Forschungsaufenthalt in Lettland: ESD for 2030 Projekt

24.05.2023 Interview mit Merle Dreessen zum Forschungsaufenthalt im Februar/März 2023 in Valmiera, Lettland im Rahmen des "ESD for 2030" Projekts.

1. Hey, schön dass du dir die Zeit genommen hast. Lass uns mit einer kleinen Vorstellung beginnen; wer bist du und was ist deine Verbindung zum ISDL?

Sveiki! Ich bin Merle Dreessen und ich studiere im 8. Semester Global Environmental and Sustainability Studies hier an der Leuphana Universität Lüneburg. Seit April 2021 arbeite ich als studentische Hilfskraft am Institute for Sustainable Development and Learning (ISDL) auf das ich durch das Seminar “The Future cities of Europe - beyond Lüneburg 2030+” aufmerksam wurde. Seitdem wirke ich am “ESD for 2030 - Learning for and in resilient and sustainable communities” Forschungsprojekt mit und durfte im Sommer 2022 auch als Tutorin den Studierendenaustausch ins Baltikum mitbegleiten. Neben meiner Tätigkeit als studentische Hilfskraft schreibe ich momentan auch meine Bachelorarbeit am ISDL.

2. Interessant! Was ist das Thema deiner Bachelorarbeit?

In meiner Bachelorarbeit untersuche ich das Thema der Kooperationen von Bildungseinrichtungen mit einem besonderen Fokus auf die sogenannten “Eco-schools” in Lettland. Ich bin im Rahmen unserer Projektpartnerschaft mit Valmiera, Lettland, auf das Eco-school Programm gestoßen, welches in Lettland eine wichtige Rolle in Sachen Umweltbildung spielt. Vor allem die Kooperationen der Eco-schools mit der Stadtverwaltung und anderen externen Stakeholdern habenmich dabei besonders interessiert; z.B. das Format des “municipal eco-councils”, einem Art Beirat von Vertreter*innen der Eco-schools und der Stadtverwaltung die sich in Valmiera vernetzen und gemeinsame Aktivitäten planen. Zudem will ich durch meine Bachelorarbeit untersuchen, inwiefern diese Formen der Zusammenarbeit unter Governanceaspekten zueiner nachhaltigen Stadt- und Kommunalentwicklung beitragen können.

3. Das heißt, du bist für deine Forschung nach Lettland gereist?

Genau. Ich habe für einen Monat, vom 15. Februar bis zum 15. März 2023 in Valmiera in Lettland gelebt. Der Forschungsaufenthalt wurde durch ein PROMOS Stipendium des Deutsch Akademischen Austauschdiensts (DAAD) gefördert.

4. Magst du einmal erzählen, was genau du dort gemacht hast und wie es dir gefallen hat?

Gerne! Mein Forschungsaufenthalt in Lettland war echt spannend und sehr vielseitig. Während meines Aufenthalts habe ich in einem Studentenwohnheim der Eco-Universität “Vidzeme University of Applied Sciences (ViA) gewohnt, in dem momentan auch das Realexperiment des gemeinsamen Forschungsprojektes durchgeführt wird. In dem Experiment werden neue Mülltrennungssysteme getestet. Ein neues EU Gesetz, macht die Biomülltrennung in Lettland bald verpflichtend. Im Rahmen meiner Forschung habe ich Stakeholder-Interviews mit Vertreter*innen der Eco-schools und der Stadtverwaltung in Valmiera durchgeführt um mehr über ihre Aktivitäten sowie ihre Zusammenarbeit im Bereich nachhaltige Entwicklung zu erfahren. Zudem hatte ich die Chance im Februar am Eco-school Winter Forum 2023 teilzunehmen, bei dem Repräsentant*innen aller lettischer Eco-schools einmal im Jahr zusammenkommen, um sich auszutauschen, weiterzubilden und gemeinsame Ergebnisse und Pläne zu erarbeiten. Dort konnte ich viele spannende Einsichten gewinnen und Kontakte für Interviews knüpfen. Im März habe ich auch meine Kommilitonin Anne Terhardt in der Projektpartnerstadt Viljandi in Estland besucht und sie bei der Durchführung ihres Workshops unterstützt. Dazu könnt ihr hier mehr erfahren. 

5. Jetzt, wo du wieder zurück in Deutschland bist, wie geht es mit deiner Forschung weiter und was passiert mit den Daten, die du während deines Forschungsaufenthalts gesammelt hast?

Momentan arbeite ich an meiner Bachelorarbeit, für die ich die in Lettland gesammelten Daten auswerte. 
Die semi-strukturierten Interviews habe ich bereits transkribiert und nach Aspekten des “Collaborative governance”, “collaborative learning” und “sustainable development - social, economic and environmental aspects” codiert. Ich plane, basierend auf meinen Ergebnissen, Handlungsempfehlungen zu formulieren, wie Stadtverwaltungen, Eco-schools und andere externe Stakeholder transdisziplinär kooperieren können, um Prozesse der nachhaltigen Entwicklung in Valmiera und anderen Städten und Kommunen anzustoßen. Die Ergebnisse werden auch in einer Publikation von Professor Raimonds Ernsteins und Daniels Truksans der University of Latvia, Riga, genutzt, mit dem Titel „Eco-schools as resource and instrument for municipal environmental governance development: 
communication frame for collaboration partnerships“, welche im Laufe des Jahres publiziert werden soll.

6. Welche Rolle spielt deine Forschung für das Projekt “ESD for 2030”?

Durch meinen Forschungsaufenthalt konnten die Kooperationen und Netzwerke weiter ausgebaut werden, die zum Fortschritt in der transdisziplinären Zusammenarbeit beitragen. Zudem beschäftige ich mich in meiner Bachelorarbeit mit dem Thema der Bildung für nachhaltige Entwicklung und wie diese durch transdisziplinäre und kollaborative Governance zu nachhaltiger Stadt- und Kommunalentwicklung beitragen kann. Mit diesen Erkenntnissenkann der Verlauf des Projektes „ESD for 2030“ sinnvoll unterstützt und evaluiert werden.

 Vielen Dank dir! Das war sehr aufschlussreich. 

Gerne. Bei Nachfragen könnt ihr euch gerne unter merle.dreessen@stud.leuphana.de bei mir melden. Paldies! 

Ausstellung zu Zukunftsvisionen der Eco-schools. ©Merle Dreessen
Austellung von Visionen für ein zukunftsfähiges und nachhaltiges Lettland von den eco-schools in Valmiera.
Eco-school Winter Forum 2023 ©Merle Dreessen
Präsentation auf dem eco-school Winter Forum 2023 in Valmiera.
Recycling Workshop an einer Eco-school in Valmiera. ©Merle Dreessen
Recycling Workshop an einer Eco-Highschool in Valmiera, Lettland.
Eco-schools Winter Forum 2023 ©Anne Terhardt
Merle Dreessen beim Eco-School Winter Forum 2023.