Dokumentation
THEORY IN/AS PRACTICE – PRACTICE IN/AS THEORY: CELEBRATING CULTURES OF CRITIQUE
Die Abschlussveranstaltung des Graduiertenkollegs „Kulturen der Kritik“ ist noch einmal dessen Ausgangsfrage nach dem Verhältnis von Theorie und Praxis gewidmet.
In den letzten neun Jahren hat sich unser Programm auf kritische Praktiken konzentriert und deren Instanzen, Subjekte, Rahmenbedingungen, Gültigkeitsansprüche und Wirkungsweisen sowohl in ihren spezifischen Situiertheiten als auch in ihren globalen Verflechtungen analysiert.
Unsere Forschung hat gezeigt, dass kritische Praktiken nicht von den Formen und Medien ihrer Repräsentation getrennt werden können, da diese den Gegenstand der Kritik konstituieren und ihre gesellschaftlichen Wirkungen prägen. Post- und dekoloniale sowie transkulturelle Perspektiven haben grundlegende, in der Aufklärung wurzelnde Annahmen über Kritik in Frage gestellt, gerade auch auf Basis des Befundes, dass theoretische Modellierungen sich häufig aus intervenierenden, protestierenden Praktiken heraus entwickelt haben.
Während unserer Veranstaltung werden (ehemalige) Doktorand*innen und Gäste in kurzen Vorträgen über das Verhältnis von Theorie und Praxis in ihrer Forschung reflektieren.
Eine abschließende Podiumsdiskussion mit Gertrud Koch (FU Berlin/Leuphana Universität Lüneburg), Premesh Lalu und Maurits van Bever Donker (University of the Western Cape, Cape Town), moderiert von Erich Hörl, wird sich mit der Rolle der Universität in der Gesellschaft befassen.
Media in Crisis - Reconfiguring Possible World Imaginaries?
21. - 22.11.2024 | Poster | Booklet
Organized by Dyoniz Kindata, David Cabrera Rueda, Lydia Ouma Radoli
This workshop emphasizes the use of an interdisciplinary approach to address media crises and world imaginaries practically. When considering world imaginaries, it is important to view them not only as a means of escaping the present or/and the past as mere aspirations for collective perceptions, beliefs, values, and ideas. Instead, we propose to approach world imaginaries as a strategic tool for conceptualizing and transforming attitudes, behaviors, and actions critically in shaping the future of human experiences and societies in the media world.
Can interdisciplinary approaches provide effective strategies for addressing fractures in media narratives? How might these approaches contribute to a more nuanced understanding of historical and contemporary media challenges? To what extent does the changing global space of media practice influence the conceptualization and representation of possible world imaginaries? How can these be reconfigured to address emerging challenges?
The workshop is hosted by the DFG Research Training Group “Cultures of Critique“ (Leuphana University Lüneburg) in collaboration with Leuphana Institute for Advanced Studies in Culture and Society (LIAS), Sorbonne Nouvelle Paris 3 and Daystar University.
Critique Now!
12.1.2023 Workshop | Flyer | Booklet
Critique Now. Interdisciplinary Perspectives on Critical Practices
Gäste: Isabelle Graw (Städelschule, Frankfurt), Orit Halpern (TU Dresden) und Nishant Shah (ArtEZ University of the Arts, The Netherlands)
In recent years, different developments have challenged the concept of critique. On the one hand, new technologies and modes of distribution have given rise to a large number of new practices of expressing dissent, discomfort and objection whose criticality needs to be clarified in each case. On the other hand, postcolonial, decolonial, and transcultural perspectives have problematized fundamental assumptions about critique rooted in the Enlightenment. These developments raise new questions about the validity claims, situatedness, and subjects of critique.
We invited international scholars from various academic disciplines to address these questions against the background of their own research. Their contributions will be the starting point of discussions about a contemporary concept of critique among the third generation of PhD students of the Research Training Group Cultures of Critique. As with this event we would like to welcome the new fellows and say goodbye to the parting group.
Agentin des Zweifels
Ein Film von Isabel Mehl und Alina Schmuch.
Ein Hotel im alten Westen Berlins, das gegenüber vom Delphi-Filmpalast auf seine Renovierung wartet. Dort fotografierte Nan Goldin 1993 Amanda im Kaltwasserbecken. Goldin machte auch das Autorinnenfoto für den ersten Roman der New Yorker Autorin Lynne Tillman Haunted Houses (1987). Es sind diese Verschränkungen von Zeitlichkeit, Zufall und Realitätsebenen, die die Kunstwissenschaftlerin Isabel Mehl in ihrer Auseinandersetzung mit Tillmans fiktiver Kunstkritikerin Madame Realism faszinieren.
Madame Realism ist eine Figur, die von der US-amerikanischen Schriftstellerin und Kulturkritikerin Lynne Tillman (*1947 in Woodmere, Long Island) erschaffen wurde. Seit dem ersten öffentlichen Auftritt dieser fiktiven Kunstkritikerin 1986 in der Zeitschrift Art in America, erschienen 17 weitere Madame Realism Geschichten. Als Protagonistin der Geschichten driftet Madame Realism zwischen Fakt und Fiktion, zwischen New York und Umwelt, ihrer Wohnung im East Village und der sie umgebenden Großstadt, zwischen Kunstwerken und Kontexten, Gesellschaft und ihren Randgebieten, Repräsentation und dem Nicht-Repräsentierten. Sie ist eine Agentin des Zweifels, der stetigen Bewegung zwischen möglichen Standpunkten. Inmitten von Selbstreflexion, Reizüberflutung und männlich dominierter Kunstwelt lotet Madame Realism neu aus, welche Position ein schauendes und schreibendes Subjekt einnehmen kann. Wer erkennt sich in der Kunst wieder, und warum? Die Frage nach der Repräsentation, die Madame Realism aufwirft und der sie nachgeht, hat an Gegenwärtigkeit nichts eingebüßt.
Isabel Mehl untersucht das Wechselspiel zwischen Kritik und Imagination in den Madame Realism-Geschichten und zeigt, was es bedeutet, Fiktion als kritische Form des Denkens zu praktizieren. In einer fragmentarischen Lesung aus ihrem Buch „Im Zeichen des Zweifel(n)s. Madame Realism oder: Die Funktion der Fiktion in der Kunstkritik“ (2022) spürt sie gemeinsam mit der Künstlerin Alina Schmuch einigen Fährten des Textes nach.
