Prof. Dr. Christina Vagt

Christina Vagt ist Vertretungsprofessorin für Wissens- und Kulturgeschichte am Institut für Kulturwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin. Als wissenschaftliche Mitarbeiterin lehrt sie außerdem am Fachgebiet Literaturwissenschaft der Technischen Universität Berlin. Sie wurde an der Bauhaus Universität in Weimar mit einer Arbeit zu Physik und Medium bei Martin Heidegger Heidegger promoviert. Von 2013 bis 2014 vertrat sie die Professur Theorie medialer Welten an der Bauhaus Universität und 2012 war sie Visiting Fellow und Fulbright Stipendiatin am Department of Comparative Literature der Stanford University. 

Ihr Forschungsschwerpunkt ist die Geschichte und Philosophie von Medien und Materialität in Wissenschaft, Kultur und Technik. Publikationen: Geschickte Sprünge. Physik und Medium bei Martin Heidegger, Berlin 2012 (diaphanes); Als Hrsg: Henri Bergson, Dauer und Gleichzeitigkeit. Über Einsteins Relativitätstheorie, übers. v. Andris Breitling, Hamburg 2015; mit Florian Sprenger (Hrsg.): „The Afterlife of Systems“, Communication+1, No. 3, 2014, Amherst, Massachusetts.

 

FORSCHUNGSPROJEKT

Global Design. Buckminster Fuller, John McHale und das World Resource Simulation Center

Das Projekt untersucht die Mikrogeschichte des World Resource Simulation Centers, das zwischen 1964 und 1972 an der Southern University of Illinois in Carbondale entworfen wurde und diskutiert sie im Kontext makrohistorischer Perspektiven früher Computerkulturen, den Politiken des Kalten Krieges und Diskursen wie Kybernetik, Planungswissenschaften und Zukunftsforschung, der Ästhetik, Architektur und Bildungsprogrammen. 

Das Design des WRSC war auf Datenverarbeitung und Zukunftstrends ausgerichtet, aber sein Ziel war von globaler Dimension – ein globales Designprogramm um die dringendsten Probleme der Welt wie Ressourcen-Knappheit und nukleare Bedrohung zu lösen, eine Kombination aus Statistik, digitaler Datenverarbeitung und Simulationen. Während sich McHale um die Entwicklung und Aufbereitung von Statistiken, Diagrammen und Graphiken globaler Ressourcen und Relationen kümmerte, setzte Buckminster Fuller auf synergetisches Design und die Entwicklung globaler Kommunikationsnetzwerke und Spielumgebungen. Innerhalb des WRSC sind Interfacedesign, Datenverarbeitung und Spieledesign kein bloßes Detail oder Nebenprodukt dieses frühen Big Data Projekts, sondern vielmehr konzeptioneller Kern. 

Auch wenn das WRSC nie realisiert wurde, hilft seine Geschichte vielleicht das Zusammenspiel aus Ästhetik,  Medien- und Technologiedesign, Ökologie und Kalter-Kriegs-Politik im Sinne einer historischen Epistemologie der Computersimulation und als Designpraxis globaler Systeme zu verstehen.