Professor Tadashi Fukami aufgebaut. Jetzt hat Benjamin Delory für sein Projekt „ChemLegacy“ eine Förderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) erhalten, die ihm für die nächsten drei Jahre eine eigene Stelle als Principal Investigator finanziert. Unterstützt wurde er dabei vom Forschungsservice.

Mikroskopaufnahme ©Delory B, Alonso-Crespo I, Temperton V.
„Die Aufklärung der Mechanismen durch die Pflanzen miteinander interagieren, ist eine der grundlegendsten Fragen der Ökologie. Die Forschungsergebnisse können wichtige Auswirkungen auf die Landwirtschaft und die ökologische Wiederherstellung haben“, erklärt Benjamin Delory.

Pflanzen beeinflussen stark den Boden, auf dem sie wachsen. Sie nehmen Nährstoffe und Wasser auf und sind in der Lage, die Zusammensetzung von Mikroorganismen wie Bakterien und Pilzen zu formen. Diese pflanzenbedingten Veränderungen können beeinflussen, wie andere Pflanzen in Zukunft auf diesem Boden wachsen. „Wir sprechen vom ‚Bodenvermächtniseffekt‘“, erklärt Benjamin Delory. Der Wissenschaftler konzentriert sich in seinem Projekt „ChemLegacy“ auf die chemische Seite des Bodenvermächtnisses. In den kommenden drei Jahren wird er Experimente durchführen, um festzustellen, inwieweit verschiedene Pflanzenarten die Identität, Vielfalt und Häufigkeit chemischer Verbindungen im Boden beeinflussen. Ihn interessiert, ob die Art und Weise wie Pflanzen auf diese chemischen Hinterlassenschaften im Boden reagieren, Auswirkungen auf die Struktur und das Funktionieren von Pflanzengemeinschaften hat.

Dafür konnte er mit seinem Projekt „ChemLegacy“ rund 360 000 Euro bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft einwerben - und sich eine eigene Stelle als Principal Investigator am Institut für Ökologie sichern. Der Forschungsservice hat ihn bei der Antragstellung unterstützt.

2022 wird Benjamin Delory mit den Experimenten beginnen und mehr als 200 große Töpfe mit verschiedenen Arten bepflanzen, die in gemäßigten Graslandschaften häufig vorkommen. Er wird in jedem Topf regelmäßig die Bodenlösung sammeln und untersuchen, wie andere Pflanzen auf die chemischen Verbindungen in den Bodenlösungen reagieren. Gemeinsam mit Mitarbeiter*innen des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung in Leipzig (iDiv; Prof. Nicole van Dam und Dr. Alexander Weinhold) wird er die chemische Zusammensetzung der Bodenlösungen analysieren. Der Ökologe vermutet, dass verschiedene Pflanzenarten zu unterschiedlichen chemischen Hinterlassenschaften im Boden führen. „Die Aufklärung der Mechanismen durch die Pflanzen miteinander interagieren, ist eine der grundlegendsten Fragen der Ökologie. Die Forschungsergebnisse können wichtige Auswirkungen auf die Landwirtschaft und die ökologische Wiederherstellung haben“, erklärt Benjamin Delory.

Es war nicht das erste Mal, dass sich der Wissenschaftler erfolgreich um Fördermittel beworben hat. „Die finanzielle Unterstützung durch den Forschungsservice ermöglichte es mir, die ersten Daten zu erheben, die die Grundlage für meinen Antrag bei der DFG bildeten", sagt Benjamin Delory. Darüber hinaus finanzierte die Leuphana Graduate School seinen Forschungsaufenthalt an der Universität Stanford (USA), wo er zusammen mit Prof. Dr. Tadashi Fukami an einem Antrag zum Aufbau einer Synthese-Arbeitsgruppe zum Thema Prioritätseffekte arbeitete. „In der Ökologie beschreiben Prioritätseffekte den Einfluss der Reihenfolge und des Zeitpunkts der Ankunft von Arten auf den Aufbau ökologischer Gemeinschaften", erklärt Benjamin Delory. Sein Antrag erhielt die volle Unterstützung des iDiv-Synthesezentrums in Leipzig. Führende Wissenschaftler*innen aus den USA, Kanada, der Schweiz, Schweden, Großbritannien und Deutschland können in den kommenden Jahren nun ihr Wissen zu Prioritätseffekten bündeln. Tadashi Fukami und Benjamin Delory sind die leitenden Forscher dieser Synthese-Arbeitsgruppe (sPriority).

Der belgische Wissenschaftler kam vor etwa sechs Jahren an die Leuphana. Er studierte Bioingenieurwesen an der Universität Lüttich (Gembloux Agro-Bio Tech) in Belgien und promovierte über die Rolle der von den Wurzeln abgegebenen flüchtigen organischen Verbindungen bei den unterirdischen Interaktionen zwischen Pflanzen. Am Ende seiner Promotion traf er Prof. Dr. Vicky Temperton, Professorin für Ecosystem Functioning & Services am Institut für Ökologie, auf einer wissenschaftlichen Konferenz in den Niederlanden: „Ich hatte das große Glück, Vicky kennenzulernen. Ich war auf der Suche nach einer Postdoc-Stelle und Vicky und ich teilen viele Forschungsinteressen“, sagt Benjamin Delory. Seit Beginn seiner Postdoc-Stelle in der Arbeitsgruppe von Vicky Temperton befasst er sich mit den Wechselwirkungen zwischen Pflanzen in Grünlandökosystemen, wobei er sich insbesondere mit den Folgen von Prioritätseffekten auf die Struktur und das Funktionieren von Pflanzengemeinschaften beschäftigt.

Für seine Arbeit hat der Pflanzenökologe bereits mehrere Preise erhalten, darunter einen Reisepreis der Root Phenotyping Working Group des International Plant Phenotyping Network (IPPN) bei einem Treffen der International Society of Root Research in Jerusalem. Der Preis belohnt besonderes wissenschaftliches Engagement und fördert die internationale Mobilität und den Austausch zwischen Forscher*innen.

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