Zukunft gestalten – eine Zukunftswerkstatt als Nachbereitung der etwas anderen Praxisphase

06.08.2020 Zukunftswerkstatt von Studierenden im Nachbereitungsseminar: Es braucht eine starke Lobby für gute Bildung und mehr finanzielle Unterstützung für Schulen!

Die Masterstudierenden im Sommersemester 2020 erlebten eine ganz andere Praxisphase als erwartet. Die Schließung der Schulen nach nur drei Wochen Praktikum reduzierte die Praxiserfahrungen und auch die Möglichkeiten selbst Unterricht zu verantworten. Gleichzeitig sammelten sie viele Erfahrungen in Bezug auf den unterschiedlichen Umgang der Schulen mit der Situation, dabei spielten vor allem auch die selbstständige Organisation von Lernen durch die Kinder, digitale Angebote und zu berücksichtigende familiäre Bedingungen eine zentrale Rolle. Auch die Seminarunterstützung ging auf die veränderten Bedingungen ein und setzte sich zum Ziel einen Reflexions- und Gestaltungsraum zu schaffen, der es erlaubt die Erfahrungen einzuordnen, die Chancen für eine zukünftige Unterrichts- und Schulgestaltung auszuloten, um daraus eigene Handlungsideen abzuleiten.

Das Nachbereitungsseminar wurde so zu einer Zukunftswerkstatt zur Frage nach einem zukunftsfähigen und den global-gesellschaftlichen Herausforderungen gerecht werdenden (Sach-)Unterricht. Bleibt doch viel zu oft zu wenig Zeit, um sich Gedanken darüber zu machen, welche Werte und Ziele mit dem eigenen pädagogischen Handeln verbunden sind. Nach einer Kritikphase am Status quo ging es an die Visionen und Utopien. Ermutigt das „Unmögliche zu denken“, offenbarten die Studierenden ein hohes kreatives Potential: Schule als Ort für freie Entwicklung zu denken und zu gestalten, jenseits von Fächergrenzen, Schulklassen und Benotung, an dem Schüler*innen mitbestimmen und ihren Interessen nachgehen können, kurz ein Ort, an dem Schule wirklich Spaß macht. Weitere Trends, die sich dabei abzeichneten waren vor allem die Öffnung von Schulen, offene Raumkonzepte, eine andere größere zeitliche und inhaltliche Rhythmisierung von Lernen (z.B. durch Projekte), multiprofessionelle Zusammenarbeit und eine gute Ausstattung hinsichtlich verfügbarer Werkzeuge, Ressourcen, aber auch technischem Equipment. In der Ableitung von Umsetzungsvorschlägen war die zentrale Botschaft klar: Es braucht eine starke Lobby für gute Bildung und mehr finanzielle Unterstützung für Schulen.

Individuelle erste Schritte, die die Studierenden für sich ableiteten, waren vielfältig und inspirierend, von einer Tour zu guten Schulen, der dezidierten Auseinandersetzung mit offenen Unterrichts- und Schulkonzepten bis hin zu einer Projektidee für das Referendariat und einer Firma, die Schulen bei der Transformation hin zu einem offenen, neuen Konzept beratend zur Seite steht. Die Studierenden selbst resümierten, dass es zwar zunächst schwierig war, das „realistische Denken auszuschalten“, aber eine Studentin formulierte beispielsweise als ihr Fazit, dass sie „inspiriert, motiviert und orientiert“ aus dieser Zukunftswerkstatt geht. Tenor war, dass es wertvoll war „über den eigenen Schatten zu springen“ und sich darauf einzulassen über die Zukunft nachzudenken; ist sie doch ihre ganz eigene Gestaltungsaufgabe.

Text: Lydia Kater-Wettstädt