Der Thesaurus Literarischer Sprachfiguren und Bildbegriffe

Den Himmel zeichnen: Ein Sternwarten-Gespräch über das Universum und die Sichtbarkeit

Ein öffentliches Symposion in der Historischen Sternwarte Göttingen.
01. Dezember 2023, 19:00 Uhr

Im Gespräch waren Prof. Dr. Ulrike Steierwald (Literaturwissenschaft) mit Prof. Dr. Ansgar Reiners (Astrophysik, Universität Göttingen), Prof. Dr. Ulrike Draesner (Freie Schriftstellerin und Universität Leipzig), Prof. Dr. Lis Brack-Bernsen (Wissenschaftsgeschichte, Universität Regensburg) und Heidi Sorg (Graphikerin, München)

 

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Gefördert durch die Kulturstiftung Niedersachsen. Im Rahmen der Gesprächsreihe SCHÄTZE, »Thesaurus der Sprachbildlichkeit«.

Unser Blick in den Sternenhimmel lässt Paradoxien aufbrechen: Hier finden sich weder Anfang noch Ende, die doch für jede sprachliche und/oder bildliche Form und damit Kommunizierbarkeit notwendig wären. Selbst die Astrophysik muss sich diesen Problemen stellen: Je formaler und exakter die analytische Abstraktion der Phänomene – wie die der Zeit, des Lichts oder der Gravitation – gelingt, desto physischer und plastischer werden die Sprachen ihres Sich-Zeigens. Da scheinen plötzlich nicht nur Große Bären und Löwen, sondern auch Schwarze Löcher, Rote Riesen oder Weiße Zwerge den Himmel zu bewandern. Ist der Sternenhimmel überhaupt zu vermessen, zu kartographieren und sichtbar zu machen? Wie sind die Himmel (im Plural) jenseits einer zweidimensionalen, festlegenden Reproduktion von Zeichen zu ‚zeichnen‘, also zu zeigen? In der Raumfahrtindustrie, in Satelliten- wie Raketentechnologie ist wissenschaftliche Forschung immer auch mit der Entwicklung militärischer Rüstungs- und Verteidigungsstrategien verbundenen. Die politische Verantwortung in den Wissenschaften wie Künsten stellt den emphatischen Blick in den Sternenhimmel vor ganz konkrete Herausforderungen.

>> Das Programm als pdf

Die Thesaurus-Tagung 2023 wurde gefördert durch die Stiftung Niedersachsen.

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fest – flüssig – plasmatisch – flüchtig
Aggregationen der Sprachbildlichkeit

Tagung in Weimar am 29. und 30. Oktober 2021, die sich der Sprachbildlichkeit kulturhistorischer wie gegenwärtiger Vorstellungen von Aggregatzuständen widmet. Das Kooperationsprojekt von Leuphana Universität Lüneburg und Klassik Stiftung Weimar bringt Wissenschaftler/innen unterschiedlicher Disziplinen und Schriftsteller/innen wie Bildende Künstler/innen zusammen, um die die elementare Materialität des Festen, Flüssigen, Plasmatischen und Flüchtigen bestimmenden Zusammenhänge und Ordnungen aufzufächern. Diese systematische wie offene Metapherologie soll in einem eigenen intermedial agierenden Modell verwirklicht werden. Die Themenstellung verspricht erhellende Erkenntnisse über ästhetische Wahrnehmungs- und Interaktionsweisen von Mensch und Natur auf sprachlicher, materieller, formaler, transmedialer und semantischer Ebene.

Konzeption/Leitung: Ulrike Steierwald

Referent/innen: Ulrike Draesner (Berlin/Leipzig), Aris Fioretos (Stockholm/Berlin), Yvonne Förster (Lüneburg), Christine Gruber (Linz), Heinz Georg Held (Pavia), Wolfgang Kemp (Lüneburg), Reinhard Laube (Weimar), Andrea Polaschegg (Siegen), Monika Rinck (Berlin/Wien), Lilian Robl (München), Ulrike Steierwald (Lüneburg), Marion Steinicke (Koblenz-Landau), Sonja Zeman (München)

>>>Tagungsprogramm.

Ort: Herzogin Anna Amalia Bibliothek / Studienzentrum, Platz der Demokratie 4 / 99423 Weimar

Die Thesaurus-Tagung 2021 wurde gefördert durch die Fritz-Thyssen-Stiftung

Logo Thyssen-Stiftung ©Thyssen-Stiftung

Neuerscheinung

Sprachbildlichkeit

Zur Universalpoesie eines Thesaurus, hg. von Ulrike Steierwald und Wolfgang Kemp, figurationen, 19. Jg., Dezember 2019 Zum Inhalt:
Bildlichkeit entsteht mit und in jeder begrifflichen Wahrnehmung. Um den Ordnungen und Gesetzmäßigkeiten der Sprachbildlichkeit nachzugehen, bietet sich heute die dynamische Architektur eines digitalen Thesaurus, eines polydimensionalen „Schatzhauses“, geradezu an. Denn eine lebendige Sprache muss sich in einem nicht zu erschließenden, nicht zu verwertenden Wortschatz entfalten können und wird damit ästhetisch als ein relationales System des Ausdrucksgeschehens nachvollziehbar. Der in diesem Heft programmatisch wie in exemplarischen Darstellungen sich präsentierende Thesaurus ist das Herzstück eines Forschungsprojektes, dessen Architektonik zu einer Art progressiver Universalpoesie werden soll. In ihr erweist sich die potentielle und damit fiktionale Bedeutungspluralität der Sprache auch jenseits syntaktischer oder pragmatischer Kontextualisierung als evident und damit wahrhaftig. Das Thesaurus-Modell setzt die konventionellen Hierarchien zwischen Wissenschaften und Künsten, Faktizität und Fiktion, zwischen Sprache, Bild und Ton außer Kraft und markiert dabei deren Differenzen wie Übergänge umso klarer.

Aus dem Inhalt:

thesaurieren. Bildrelationen im Beziehungssystem der Sprachen.
Von Ulrike Steierwald

füllen. Die Fülle, ihre kulturellen Formen und ein Versuch, ihr zu entgegnen. Von Wolfgang Kemp

kippen. Von Lilian Robl

verkörpern. Körper, Zeichen und Listen: Sprache im Werden. Von Yvonne Förster

herzen. Von Nora Gomringer

zuschreiben. (Nicht) An eine Säge denken. Von Anna Degler

modellieren. Die Analogie als Herz der Sprache. Von Ruth Neubauer-Petzoldt

abschweifen. Von Lilian Robl

aufsatteln. Auf den Schultern von Riesen. Von Achatz von Müller

meghalni/sterben. Von Noémi Kiss

Kolloquium "Das Herz Thesaurieren"

„Das HERZ thesaurieren“ war das initiierende Kolloquium für ein Projekt überschrieben, das 2018 im neuen Zentralgebäude (Daniel Libeskind) seinen Anfang nahm. Ziel dieses Künste und Wissenschaften transdisziplinär zusammenführenden Projektes ist ein digitaler "Thesaurus literarischer Sprachfiguren und Bildbegriffe", ein polydimensionales Universalmodell der sprachlichen Möglichkeitsräume der Kunst.

Eine audiovisuelle Dokumentation dieser initiierenden Veranstaltung finden Sie >> hier

Das Programm-Heft als pdf finden Sie >> hier

Die Architektonik dieses „Schatzhauses“ (= Thesaurus/θησαυρός) generiert weder ein neues Kunstwerk, weder neue literarische oder wissenschaftliche Texte noch eine Enzyklopädie oder ein Lexikon. So wenig DER THESAURUS in der Geschichte semantisch-lexikalischer oder klassifikatorischer Erfassung Vorgänger findet, so klar setzt das Projekt „auf den Schultern von Riesen“ der Begriffsgeschichte, Ästhetik, Sprachphilosophie und der Literatur- wie Wissenschaftsgeschichte physiologischer Weltbeschreibungen auf.

Das Wagnis, aus den zahllosen Reflexionen und Theoremen die Konsequenz zu ziehen und ein entsprechendes Universalmodell zu entwerfen, hat wenige, aber wegweisende Vorbilder. Hier sei Aby Warburgs „Bilderatlas Mnemosyne“ genannt, der bei aller postumen wissenschaftsgeschichtlichen Bedeutung in Vereinzelung entstand und daher nur als exemplarische Fragmente eines Modells realisiert werden konnte. Auch mit seiner Wortschöpfung  „Bilderfahrzeuge“, die als Figuren und Gesten in unterschiedlichen Modulationen der Kulturgeschichte zu erkennen, zu sammeln und in Relation zu setzen sind, ist Aby Warburg schon jetzt als Projekt-Pate gewonnen. In seinem „Atlas“ der Bilderfahrzeuge zeigen sich Parallelen zum synästhetischen THESAURUS der „Sprachbildfahrzeuge“. Denn wenn wir die Vorstellung beim Bild und die Sprache beim Wort nehmen, wird auch das HERZ als eine in der Kulturgeschichte omnipräsente Aporie zu thesaurieren sein.

 

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