Carolin Ellerkamp berichtet aus ihrem CEE Fellowship Programm

20.02.2022 Carolin Ellerkamp, ehemalige studentische Hilfskraft am ISDL, wurde mit dem angesehenen Civics and Environmental Education Fellowship der North American Association of Environmental Education ausgezeichnet.

Seit Juli 2021 ist Carolin Ellerkamp eine von 30 Fellows, die von der North American Association for Environmental Education (NAAEE) als Teil der ersten CEE-Change Fellowship-Kohorte ausgewählt wurden. CEE steht für Civics and Environmental Education. Carolin ist Teil einer internationalen Gemeinschaft leidenschaftlicher Pädagog*innen, die daran arbeiten, eine gerechte und nachhaltige Zukunft im Bereich der Umweltbildung durch ein Gemeinschaftsprojekt für bürgergesellschaftliches Engagement und Umweltbildung aufzubauen. Gemeinsam mit ihrer Partnerorganisation Swaraj aus Indien arbeitet Carolin an einem interkulturellen und generationsübergreifenden Projekt zum Thema Wasser. Dafür sammelt sie Interviews und Geschichten von Menschen aus der Generation ihrer Großeltern. Hier erzählt sie uns, was sie aus dem Interview mit ihrer eigenen Großmutter und der Interaktion mit Schüler*innen bisher gelernt hat.

„Meine Oma ist ein sehr besonderer Mensch für mich. Sie ist die einzige meiner Großeltern, die noch lebt und die ich überhaupt wirklich kennengelernt habe, da alle anderen bereits vor meiner Geburt oder kurz danach gestorben sind. Sie ist auch der Grund weshalb der Kontakt zu der Familie meiner Mutter viel enger ist, als zu der Familie meines Vaters. Sie ist das Zentrum unserer Familie. Vor dem Interview war ich nicht wirklich aufgeregt, weil ich wusste, dass ich mit meiner Oma spreche. Sie kennt mich, ich kenne sie, wir haben bereits eine familiäre Beziehung als Vertrauensgrundlage. Die Atmosphäre während des Interviews war sehr entspannt und nach der anfänglichen Aufregung auf ihrer Seite haben wir beide sehr schnell vergessen, dass im Raum eine Kamera stand und sie ein Mikrofon an ihrem Pullover hatte.

In einigen Momenten des Interviews war ich sehr überrascht und danach vor allem dankbar. Überrascht zu erfahren, wie früher die Wäsche zum Bleichen einfach in die Sonne gelegt wurde, aber auch, dass man mit einer Wünschelrute Wasser gesucht hat und, dass sie immer noch ihr eigenes Grundwasser nutzt – überrascht, wie viel ich einfach noch nicht wusste, oder dass ich nie auf die Idee gekommen bin, nachzufragen. Und dankbar, die Möglichkeit genutzt zu haben mit ihr über das Thema Wasser zu sprechen, dankbar für sie, dankbar für das neue Wissen und dankbar für unsere doch sehr privilegierte Position heute und hier in Deutschland, einen sehr einfachen Zugang zu sauberem Trinkwasser zu haben. Wir haben gelacht, waren nachdenklich, ernst und dann wieder fröhlich und dankbar. Es war ein Gespräch voll von Emotionen, Geschichten von früher, Erinnerungen und Erfahrungen. Und ich habe sehr deutlich gemerkt, wie in ihren Augen beim Erzählen ein kleines Licht war – ein Strahlen, die sichtbare Reflektion vergangener Tage.

Und wir teilen diese Geschichten, inklusive der Geschichte meiner Oma weiter. Dafür war ich kurz vor Weihnachten in zwei Erdkunde-Kursen der 10. Klasse meines ehemaligen Gymnasiums zu Gast und habe jeweils eine Doppelstunde mit den Schüler*innen über das Thema Wasser diskutiert. Unser Projekt und das Interview mit meiner Oma stießen tatsächlich auf sehr großes Interesse und engagierte Mitarbeit. Nach dem Schauen der Videos habe ich die Schüler*innen noch dazu ermutigt doch ihre Gedanken zu den Videos aufzuschreiben und dann in großer Runde zu teilen. Die Beteiligung war überwältigend und wir haben sehr lang über den Inhalt der Videos diskutiert. Viele sagten, dass das Video sie sehr zum Nachdenken über ihren Wasserverbrauch angeregt habe. Insgesamt waren die beiden Doppelstunden eine sehr bereichernde Erfahrung für mich, ich habe sehr viel gelernt, persönlich und projektbezogen tolles Feedback bekommen und eine Menge qualitativer Daten gesammelt.

Was ich für den weiteren Verlauf meines Projekts daraus mitnehme: Die besten Geschichten, aus denen man unglaublich viel lernen kann, schreibt das Leben und wie bereichernd ist es dann, wenn andere Menschen ihre Geschichten mit dir teilen?“