Manuel Kaiser

Manuel Kaiser
Am Sande 5
21335 Lüneburg
manuel@kaiser.sg

  • 2015 – heute                    Mitglied im Graduiertenkolleg des Zentrums „Geschichte des Wissens“
  • 2013 – heute                    Doktorand an der Forschungsstelle Sozial- und Wirtschaftsgeschichte Zürich                                              (UZH) bei Prof. Dr. Philipp Sarasin mit dem Projekt „Wetter- und Klimamodifikation im Kalten Krieg» (bis 2016 gefördert durch den Schweizerischen Nationalfonds)
  • 2017                                Research Fellowship Cohn Institute (Universität Tel Aviv)-
  • 2006 – 2007                      Studium an der Humboldt Universität zu Berlin
  • 2004 – 2010                      Studium an der Universität Zürich (UZH)

 

Publikationen (Auswahl)

Kommende Kälte: Eiszeittheorien in den 1970er-Jahren, in: Nach Feierabend: Zürcher Jahrbuch für Wissensgeschichte, Zürich 2017.

Die Verschwörungstheorien der „Klimawandelskeptiker“
auf: geschichtedergegenwart.ch, 15.09.2016.

 

Forschungsschwerpunkte

Wissensgeschichte, Meteorologiegeschichte, Klimatologiegeschichte, Cold War Studies, Medizingeschichte.

Forschungsprojekt

Taming the Weather. Wetter- und Klimamodifikation im Kalten Krieg.

Dissertationsprojekt Manuel Kaiser

 

Das Dissertationsprojekt befasst sich mit der Produktion und Zirkulation von Wetter- und Klimawissen im Kalten Krieg mit besonderem Fokus auf das Wissen zur gezielten und kontrollierten Wettermodifikation.

Nach 1945 etablierte sich ein Wetter- und Klimamodifikationsdiskurs, der bis in die 1970er Jahre hinein unterschiedliche Akteure aus unterschiedlichen Wissensfeldern nicht nur über die gezielte und kontrollierte Beeinflussung von Wetter- und Klimaphänomenen nachdenken ließ, sondern auch konkrete Labor- und Feldexperimente generierte. Aufkommende Umweltbedenken, die problembehaftete Wissensproduktion und –stabilisierung, die Einsicht in die Komplexität einer global zirkulierenden Atmosphäre, sowie die Etablierung erster Konzepte eines unkontrollierten Klimawandels führten zur Problematisierung und schließlich zur Marginalisierung des Diskurses.

Die zentrale, überordnete Frage des Projektes lautet, wann, wie, in welchem Kontext, mit welchen Wissensfeldern interagierend formierte, etablierte, verbreitete sich der Diskurs zur Wetter- und Klimamodifikation? Und daran anschließend: Wie und wann wurde dieser Diskurs problematisiert, beschränkt und schließlich marginalisiert?

Der Wetter- und Klimamodifikationsdiskurs war auf verschiedenen Ebenen mit dem Kalten Krieg verschränkt: Im Kontext des Systemkonflikts entwickelte Technologien wie Computer und Satelliten, sowie der ebenfalls mit geopolitischen Implikationen erfolgte Ausbau des Messnetzwerkes generierte die Vorstellung der Atmosphäre als ein zwar komplexes, aber letztlich prognostizier- und beherrschbares physikalisches System.

In Analogie zur Atombombe wurde zudem die Wettermodifikation zur „Wetterwaffe“ weitergedacht, womit der Diskurs – zumindest zeitweise – in die binäre Logik des Systemkonflikts integriert wurde. Pläne von globaler Klimakontrolle boten hingegen auch die Aussicht auf ein internationales Projekt über die Blockgrenzen hinweg und wurden entsprechend als Alternative zum Wettrüsten verhandelt.

Computersimulationen haben – so die These – in zweifacher Hinsicht den Wetter- und Klimamodifikationsdiskurs massgeblich mitgeprägt. Eine Diskursanalyse zeigt erstens, dass in den 1960er Jahren die anfänglich euphorisch verhandelte numerische Wettervorhersage als (abstrakte) Referenz mit zur Formierung des Wetter- und Klimamodifikationsdiskurses beitrug. Durch die Imagination der Atmosphäre als berechenbares System schien nicht nur die langfristige Prognose in Reichweite, sondern konsequenterweise auch die Kontrolle.

Zweitens analysiert das Projekt aus einer praxeologischen Perspektive den Einsatz computerbasierter Methoden in experimentellen Settings des so genannten „Cloud Seedings“ und befragt diese auf ihre Funktion in der Wissensproduktion. Um robuste Aussagen zur Wirksamkeit treffen zu können, wurde ab den späten 1960er-Jahren auf Computersimulationen – teils als Ergänzung „traditioneller“ Experimente, teils als eigenständiges Experiment – zurückgegriffen.