Prof. Dr. Sven Opitz

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Profiles das Fellow Profile und die Forschungsarbeit von Sven Opitz an.

Fellow Profile

Sven Opitz ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Soziologie an der Universität Hamburg. Nach seinem Studium in Politikwissenschaft, Soziologie und Neuere Deutsche Literatur an der Universität Hamburg promovierte er 2010 in Soziologie an der Universität Basel. 2013 war er Visiting Researcher an der School for Social and Political Science an der Universität von Edinburgh. Seine Forschungsinteressen umfassen die Beziehungen zwischen (Un-)Sicherheiten und Recht sowie die Regulierung globaler Notstände am Beispiel von Pandemien. Zudem ist er Co-Editor der internationalen Zeitschrift „Foucault Studies“. Kürzlich erschienen sind: „An der Grenze des Rechts: Inklusion/Exklusion im Zeichen der Sicherheit 2012 (Velbrück); „Global Territories: The Offshore as a Zone of Dis/Connectivity”, in: Distinktion. Scandinavian Journal for Social Theory 13 (3), 2012: S. 261-282 (mit Ute Tellmann).

Sven Opitz is Lecturer at the Institute for Sociology at Hamburg University. After graduating in Political Sciences, Sociology and New German Literature at Hamburg University he obtained his PhD in Sociology at the University of Basel 2010. In 2013 he was Visiting Researcher at the School for Social and Political Science at the University of Edinburgh. His main research focuses on the relation between security and law in cases of global states of emergency such as pandemics. Since 2008 he is Co-Editor of the international Journal “Foucault Studies”. Among his recent publications are: “An der Grenze des Rechts: Inklusion/Exklusion im Zeichen der Sicherheit” (Velbrück 2012), „Global Territories: The Offshore as a Zone of Dis/Connectivity”, in: Distinktion. Scandinavian Journal for Social Theory 13 (3), 2012: S. 261-282 (with Ute Tellmann).

 

FORSCHUNGSPROJEKT

Pandemische Weltordnung: Die Regierung globaler Ansteckung

Im Zentrum meiner gegenwärtigen Arbeit steht das globale Sicherheitsdispositiv, das sich im Umgang mit so genannten „Emerging Infectious Diseases“ herausbildet. Dabei betrachte ich den Pandemiefall als ein Laboratorium, in dem transnationale Regierungsformen in einer dicht vernetzten Weltgesellschaft entwickelt, getestet oder transformiert werden. Die Furcht vor der globalen Ansteckung und das Streben nach „biologischer Sicherheit“ konzentrieren sich in der Frage, wie weltweite Bewegungen und Kontakte kontrolliert werden können. In den Blick gerät auf diese Weise eine Situation der globalen Interkonnektivität, in der die Zirkulation von Pathogenen im unauflöslichen Verbund mit der Zirkulation von Menschen und Dingen erscheint.

Besonders interessiert mich in diesem Zusammenhang die räumliche, zeitliche, affektive und mediale Dimension des Sicherheitsdispositivs der Ansteckung:

  • Welche planetarische Raumordnung bildet sich in der Regierung der pandemischen Zirkulation aus? Wie gehen Prozesse der De-Territorialisierung und der Re-Territorialisierung miteinander einher? In Bezug auf diese Fragen untersuche ich, wie Techniken des Screenings und der Quarantäne als Filter fungieren und eine Rhythmisierung der Körper vornehmen.
  • Welche Modi der Antizipation kennzeichnen den Umgang mit Pandemien? Hier gibt es Hinweise, dass gegenwärtig eine Rationalität der „Preparedness“ vorherrschend wird, welche den Eintritt des Schadensfalls als unvermeidbar ansieht und primär die Resilienz von Infrastruktursystemen zu steigern sucht. Diesem Kalkül entsprechen administrative Protokolle (A. Galloway), welche unterschiedliche Agentien auf den gleichen Kommunikationsstandard verpflichten.
  • Welche Affekte entstehen im Kontext der Pandemiegefahr? Insbesondere Kollektivaffekte der Angst und der Massenpanik teilen wesentliche Merkmale mit der viralen Infektion: Bei beiden handelt es sich um körperliche Ansteckungsphänomene, welche systematisch in Relation zueinander gesetzt werden müssen, um die dynamische Materialität von sozialen Krisensituationen zu verstehen.
  • Welche Techniken der Visualisierung werden zur Kontrolle der Verbreitung von Pathogenen eingesetzt? In welcher Form wird die Weltgesellschaft der Dynamik ihrer eignen Vollzüge ansichtig, sobald sie ihre Aufmerksamkeit auf potenziell gefährliche Übertragungsprozesse richtet? Hier möchte ich analysieren, wie die Modellierung der Ausbreitung von Krankheiten mit der Modellierung weltweiter sozialer Kontakte einhergeht.

Gerade die letzte Frage steht in einem engen Bezug zur Lüneburger Forschergruppe „Medienkulturen der Computersimulation“. Sie zielt auf die Untersuchung jener skopischen Mechanismen (K. Knorr-Cetina), auf deren Grundlage die Weltgesellschaft durch die Beobachtung der Krankheit als Objekt des Wissens und der Intervention erscheint. Die Simulationen der pandemischen Ausbreitung möchte ich im Anschluss an Niklas Luhmann als „Realitätsverdopplung“ begreifen, die in spezifischer Weise an Überwachungssysteme rückgekoppelt ist. Zugleich steht der Aspekt der Medialität im Zentrum des gesamten Projekts: Die Medialität von Grenztechnologien (Thermoscanner), Zukunftstechnologien (Scenario Planning, Vulnerability Mapping), des „protokollarischen“ Weltrechts und der affektiven Übertragungsprozesse.