Gerechtere Gesellschaften konsumieren nachhaltiger

02.07.2025 Was bringt Menschen dazu, nachhaltiger zu handeln? Gemeinsam mit Prof. Dr. Steven Brieger und Xinyu Zhang von der University of Sussex wertete Prof. Dr. Jacob Hörisch Daten aus ganz Europa aus. Jetzt sind die Wissenschaftler*innen bei der weltweit größten Management Konferenz, der Academy of Management Conference für einen Best-Paper-Award nominiert.

©Brinkhoff-Moegenburg/Leuphana
„Es gibt einen signifikanten Zusammenhang zwischen Einkommensungleichheit und nachhaltigem Konsumverhalten - und zwar durch alle gesellschaftlichen Schichten hindurch“, sagt Jacob Hörisch.

Die Forscher*innen analysierten das Konsumverhalten von 70 000 Individuen in 20 europäische Ländern. Dabei war nicht entscheidend, wie reich oder arm die Menschen waren; ob sie sich also einen Einkauf im Biomarkt leisten konnten oder sich im Discounter versorgten. „Wir wollten wissen, wie die Ungleichheit im Land individuelles Konsumverhalten beeinflusst“, erklärt Jacob Hörisch, Professor für Nachhaltigkeitsökonomie und -management. „Es gibt einen signifikanten Zusammenhang zwischen Einkommensungleichheit und nachhaltigem Konsumverhalten - und zwar durch alle gesellschaftlichen Schichten hindurch“, fasst Jacob Hörisch zusammen.

Das Ergebnis erklärt der Forscher mit der so genannten Norm-Activation-Theory: „Alle Menschen haben Normen. Diese müssen aber angesprochen werden. In einer Gesellschaft mit großen Einkommensunterschieden können die Reichen die Verantwortung auf die Armen schieben und umgekehrt“, erklärt Jacob Hörisch. Denn: Etwa Studien von Oxfam zeigen, dass wenige Superreiche sehr viel CO2 ausstoßen. Umgekehrt argumentiert der Brundtland-Report, dass Armut unnachhaltiges Verhalten verursacht. „Beide Logiken sind richtig, werden durch eine ungleiche Gesellschaft erzeugt und führen dazu, dass wir anderen Gruppen die Verantwortung für Unnachhaltigkeit in die Schuhe schieben“, argumentiert Jacob Hörisch. 

Deswegen plädieren die Forscher für eine höhere Besteuerung etwa von Luxusgütern. „In Dänemark ist der Spitzensteuersatz vergleichsweise hoch. Die Menschen konsumieren dort sehr nachhaltig. In Großbritannien ist es umgekehrt.“

In einem zweiten Studienteil konnten die Forscher im Rahmen einer individuellen Befragung am Fallbeispiel des Vereinigten Königreichs zeigen, dass bereits eine wahrgenommene Einkommensungleichheit zu unnachhaltigem Konsum führt.

Kontakt

  • Prof. Dr. Jacob Hörisch