Gastvortrag: The Impact of Colonial Histories on International Law

18.11.2025

Unter dem Titel „The Impact of Colonial Histories on International Law“ ging Dr. Peya Mushelenga, früherer Außenminister Namibias, der Frage nach, inwiefern das heutige internationale System noch immer von (neo-)kolonialen Strukturen geprägt ist und damit weiterhin auf Prinzipien wie Ungleichheit, Macht und Unterdrückung basiert. 

Dabei bediente er sich einiger plastischer Beispiele – indem er beispielsweise hinterfrage, warum Afrika noch immer vorwiegend (wie bereits zu Zeiten des Kolonialismus) auf die Rolle eines Rohstofflieferanten reduziert wird. Des Weiteren setzte er sich damit auseinander, dass viele der nach 1945 geschlossenen völkerrechtlichen Verträge Afrika zunächst explizit nicht miteinbezogen oder dass der Sicherheitsrat bis heute von den Siegermächten des zweiten Weltkrieges bestimmt wird, ohne dass es mittlerweile eine dauerhafte Repräsentanz afrikanischer Stimmen in diesem Gremium gäbe. Stück für Stück zeichnete er so die strukturellen Missverhältnisse innerhalb des Völkerrechts nach und legte damit überzeugend dar, wieso diese Rechtsordnung noch immer westliche Staaten bevorteilt und ein Instrument zur Unterdrückung Afrikas darstellt. Dafür, dass er uns diese Perspektive so deutlich vor Augen geführt hat, sind wir ihm sehr zu Dank verpflichtet; wird dieser Blickwinkel auf das Völkerrecht im globalen Norden doch zumeist ignoriert oder zumindest doch relativiert.

Im weiteren Verlauf des Vortrages und der anschließenden Fragerunde gelang es ihm außerdem, den Bogen zu schlagen zur deutsch-namibischen Geschichte. So beleuchtete er auch die Gemeinsame Erklärung näher, in der – auch wenn sie weiterhin nicht ratifiziert und damit offiziell noch nicht in Kraft getreten ist – Deutschland offiziell um Vergebung für den Genozid an den Herero und Nama (1904-08) bittet, die damaligen Taten als Völkermord anerkennt und die moralische Schuld dafür akzeptiert. Auch verwies er auf die Notwendigkeit für tiefgreifende Reformen des internationalen Systems – auch in Hinblick auf die Aufarbeitung und Wiedergutmachung der kolonialen Ausbeutung und Unterdrückung – um dieses in seiner jetzigen Form zu erhalten. 

Dr. Peya Mushelenga verfügt neben einer Reihe von akademischen Titeln auch über jahrelange Erfahrung als Minister in Namibia. So war er bis April 2025 Außenminister dieses Landes und zuvor Vize-Außenminister (2010-18), Minister für städtische und ländliche Entwicklung (2018-20) und Minister für Information und Kommunikationstechnologie (2020-24). Darüber hinaus war er über 20 Jahre hinweg Mitglied des namibischen Parlaments (2005-2025).

©Leuphana Universität Lüneburg
Dr. Peya Mushelenga, 18. November 2025 an der Leuphana Universität Lüneburg
©Leuphana Universität Lüneburg
Dr. Peya Mushelenga, 18. November 2025 an der Leuphana Universität Lüneburg
©Leuphana Universität Lüneburg
Dr. Peya Mushelenga, 18. November 2025 an der Leuphana Universität Lüneburg