Den Himmel zeichnen: Ein Podium in der Göttinger Sternwarte
01. Dez.
„Den Himmel zeichnen – Zur Physiologie des Unendlichen“ ist ein öffentliches Symposion der Leuphana Universität Lüneburg in Kooperation mit der Universität Göttingen im Rahmen der Gesprächsreihe SCHÄTZE, »Thesaurus der Sprachbildlichkeit«.
Historische Sternwarte Göttingen, Geismar Landstraße 11, 37083 Göttingen. Eintritt frei. Keine Anmeldung erforderlich.
Jede Kosmologie ist durch Paradoxien gekennzeichnet. Die Welt wird beim Blick in den nächtlichen Himmel rahmen- und fassungslos. Hier findet sich weder Anfang noch Ende, die doch für jede Form eines Bildes wie seiner Geschichte notwendig wären. Nichts ist unfassbarer als eine disparate Menge. Die Kognitionsforschung liefert den nüchternen Beweis. Die Fähigkeit des Menschen, eine Menge von Dingen in Gleichzeitigkeit zu begreifen und also zu denken, liegt zwischen sieben und zehn. Aber wie zeigt sich der Kosmos in den unterschiedlichen Kulturen?
Die Sterne werden in allen Mythen zu sehr dynamischen Fixpunkten, an denen die Fülle der Bilder und ihrer Geschichten aufbricht. Auch Physik, Mathematik und Astronomie bleiben in ihrer Begrifflichkeit auf die Sprachbildlichkeit des Denkens angewiesen. Aktuell faszinieren die Fotografien Weltraumteleskops Euclid eine breite Öffentlichkeit weniger durch ihre empirische Beweiskraft als in ihrer digitalen Ästhetik räumlich-plastischer Physiologie. Dabei geht es um die Suche nach „Dunkler Energie“ und „Dunkler Materie“. Die Aufnahmen unterstreichen einmal mehr die Paradoxien menschlichen Begreifens und Erkennens: Je formaler und exakter die analytische Abstraktion der Phänomene – wie die der Zeit, des Lichts oder der Gravitation – gelingt, desto physischer und plastischer werden die Sprachen ihres Sich-Zeigens. Ist der Sternenhimmel überhaupt zu vermessen, zu kartographieren, sichtbar zu machen, zu besprechen? Wie sind die Himmel (im Plural) jenseits einer zweidimensionalen, festlegenden Reproduktion von Zeichen zu zeichnen?
Über diese und andere Fragen sprechen:
Ulrike Draesner, Schriftstellerin
Heidi Sorg, Zeichnerin, Kommunikationsdesignerin
Lis Brack-Bernsen, Mathematikerin, Wissenschaftshistorikerin (Universität Regensburg)
Ulrike Steierwald, Literaturwissenschaftlerin (Leuphana Universität Lüneburg)
Ansgar Reiners, Astrophysiker (Georg-August-Universität Göttingen)