Mythen der Circular Economy

04.07.2022 Circular Economy ist ein wirtschaftliches Konzept, bei dem ein Produkt nie ganz weggeworfen wird, sondern in immer neuen Verwendungen in Gebrauch bleibt. Zur Circular Economy sind viele Vorurteile verbreitet, etwa dass sie immer nachhaltig ist oder dass langlebige Produkte schlecht fürs Geschäft sind. Der neue Sammelband ‚Mythen der Circular Economy‘, unter anderem herausgegeben von Alexa Böckel am Centre for Sustainability Management, bietet mit 20 Beiträgen aus Praxis und Wissenschaft eine Orientierung.

©Alexa Böckel
Das Konzept der Circular Economy rückt den gesamten Produktlebenszyklus in den Fokus der Betrachtung.

Wenn von Circular Economy gesprochen wird, denkt man häufig an den Endpunkt von Produktleben, also an Abfall(-vermeidung). Dabei spielt der Anfang eine mindestens ebenso große Rolle: Welches Design soll ein Produkt oder ein Service haben? „Das Konzept der Circular Economy rückt den gesamten Produktlebenszyklus in den Fokus der Betrachtung und integriert diesen in das gesamte Wertschöpfungsnetzwerk. Entsprechend verfolgt es die Absicht, ein nachhaltiges Wirtschaftssystem zu etablieren, das auf Geschäftsmodellen basiert, die das lineare Wegwerfkonzept ersetzen“, formulieren die Wissenschaftler*innen Friederike von Unruh und Julian Mast in ihrem Beitrag. Dass zirkuläre Geschäftsmodelle nicht automatisch nachhaltig sind und es neben Effizienz- und Konsistenzstrategien auch einen Fokus auf Suffizienz braucht, zeigt ein Kapitel von Laura Beyeler und Alexa Böckel in der Open Access-Publikation: „Wenn wir wollen, dass eine Circular Economy einen tatsächlichen Beitrag zu einer nachhaltigen Wirtschaft leistet, müssen wir die absolute Reduktion von Ressourcen im Blick behalten und dies durch Suffizienzmaßnahmen unterstützen.“

Der Sammelband nimmt nicht nur allgemeine Mythen in den Blick, sondern schaut sich auch zirkuläre Geschäftsmodelle und die Bau- und Modebranche sowie die Rolle von digitalen Technologien an. Die Mythen werden anschaulich an Praxisbeispielen widerlegt. Jedes Kapitel enthält Handlungsempfehlungen für die nächsten Schritte, sodass eine direkte Umsetzung in der Praxis möglich ist.

Die Herausgeber*innen des Sammelbands kommen aus Wissenschaft und Praxis und haben wie die Autor*innen ehrenamtlich zu diesem Projekt beigetragen. Alexa Böckel promoviert zu zirkulären Startups an der Leuphana Universität, Jan Quaing ist für nachhaltig.digital der Deutschen Bundesstiftung Umwelt zuständig, Ilka Weissbrod ist Director für Sustainable Circularity bei Indeed Innovation sowie ehemalige Post-Doc der Leuphana Universität und Julia Böhm veranstaltet den Circular Economy Hotspot des Prosperkollegs. Zudem hat Indeed Innovation pro bono das Design übernommen und die Bertelsmann Stiftung wird den Druck einer Auflage finanzieren.

„Wir haben selbst nach einem Werk gesucht, dass zweifelnden und neugierigen Praktiker*innen zeigt, dass eine nachhaltige Circular Economy möglich ist. Da es keins gab, haben wir kurzerhand selbst ein Buch herausgegeben und geschrieben“, sagt Alexa Böckel.