Biodiversitätsverlust: „Der Markt alleine kann das nicht regeln“
21.11.2024 Viele Konsumierende sind zwar bereit, mehr für biodiversitätsfreundliche Produkte zu bezahlen. Wie viel besser das Produkt ist, spielt aber keine Rolle. Das Studienergebnis alarmiert den Nachhaltigkeitsökonomen Prof. Dr. Jacob Hörisch: „Für die Wirtschaft besteht kein Anreiz, deutlich nachhaltiger zu produzieren.“
„Konsumierende werden die Biodiversitätskrise nicht beenden“, fasst Prof. Dr. Jacob Hörisch das Ergebnis seiner aktuellen Studie zusammen. Das Autorenteam befragte repräsentativ für die deutsche Bevölkerung rund 500 Menschen: Wie viel Geld würdet ihr für dieses Toilettenpapier zahlen? Zusätzlich informierten die Forscher: So biodiversitätsfreundlich ist das Produkt. Ein Toilettenpapier war also beispielsweise zehn Prozent besser als der Branchendurchschnitt und ein anderes fünf Mal so gut. Dennoch boten Probanden für beide Produkte den gleichen Preis. „Für Unternehmen besteht also kein Anreiz, deutlich biodiversitätsfreundlicher zu produzieren. Sie müssten mehr investieren, würden aber nicht mehr einnehmen“, sagt Jacob Hörisch.
Eine Erklärung für das Verhalten der Konsumierenden kann die Komplexität der Biodiversitätskrise sein. „Wir sprechen nicht nur von Artensterben, sondern auch von schrumpfenden Genpools oder verminderter Funktionalität von Ökosysteme“, erklärt Jacob Hörisch. Mittlerweile sei es zwar möglich ähnlich dem CO2-Fußabdruck, ein Maß für die Biodiversität zu berechnen. Aber noch sei der Biodiversitätsfußabdruck kaum bekannt. „Dabei müssen wir dringend handeln“, erklärt der Forscher.
Er glaubt, dass nur Gesetze die nötigen Veränderungen herbeiführen können: „Wir müssen fünf Mal so nachhaltig werden wie wir es heute sind, um innerhalb der planetaren Grenzen zu wirtschaften.“ Neben Regeln könne auch ein Negativsiegel helfen: „Wir sehen das bei Elektrogeräten oder Zigaretten. Produkte mit einem Warnhinweis kauft kaum jemand gern.“