Forschung

Entwicklungspsychologie

Fühlen Denken Sprechen in der Grundschule (FDS-G)

Fortbildung zur durchgängigen inhaltsorientierten Sprachförderung für alle Betreuungspersonen

Bildungssprachliche Kompetenzen sind wichtig für eine erfolgreiche Schullaufbahn. Viele Kinder im Grundschulalter haben jedoch weniger entwickelte Sprachkenntnisse. Kinder, die Deutsch als Zweitsprache erlernen, betrifft dies besonders häufig. Lehrkräfte und andere pädagogische Fachkräfte können bei Sprachschwierigkeiten Sprachlehrstrategien (SLS) einsetzen, die Kinder beim Sprachlernen unterstützen. Welche Elemente konkret zum Erfolg des Einsatzes von Sprachlehrstrategien zur Sprachbildung in der Grundschule beitragen und wie die Förderung unterrichts- und alltagsintegriert umgesetzt werden sollte, ist bislang weitgehend unerforscht. Hier setzt das FDS-Verbundprojekt an: Die beteiligten Forschenden entwickeln einen in der Kindertagesstätte bereits als wirksam identifizierten Ansatz zur Sprachbildung für die Grundschule weiter. Dabei nutzen Lehrkräfte und Betreuungspersonen in der Ganztagsschule vielfältige Gelegenheiten für Gespräche mit den Kindern, vor allem über Emotionen (Emotion Talk).

Der Ansatz basiert auf Erkenntnissen, dass Gespräche über Emotionen besonders förderlich für bildungssprachliche Kompetenzen sein können, weil sie den Perspektivwechsel anregen und somit auch die Fähigkeit, eigene Perspektiven auszudrücken. Beim Sprechen über Emotionen werden üblicherweise komplexe Satzstrukturen genutzt, die für Bildungssprache typisch sind. Die Forschenden der Leuphana Universität und der Universitäten Braunschweig und Kassel entwickeln deshalb eine Fortbildung zur unterrichtlichen und alltagsintegrierten Sprachförderung, die Sprachlehrstrategien und das dialogische Sprechen über Emotionen verbindet. Sie erfassen die Fortschritte bei den sprachlichen Fähigkeiten und dem Emotionswissen von Zweitklässlerinnen und Zweitklässlern in einem Kontrollgruppendesign. Die Ergebnisse des Forschungsprojekts sollen Lehrkräfte und Betreuungspersonen dazu befähigen, sprachliche und emotionale Kompetenzen von Grundschulkindern gezielt und altersgerecht im Unterricht und im Alltag zu fördern.

Finanzierung: BMBF im Rahmen des Programms „Sprachliche Bildung in der Einwanderungsgesellschaft“ in Kooperation mit Kollegen aus Braunschweig und Kassel (2022-2025)

Atempause

Vor dem Hintergrund, dass Stress und Angst in den höheren Jahrgangsstufen deutscher Grundschulen weit verbreitet sind und sowohl die Leistungsfähigkeit als auch die psychische Gesundheit der Schülerinnen und Schüler einschränken, gilt es die Potentiale dieser Kinder nach Möglichkeit zu fördern. Nützlich dabei können die wachsenden Fähigkeiten der Kinder zur Selbstregulation sein. Ziel ist daher, die Selbstregulation von Schülerinnen und Schülern der 3. und 4. Jahrgangsstufe durch die tägliche Durchführung einer unterrichtsintegrierten Kurzintervention zur atembasierten Achtsamkeit, eben der „Atempause“, zu stärken. In einem Warte-Kontrollgruppendesign werden in der Atempause die aus internationalen Metaanalysen bekannten Effekte von Achtsamkeitsinterventionen im kognitiven und emotionalen Bereich über 3 Messzeitpunkte überprüft.

Finanzierung: Ministerium für Wissenschaft und Kultur des Landes Niedersachsen (MWK) (2019-2023)

ATEM 3-9: Adaptiver Test des Emotionswissens

Der Adaptive Test des Emotionswissens für 3- bis 9-Jährige bittet Kinder nicht nur, die Emotionen aus den Gesichtern anderer Menschen abzulesen und externale und internale Ursachen von Emotionen zu erkennen, sondern lässt sie auch deren Regulationsmöglichkeiten einschätzen. Damit erfasst er das Emotionswissen in 7 Teilbereichen differenziert und gleichzeitig reliabel und valide. Weil er adaptiv gestaltet ist, bekommt jedes Kind die seinem Fähigkeitsniveau entsprechenden Items vorgelegt. Kein Kind wird überfordert oder unterfordert. Weil der ATEM in eine attraktive Rahmengeschichte eingebettet ist, haben Kinder Freude daran, die 35 Items des ATEM zu beantworten, vor allem in der Digitalversion. Der ATEM 3-9 wurde 2019-2020 mit N = 882 Kindern normiert. Das Manual der ATEM 3-9 ist 2021 im Springer Verlag erschienen. Testlizenzen können unter http://testothek.online erworben werden. Übersetzungen ins Englische und Hebräische liegen vor.

Finanzierung: Springer Verlag

BISS: Fühlen Denken Sprechen

Weil Deutschkenntnisse nicht nur für den Schulerfolg von enormer Bedeutung sind, wurde in dieser Interventionsstudie zur Professionalisierung alltagsintegrierter Sprachbildung die Fortbildungsreihe „Fühlen Denken Sprechen“ (FDS) für frühpädagogische Fachkräfte entwickelt. Sie hat die alltagsintegrierte Förderung der Sprache zum Ziel und nutzt das gemeinsame Gespräch als Gelegenheiten, um das wissenschaftliche Denken (Sprechen über die Sachwelt) und das Emotionswissen (Sprechen über die Innenwelt) der Kinder voran zu bringen. Die FDS-Fortbildung wurde in 13 Kindergärten mit Erfolg durchgeführt und evaluiert. Nach einer (qualitativen) Videoanalyse bewegte sich das Interaktionsverhalten vieler fortgebildeter Fachkräfte in die erwünschte Richtung Bildungsorientierung, was sich in längeren Dialogen niederschlug. Erfolg war auch insofern zu verzeichnen als die Kinder aus den Gruppen der fortgebildeten Fachkräfte überdurchschnittliche Fortschritte beim Erwerb von Grammatik, Satzgedächtnis und wissenschaftlichem Denken machten. Kinder fortgebildeter Fachkräfte aus einer Großstadt zeigten zudem überdurchschnittliche Fortschritte beim Emotionswissen.

Finanzierung: BMFSJ Entwicklungsprojekt im Rahmen des Programms Bildung in Sprache und Schrift (BISS) in Kooperation mit Kollegen aus Braunschweig und Hildesheim (2016-2018)

Buch: Fühlen Denken Sprechen: Alltagsintegrierte Sprachbildung in Kindertagesstätten. Münster: Waxmann. Online herunterladbar unter: https://www.waxmann.com/index.php?eID=download&buchnr=4302