Lorenz Engell geb. 1959, ist Professor für Medienphilosophie an der Bauhaus-Universität Weimar. Nach Studium und Promotion an der Universität zu Köln wurde er 1990 Vertretungsprofessor an der Ruhr Universität Bochum und nach erfolgter Habilitation 1993 Professor in Weimar. Er war dann 1995-2000 Gründungsdekan der Fakultät Medien der Bauhaus Universität, später Prorektor und von 2008-2020 Co-Direktor des Internationalen Kollegs für Kulturtechnikforschung und Medienphilosophie Weimar. Er ist heute stellvertretender Sprecher des DFG-Graduiertenkollegs „Medienanthropologie“. Seine Arbeitsgegenstände sind Film, Fernsehen und das Diorama, seine Themen sind „Operative Ontologien“, Medienanthropologie und das „Mediozän“. Zuletzt erschien 2021 sein Buch „The Switch Image. Television Philosophy“ (zugleich dt.: Das Schaltbild. Philosophie des Fernsehens) sowie, zusammen mit Christiane Voß, die Aufsatzsammlung „Die Relevanz der Irrelevanz. Aufsätze zur Medienphilosophie 2010-2021“. 

 

Forschungsprojekt - Ontographie

Das Forschungsvorhaben ist konzeptueller Natur. Es lotet die medienphilosophischen Perspektiven des Begriffs und des Verfahrens der Ontographie aus. Der Begriff der Ontographie taucht etwa seit dem Ende des 19. Jhdts. verschiedentlich auf, ohne jedoch einen größeren systematischen Zusammenhang ausgebildet zu haben. Ontographie setzt sich dabei in allen Fällen vom traditionellen Begriff der Ontologie ab. Besondere Aufmerksamkeit gebührt dabei, wie das Suffix „-graphie“ es anzeigt, den Verfahren der Verzeichnung des Seins.

Das vorliegende Projekt begreift Ontographie in diesem Spannungsfeld auf zweierlei Weise. Ontographisch ist erstens die Seinsweise dessen, was nur insofern überhaupt ist, als es verzeichnet (oder „geschrieben“) wird. Zweitens ist ontographisch das, dessen Sein darin besteht, etwas zu verzeichnen (oder zu „schreiben“). Daraus ergibt sich drittens Ontographie als die Seinsweise dessen, was darin besteht, daß es sich verzeichnet oder „schreibt“.  Mittel und Verfahren der Verzeichnung und Beschreibung (Medien) gelangen in den Focus. Ihr eigenes Sein wird mit dem Sein desjenigen, was sie jeweils verzeichnen und schreiben, überblendet.

In der gegenwärtigen Phase der Untersuchung geht es um Simulation: Es gilt herauszuarbeiten, ob und inwiefern der Begriff der Ontographie etwas anderes leistet als der Simulationsbegriff und wo beide einander zuarbeiten können bzw. im Widerstreit zueinander stehen.