Vortrag: Nach Solingen. Politiken ungleicher Verletzbarkeit im Kontext rassistischer Gewalt
09. Jan.
Vortrag von Çiğdem Inan / 09.01.24 / 18:00 / C5.325
Ausgehend von der Verleugnung von Rassismus und den Mechanismen der Opfer-Täter*innen-Umkehr, die bei rechten und rassistischen Anschlägen und so auch nach dem Solinger Brandanschlag zutage traten, verhandelt Çiğdem Inan in ihrem Vortrag die ungleiche Verteilung von Verletzbarkeit innerhalb migrationspolitischer Sicherheits- und Sorgediskurse. Aufgezeigt wird, wie Trauer und Angst den umkämpften Schauplatz bilden, auf dem die Verletzbarkeit von Personen, die von Rassismus betroffen sind, zugleich aberkannt, wieder angeeignet und ausgehandelt wird. Inwiefern kann aus Trauer-, Verlust- und Enteignungserfahrungen im Kontext rassistischer Gewalt eine politische Handlungsmacht hervorgehen, die kraft einer anderen sozialen Relationalität Aufteilungen in verletzbares und nicht-verletzbares Leben abzuschaffen vermag?
Çiğdem Inan ist Soziologin und lebt und arbeitet in Berlin. Ihre Lehr- und Forschungsschwerpunkte sind Affekttheorie, Poststrukturalismus, kritische Migrationssoziologie, queer-feministische Philosophie, Rassismusforschung und postkoloniale Gesellschaftstheorie. Aktuell beschäftigt sie sich mit Politiken negativer Affektivität, Ontologien der Enteignung sowie flüchtiger Widerständigkeit in Bezug auf rassistische Gewalt, die sie u. a. im Kontext rechter und rassistischer Anschläge in Deutschland diskutiert. Zudem arbeitet sie an einem Buch über Das Andere des Affektiven, in dem sie klassische und nicht-klassische Philosophien des Affektiven zusammen mit rassismuskritischen Theorien verhandelt. Sie ist Teil des Verlagskollektivs b_books (Berlin) und Herausgeber*in der Publikationsreihe re fuse.