Fellows Sommersemester 2018

Daniela Zetti - Wie Computer Geschichte schreiben

Das Publikationsprojekt leistet eine interdisziplinäre und methodisch informierte Bestandsaufnahme und verfolgt dabei das Ziel einer historisch-methodischen Perspektivierung der Frage, wie Forschungsergebnisse zur Geschichte des digitalen Zeitalters dargestellt werden können. Der projektierte Sammelband ist zugleich problem- und ergebnisorientiert: er bespricht Instrumentarien und Konzepte der Geisteswissenschaften im Lichte der Forschungsergebnisse einer medienwissenschaftlich informierten Technikgeschichte bzw. einer technikhistorisch informierten Medienwissenschaft.

Nico Formanek - Veränderungen der Physik durch Computersimulationen

In meiner Dissertation beschäftige ich mich mit der Veränderung der Physik durch Computersimulationen. Die zentrale These ist, dass es zur Bildung eines neuen Typs von physikalischen Theorien kommt: Theorien die speziell für Computersimulationen entwickelt wurden. Diese zeichnen sich, wie Simulationsmodelle, durch eine relative Autonomie von ihren Ausgangstheorien aus, vermitteln zwischen ihnen und Experimenten, sind aber im Gegensatz zu den Modellen abstrakt. Das heißt, aus den Simulationstheorien (Theorien für die Simulation) lassen sich Simulationsmodelle ableiten, die dann mit experimentellen Resultaten verglichen werden können. Bislang hat sich die Wissenschaftstheorie vornehmlich mit Simulationsmodellen und deren Zusammenhang mit ihren Ausgangstheorien, die keine Simulationstheorien sind, beschäftigt.

Johannes Bruder - Kolonisierung von Traum, Trauma und (Psycho)pathology

Meine aktuelle Forschung betrifft die Kolonisierung von Traum, Trauma und (Psycho)pathology in Diskursen zukunftsorientierter und spekulativer Designpraxis. Besonders interessiert mich, wie der Psychologie und Psychoanalyse entstammende Modelle kognitiver Ausnahmezustände eingesetzt werden um (imaginierte) Katastrophen in Möglichkeitsräume kreativer Reorganisation und technologischer Innovation umzudeuten. Die Skala reicht dabei von der computergestützten Modellierung von Schizophrenie und ADHS als Modell von kreativer Pathologie zwischen menschlichen Gehirnen und künstlicher Intelligenz bis zur Indienstnahme von möglichen Naturkatastrophen in stadtplanerischen Diskursen - im Angesicht der sich anbahnenden Katastrophe, werden Trauma und Pathologie nicht nur als Herausforderung, sondern auch als Chance für Design thinking und -praxis begriffen.

Matthias Denecke - Simulationsbegriff in einem kultur- und medienwissenschaftlichen Diskurs um 2000

Innerhalb dieses diskursiven Settings sind insbesondere solche Darstellungen von Simulation zentral, die ausgehend vom Bildschirm eine Form der Verflüssigung von ‹rechnenden und berechneten› Räumen annehmen. Das Projekt bezieht sich daher insbesondere auf vom Interface ausgehende Entwürfe von Simulation, die sich des Vokabulars des Flüssigen bedienen. Anhand von wissenschaftlichen Arbeiten zum Finanzmarkt wird dies näher veranschaulicht. Dies möchte ich am Beispiel einer Studie Knorr-Cetinas zu Finanzmärkten in den Blick nehmen: «In such markets, a scopic system is an arrangement of hardware, software, and human feeds that together function like a scope: like a mechanism of observation and projection, here collecting, augmenting, and transmitting the reality of the markets, their internal environments and external context.» (2009, 4) Ausgehend von den Bildschirmen, die als simulierende Interfaces befragt werden können, wird schließlich eine ‹Ontologie des Flüssigen› entworfen (Knorr-Cetina 2009).

Maya Ganesh - tests, testing, and standards of machine intelligence

My research is a socio-technical investigation of how tests, testing, and standards of machine intelligence (or, 'artificial' intelligence, or AI)  relate to imaginations and practices of ethics and accountability in the Law, Computer Science, and in context of the public discourse around AI. Taking the case of driverless cars and autonomous driving, my work responds to the question: “How do tests and testing of machine intelligence and the development of measures and standards, enable discursive, material and protocological regulation of these intelligences in automated decision-making contexts?” I develop this through three empirical sites: the mainstream and academic discourse on ethics tests as applied to machine learning in driverless car technology; an analysis of the material and epistemological outcomes of initiatives around ‘algorithmic accountability’; and through participation in standards-development process in two IEEE Working Groups.

Fabrizio Li Vigni - Complex systems science

During my junior fellowship at MECS, I will focus on the writing of the third and fifth parts of my thesis. The third part is composed by three chapters. The first one analyzes and questions the ways complexity scientists establish the proof and make their digital simulations credible. In it, I propose the term of “socio-epistemology” in order to study sociologically, following the approach of Armatte and Dahan (2004), what Althusser (1974) has called “spontaneous epistemologies”. I will show that complexity science models’ legitimacy is the result of a complex mix of conventional methods and new metaphysics. Such a chapter is conceived to be a critical, methodological and complementary dialogue with philosophers of science and epistemologists (Varenne and Silberstein, 2013; Grüne-Yanoff, 2009; Gramelsberger, 2011; Pias, 2011).

Wladimir Velminski - Ankunft einer Katze

Im geplanten Projekt am MECS in Lüneburg wird es um die Analyse einer der ersten Computersimulationen von Bewegungen eines Lebewesens überhaupt gehen. 1968 schufen drei Mathematiker der Moskauer Lomonosov-Universität eine 40 Sekunden dauernde Computeranimation – den Lauf einer Katze. Unter der Leitung von Nikolaj Konstantinov beschlossen die Mathematiker, die Gangart des Tieres mit Hilfe des Rechners BESM-4 zu simulieren und jede kleinste Veränderung auf dem Papier festzuhalten

Florian Hoof - Digital Uncertainty. Media-Based Decision Making

 Das Projekt untersucht mediale Konfigurationen der Vorhersage, Zukunftsantizipation und Entscheidungsfindung in wirtschaftlichen und kulturellen Zusammenhängen: Computersimulationen, algorithmische Steuerungs-, Entscheidungs- und Empfehlungssysteme, Management Cockpits bis hin zu von Consulting Firmen offerierten "forecast services[FH1] ". Sie stellen eine Umgebung bereit, die Kontingenz reduziert und soziotechnische Handlungszusammenhänge unter den Bedingungen von Unsicherheit stabilisiert und so erst ermöglicht.

Helge Peters

My doctoral research explores the politics of expertise in environmental governance, more specifically the introduction of computational simulation and optimisation techniques into the management of natural resources