Dr. Daniela Zetti

Daniela Zetti hat 2013 an der ETH Zürich in Technikgeschichte promoviert. Sie ist assoziiertes Mitglied des „Zentrums Geschichte des Wissens“ (ZGW, ETH und Universität Zürich). Ihre Forschungsschwerpunkte sind Computer-, Medien- und Wissensgeschichte; Geschichte des 20. Jahrhunderts. Ihre Dissertation Das Programm der elektronischen Vielfalt ist 2014 im Chronos Verlag erschienen. Sie untersucht die wechselseitigen Einflüsse von technischer und programmlicher Gestaltung des öffentlich-rechtlichen Fernsehens unter besonderer Berücksichtigung der diskursiven Aushandlungsprozesse von Akteursgruppen aus Technik, Verwaltung und Programm. Daniela Zetti ist Ko-Autorin von „Sharing als Konzept, Lösung und Problem“. In: HMD. Praxis der Wirtschaftsinformatik, 6/2014, S. 898–910. 

 

FORSCHUNGSPROJEKT

Simulation und Annäherung

Die Annäherung an Themen und Untersuchungsgegenstände ist eine Grundbewegung in der Wissenschaft. Wenn wissenschaftliche Fachpublikationen seit bald 20 Jahren Simulationen als Annäherungen beschreiben, dann liegt darin eine gewisse grundlegende Spannung. Sie zeigt sich oft gleich in der Einleitung. Hier üben Autorinnen und Autoren sich im Approximativen und sie ziehen Parallelen: So wie Schriften Schritt für Schritt in eine Thematik einführten, so ermöglichten auch Simulationen eine „iterative“ Optimierung. Die Verfasserinnen und Verfasser beeilen sich evident zu machen, dass schrittweise Optimierung oder einfach die Ausübung des Iterativen nicht nur möglich sondern auch nötig ist.

Dabei war und ist die Beziehung zwischen Simulieren und Annähern facettenreich und vielgestaltig. Sogar Simulationen, die mit Annäherungen in eins gesetzt werden, operieren mit Verschachtelungen. Wird die Beziehung in Dispositiven gedacht, die mit der Kategorie Fortschritt operieren, können Simulation und Annäherung zueinander in Konkurrenz treten. Simulation wird die bessere Annäherung und als solche gleich als eine Technik identifiziert, die nach Domestizierung ruft.

Cui bono? Wem dient es, wenn Annäherung und Simulation auf bestimmte Art und Weise in Beziehung zueinander gesetzt werden? Diese klassische quellenkritische Frage möchte ich an wissenschaftliche und technische Publikationen aus den letzten drei Jahrzehnten richten. Mein Interesse gilt dabei vor allen Dingen Simulationstechniken, die für die Planung und Umsetzung von Zutritten verwendet wurden. Der Quellenkorpus wird auf Formate ausgerichtet, die Annäherungen beschreiben. Sei es, weil sie als erste Hinwendung eines Fachs zur Simulation gelten oder weil die prononciert transdisziplinäre Telematik Simulation als Instrument zur Planung des Beitritts von Netzwerkknoten zu computerbasierten Kommunikationsnetzen behandeln. Mein Forschungsprojekt wird einen Beitrag zur Erforschung der jüngsten Geschichte wissenschaftlich-technischer Wissensproduktion leisten.