Kulturwissenschaftliche Methoden

Kulturwissenschaftliche Methoden umfassen geistes- sowie sozialwissenschaftliche Forschungsbereiche und zeichnen sich durch eine Vielzahl an transdisziplinär gelagerten Ansätzen aus. Die Juniorprofessur nimmt diese Bandbreite zum Anlass, ein Methodenverständnis zu erarbeiten, das die Methodenentwicklung und eine an den Forschungsprozess angepasste Methodologie in den Vordergrund stellt. Methoden sind dabei nicht Werkzeuge, die wie Schlüssel auf Gegenstände angewandt werden können, sondern müssen selbst als determinierende Aktanten gesehen werden, die ihre Felder erst sichtbar machen und über diese Aufschluss geben können.

Forschung an Methoden kann daher selbst als Gegenstand gegenwärtiger Problemfelder verstanden werden. Dieser Ansatz bezieht sich auf den gesamten Forschungsprozess, von der (Feld-)Forschung bis zum Format der Repräsentation. Methodenforschung bedeutet demnach auch immer das Ausloten und Experimentieren mit Räumen der Wissensproduktion, sei es in Publikationsformaten oder akademischen Veranstaltungen. Hierbei spielt Kollaboration als Zusammenkunft verschiedener Blickwinkel, mit dem Ziel, ein neues Drittes entstehen zu lassen, auch in Bezug auf mögliche Dehierarchisierungen der Forschungskonstellation, eine zentrale Rolle.

Forschung entlang methodischer Innovationen birgt das Potenzial, eine den Gegenständen oft gemeinsame Prozesshaftigkeit zum Vorschein zu bringen. Nicht nur hilft Methodenreflexivität, wie sie beispielsweise in der Ethnographie verankert ist, dem Forschungsprozess im Aufschließen unbewusster Prozesse, sondern sie kann auch dazu beitragen, Formen der kanonischen Klassifizierung zu durchbrechen und in Bewegung zu bringen. In unserer heutigen Welt, die von Transformation und dem Aufschlüsseln hegemonialer Missverhältnisse geprägt ist, ist gerade dieses Hinterfragen der eigenen Praxis und Position wichtig. Nicht festzuschreiben, sondern in Bewegung zu denken ist auch das epistemische Versprechen einer Kultur- und Medienforschung, wie sie im hiesigen Forschungsbereich „Kulturwissenschaftliche Methoden“ betrieben wird. Prozesshafte Phänomene, die sich eher zwischen Intensitätenfeldern als dichotomen Punkten bewegen, zu bestärken und sichtbar zu machen, und dabei die neuen Verwerfungen und Brüche zu reflektieren, die mitunter entstehen, ist eine wichtige Stärke einer kritischen Kulturwissenschaft.
Die Forschungsprojekte der Juniorprofessur fügen diesem Schwerpunkt eine praxistheoretische Ausrichtung hinzu, die durch ihre besondere Aufmerksamkeit für Ort und Situation der Forschung selbst eine sinnvolle Fortschreibung der ethnographischen Tradition ist, bzw. in dieser oft auch schon angelegt scheint. Mit der Frage nach Praktiken und Materialitäten fokussiert sie, wie soziale Welten kollektiv produziert werden.
Eine medienethnographische Perspektive kann dies ergänzen, weil sie die über (neue) Medien verhandelte soziotechnische Restrukturierung klassischer Forschungsfelder fokussiert. 

In der Lehre werden Methoden durch die Verschränkung fachlicher Strömungen und transdisziplinärer Inhalte vermittelt. Hierbei stützt sich die Lehre immer auch auf den Transfer mit Forschung und Praxis, um Gelerntes erfahrbar zu machen und neues Wissen kollaborativ zu gestalten, zu hinterfragen und zu diskutieren. Besonders wird vermittelt, dass Methodik immer auf den Forschungsgegenstand zugeschnitten wird, auch über disziplinäre Grenzen hinaus. 

Gegenstände des Forschungsbereiches umfassen:

  • Praktiken der Zukunftsgestaltung
  • audiovisuelle, multimodale und digitale Ethnographie und Methodeninnovation
  • Dekolonisierung von Wissenschaft und ihre methodische Anwendung
  • (Im)Mobilität und Methodiken mobiler Forschungsfelder 
  • Musikethnographie 

Projekte

  • Researching the Un/Known: From Earth to Space and Back

Team

  • Prof. Dr. Anna Lisa Ramella