Dr. Jan Müggenburg
Jan Müggenburg lehrt Mediengeschichte am Institut für Kultur und Ästhetik Digitaler Medien der Leuphana Universität Lüneburg. Zwischen 2006 und 2010 war er Doktorand im Initiativkolleg „Wissenschaften im historischen Kontext“ der Universität Wien. Jan war Gastwissenschaftler am Department of Electrical and Computer Engineering der University of Illinois und am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte. Er forscht und lehrt zur Mediengeschichte des Computers, der Kybernetik und der Bionik. Zu seinen aktuellen Publikationen gehören: „Der Delfin als Medium. Formation und Imagination in John C. Lillys Kommunikationsexperimenten”, in: Claudia Mareis (Hrsg.): Designing Thinking: Angewandte Imagination und Kreativität um 1960. Paderborn, 2016, S. 187–213. “Clean by Nature. Lively Surfaces and the Holistic-Systemic Heritage of Contemporary Bionik”, communication +1, 3 (2014): Article 9.
FORSCHUNGSPROJEKT
Natur als Prinzip. Zur Simulation in der Bionik
Das Projekt untersucht den Einsatz von Computersimulationen in der Bionik. Weil sich dieser biomimetische Ansatz innerhalb der Ingenieurs- und Computerwissenschaft das »Umsetzen von Anregungen aus der Biologie in Technik« (www.biokon.de) zum Ziel gesetzt hat, spielen wissenschaftliche Medien wie Modelle und Simulationen in seiner Forschungspraxis eine entscheidende epistemische Rolle. Im Rahmen einer Medienarchäologie der Bionik und ihrer Vorläufer (Biotechnik, Biokybernetik etc.) soll deshalb zunächst der allgemeine Mediengebrauch innerhalb der Geschichte bionischer Forschungsansätze untersucht werden. In einem zweiten Schritt sollen spezifische medientheoretische Werkzeuge für die Analyse des Einsatzes von Computersimulationen in der zeitgenössischen Bionik entwickelt werden.
Vor allem drei Aspekte des Mediengebrauchs sollen dabei im Mittelpunkt stehen: Erstens fragt das Projekt, auf welche Art und Weise Modelle und Simulationen als »Repräsentanten« (Morgan) biologischer Prinzipien an der »Realisierung« (Bachelard) von Ähnlichkeit zwischen natürlichem Vorbild und technischem Artefakt beteiligt sind. Zweitens soll untersucht werden, inwiefern der Umgang mit solchen wissenschaftlichen Medien einen Prozess der Selbstreflexion in Gang setzen kann, in dessen Folge der/die Bioniker_in das eigene »Objektverhältnis« (Vogl) zu dem fraglichen Prinzip hinterfragt. Drittens interessiert sich das Projekt dafür, wie Modelle und Simulationen als »Verkehrsmedien« (Hopwood) und »visuelle Argumente« (Reichle) eingesetzt werden, um Zeugenschaft von der Erkenntnisleistung der Bionik und der Überlegenheit ›natürlicher Lösungen‹ zu generieren.